Die Schlacht der Trolle
Sten nur ein einfacher Mann in der Dunkelheit, der seinen Weg suchte.
»Ich könnte …«
Die unausgesprochene Drohung spiegelte sich unheilschwanger in Pards Miene.
Zwar zeigte sich Vrok zerknirscht, doch noch war die Streitlust nicht vollkommen aus dem Troll gewichen. »Es war ein Scherz«, verteidigte er sich. »Woher sollten wir wissen, dass die Menschen so leichtgläubig sind?«
»Ich habe euch gesagt, dass ihr hierbleiben sollt. Es gibt frisches Fleisch, ihr habt genug Platz, warum also musstet ihr losziehen und Ärger machen?«, fragte Pard scheinbar ruhig.
»Wir wollten …«
»Scheiße!«, brauste Pard auf. »Ihr habt nicht zu wollen. Ihr habt die Schnauze zu halten und zu warten!«
Diesmal erwiderte Vrok nichts, aber Sten bemerkte das wütende Aufblitzen der dunklen Augen des Trolls.
»Verschwinde«, fauchte Pard. Als Vrok gehorchte und sich in eine Ecke drückte, wandte sich der massige Troll an Sten: »Wie schlimm ist es?«
»Es geht. Ionna ist nicht allzu ängstlich, keine Sorge. Aber es gibt genug Menschen, die euch nicht kennen und deswegen fürchten.«
Einen Moment überlegte Sten, dann fügte er hinzu: »Oder die euch kennen und gerade deswegen fürchten.«
»Ja, ja. Sollen wir noch einmal mit Ionna reden?«
»Besser nicht. Wir haben ganz andere Probleme.«
»Wieso?«, fragte Kerr neugierig und gesellte sich zu ihnen.
»Krieg liegt in der Luft. Im Osten ziehen dunkle Wolken herauf.«
»Regen?«, fragte Pard, aber Sten schüttelte den Kopf.
»Nein, das war nur ein Bild. Es scheint so, als ob die Masriden, oder zumindest einer der Marczegs, etwas planten. Einen Angriff vielleicht.«
»Das ist nicht gut für dein Volk«, vermutete Kerr leise.
»Nein. Das bedeutet, dass wir jeden Krieger brauchen werden.«
»Dich auch«, sagte Pard finster. »Du führst dein Volk im Krieg. Ich habe es in der Schlacht gegen Zorpad gesehen.«
»Ja. Mich auch.«
»Dann wirst du uns nicht mehr helfen? Sondern in den Krieg ziehen?«
Kerr schien von dieser Möglichkeit entsetzt zu sein.
»Ich weiß nicht, wie ich euch helfen kann«, gestand Sten niedergeschlagen. »Ich hatte die Hoffnung, dass wir in Teremi eine Lösung finden, aber Ionna hat recht. Unsere Krieger helfen euch nicht.«
»Nein«, knurrte Pard. Mit zusammengezogenen Brauen sagte er: »Vielleicht steckt wieder ein Masride dahinter? So wie Zorpad? Vielleicht sollten wir mit euch ziehen.«
»Möglich ist das«, räumte Sten ein. »Aber nicht sehr wahrscheinlich. Auch wenn der Gedanke verlockend ist, glaube ich nicht daran.«
»Was sollen wir tun? Wir können nicht für immer an der Oberfläche bleiben. Wenn du fortgehst, sollten wir nicht in der Nähe der Menschen verweilen.«
»Wir können mit Sten kämpfen«, warf Kerr ein.
»Das ist nicht unser Kampf. Wir haben unseren eigenen Krieg«, erwiderte Pard. »Sten muss seine Schlachten schlagen, wir die unseren.«
Obwohl Sten Kerrs Gedanke auch schon gekommen war, gab er Pard innerlich recht. Wenn es zum Krieg im Osten kam, wären die Trolle sicherlich hilfreiche Verbündete, aber ihr eigenes Problem würden sie so nicht lösen. Und ein Zusammenleben erschien Sten auf Dauer zu spannungsreich. Ganz abgesehen von den finsteren Gründen hinter Andas Krieg. Noch hat mich Ionna nicht überzeugt, dass die Bedrohung für uns gering ist. Costins Tod und die Vernichtung von Arşita sprechen eine deutliche Sprache. Die Erinnerung an den Verlust des kleinen, stets zu einem Scherz aufgelegten Wlachaken fuhr Sten kalt durch Mark und Bein.
»Habt ihr denn gar keine Vermutung, was Druan hier wollte?«
»Er dachte, dass du helfen könntest«, erwiderte der massige Troll grimmig.
»Hat er denn sonst gar nichts gesagt?«
»Doch«, rief Kerr plötzlich. »Er hat noch einen Namen genannt. Auf der Flucht. Kurz bevor … bevor Anda ihn erwischt hat.«
Die Stimme des jungen Trolls stockte, und er fasste sich an die Seite, wo sich zwei lange, wulstige Narben entlangzogen. Klauenspuren, dachte Sten und fragte laut: »Welchen Namen? Wen hat Druan dir genannt?«
Der junge Troll überlegte, sein Mund öffnete und schloss sich einige Male.
»Vangeliu«, antwortete Pard überraschend. »Kerr hat es mir erzählt, als wir ihn fanden. Er war schwer verletzt.«
Erleichterung floss durch die Glieder des Wlachaken. Vielleicht hatte Druan doch einen Plan. Fieberhaft überlegte Sten, was Druan zu diesem Auftrag bewogen haben könnte. Der alte Vangeliu war ein Geistseher, ein weiser Mann, der in steter Zwiesprache
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