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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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trocknen. Sie konnte die Blicke der Soldaten, Tamárs Blick in ihrem Nacken spüren. Zornig wischte sie die Tränen weg. Sie empfand einen großen Hass auf den Masriden, der sie so gedemütigt hatte.
    Das Pferd schnaubte ungehalten unter ihren heftigen Bemühungen, sodass Flores vorsichtiger wurde. Der Gaul kann ja nichts dafür, sondern nur dieser großmäulige, dreimal verfluchte Masride. Ihr Kopf war leicht, und ihre Gedanken flogen nur so dahin, ganz anders als in den letzten Tagen, als sie nur gekrochen waren.
    »Niemand muss sich seiner Tränen schämen, wenn sie aus wahrer Trauer vergossen werden«, erklang Tamárs Stimme hinter ihr.
    »Wenn Ihr mich nicht in Ruhe lasst, werde ich Euch anders zum Schweigen bringen«, erwiderte Flores kalt, ohne sich umzudrehen.
    »Wie Ihr wünscht, Nemes Flores. Willkommen zurück unter den Lebenden.«
    Seine Schritte entfernten sich, und endlich war Flores allein mit sich und ihren Gedanken. Ich sollte mich volllaufen lassen und mich an Viçinia erinnern, anstatt mit dem Marczeg zu reden. Ich sollte an ihre Taten und Worte denken, und sie niemals vergessen. Plötzlich erstarrte sie. Ich bin diejenige, von der Şten es erfahren wird. Der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Einen Herzschlag lang hoffte sie, dass er auf einem geheimnisvollen Weg schon von Viçinias Tod erfahren, schon die Zeit gefunden hatte, den Gedanken ertragen zu lernen, aber dann verhärtete sich ihre Miene. Ich muss es ihm sagen, es ist meine Pflicht, meine Aufgabe, meine Bürde.
    Den Rest des Tages hielt sich Flores abseits von den Kriegern des Marczegs. Nur die anderen Wlachaken blieben an ihrer Seite. Auch am nächsten Tag ritt sie nur mit diesen.
    Am Magy entlang verlief eine alte Straße, der sie folgten. Im Laufe des Vormittags fielen einige schwere Regentropfen auf die trockene Erde, und von Norden her grollte Donner, doch das Gewitter schien an ihnen vorüberzuziehen. Immer wieder blickte Tamár zu Flores, aber die Wlachakin ignorierte ihn. Erst als ein Reiter der Vorhut im vollen Galopp zu ihnen zurückkam, lenkte sie ihren Braunen näher an den Marczeg heran. Neben dem Krieger ritt ein älterer Wlachake in reich verzierter Kleidung, der höflich das Haupt vor Tamár neigte, als dieser von Köves vorgestellt wurde. Als er hörte, dass Tamár der Marczeg sei, zuckte nicht ein Muskel in dem unbewegten Gesicht des Gesandten.
    »Meine Herrin, Voivodin Ionna cal Sares, entsendet Grüße. Sie lagert an den Furten des Iames mit ihren Soldaten und bittet Marczeg Békésar, an einem Rat teilzunehmen.«
    »Einem Rat?«
    »Meine Herrin hat Kunde von den Übergriffen auf Euer Land erhalten. Sie bittet Euch, sich an ihr Friedensangebot zu erinnern. Ein Krieg wäre in der momentanen Situation keiner Seite förderlich.«
    »Ah«, erwiderte Tamár mit säuerlichem Gesichtsausdruck. »Eine Drohung.«
    Erschrocken hob der Gesandte die Hände. »Nein, keinesfalls. Falls ich diesen Eindruck erweckt haben sollte, ist dies allein mein Fehler. Das Gegenteil ist der Fall: Voivodin Ionna bietet Euch ihre Hilfe an.«
    »Richte der Fürstin aus, dass ich zu ihrem Rat kommen werde. Die Audienz ist beendet«, verkündete der Masride hochmütig und nickte dem Wlachaken zu. Einen Moment lang schaute dieser ihn verdutzt an, dann sagte er: »Man hat mich gebeten, mich nach dem Befinden …«
    Weiter kam er nicht, denn Tamár sah ihn finster an und wiederholte: »Die Audienz ist beendet.«
    Nach kurzem Zögern verneigte der Gesandte sich erneut sehr tief im Sattel und wendete dann sein Reittier.
    »Ihr solltet Ionnas Hilfe nicht ausschlagen«, riet Flores, die ihr Pferd neben Tamár lenkte. Der Masride sah sie mit erhobener Augenbraue an.
    »Nemes Flores, Ihr brecht Euer Schweigen?«
    »Um Euch einen gut gemeinten Rat zu geben, Marczeg.«
    »Dann danke ich Euch für Eure gute Absicht. Aber ich werde nicht als Bittsteller in Ionnas Lager erscheinen. Ich werde schlechte Nachrichten überbringen, aber ich bin der Marczeg des Sireva. Ich werde auf Augenhöhe mit der Fürstin reden oder gar nicht!«
    Mit diesen Worten trieb er sein Pferd an und ritt weiter nach Westen.
    Flores sah ihm einige Zeit nach, bevor sie ihm folgte. Wem wird Ionna die Schuld an Viçinias Tod geben? Sie wird ihre Schwester rächen wollen. Wenn Tamár sie nicht von seiner Unschuld überzeugen kann, ist er die längste Zeit Marczeg gewesen. Wie zwischen Hammer und Amboss würde seine Herrschaft von Laszlár und Ionna rasch zerschlagen werden. Ja, er

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