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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Krieger, der neben der Szarkin niederkniete und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
    »Wir brechen auf.«
    Der Ankündigung folgte ein schwacher Versuch Viçinias, aufzustehen. Schließlich wurde sie jedoch wieder getragen. In schnellem Schritt ging es bis zum Fluss, wo ein flaches Fischerboot im Schilfgras versteckt lag.
    »Ihr seid hier nicht sicher. Ich kann Euch nicht verbergen. Im Westen und Norden sind Szilas’ Krieger auf Patrouille. In Eurem jetzigen Zustand habt Ihr keine Aussicht, an diesen vorbeizugelangen. Und hierzubleiben wäre Wahnsinn«, erklärte Sciloi ernst.
    »Ich muss nach Teremi«, erwiderte Viçinia schwach.
    »Natürlich. Aber zunächst werdet Ihr den Magy hinabfahren.«
    »Das ist die entgegengesetzte Richtung!«, protestierte die junge Wlachakin.
    »Ja. Aber ich kann Euch nicht nach Westen bringen, und ich habe auch keine Vertrauten, die Euch dorthin bringen könnten. Dennoch müsst Ihr fort von hier. Und dafür bleibt nur der Magy.«
    Auf Scilois Geheiß ließ der dyrische Krieger die Wlachakin hinab in das Boot.
    »Lasst Euch ein wenig treiben. Vorbei an der Stadt. Dann geht im Süden an Land. Mein Untergebener hat Euch Nahrung, Kleidung und einige andere nützliche Dinge in das Boot gepackt. Am besten stehlt Ihr irgendwo ein Pferd, oder Ihr schlagt Euch zu Fuß nach Westen durch. Schafft Ihr das?«
    Mit großer Willensanstrengung richtete Viçinia sich auf und lehnte sich erschöpft an die niedrige Bordwand.
    »Ja. Ist es denn klug, am Südufer entlangzuziehen? Wie viele Einheiten hat Szilas dort?«
    »Nur einige Spähtrupps. Wie es an der Grenze aussieht, weiß ich nicht.«
    »Ich schaffe das schon. Danke, Nemes Sciloi.«
    Mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete sich die Szarkin und bellte dann einen Befehl. Die beiden Soldaten schoben das Boot aus dem Schilf, bis es von der Strömung erfasst wurde. Während die beiden zurückwateten, hob Viçinia die Hand zu einem Abschiedgruß an die rätselhafte Szarkin. Dann glitt die kleine Gruppe aus ihrem Blickfeld, und mit einem Mal tanzten wieder Schatten vor ihren Augen. Der blaue Himmel wurde dunkler und dunkler. Dann war er schwarz, und die unaufhörliche Jagd der Gedanken in Viçinias Geist endete. Nur das Gurgeln des ewigen Magy begleitete die Wlachakin auf ihrer Fahrt.

25
     
     
    Z war war weder das Lager der richtige Ort, noch war der Kriegszug nach Osten die richtige Zeit, doch ließ Flores sich durch diese Nebensächlichkeiten nicht davon abhalten, angemessen zu trauern. Auch die masridischen Soldaten waren, wie Krieger nun einmal sind, und somit fiel es der eben zur Bojarin erhobenen jungen Frau nicht schwer, einen Krug mit einem dunklen, scharfen Schnaps aufzutreiben, der ein wenig nach Kräutern und sehr nach Rüben schmeckte. Langsam, aber entschlossen, machte Flores sich daran, den Krug zu leeren. Während der Alkohol sich seinen Weg ihre Kehle hinunterbrannte und sich als wohlige Wärme in ihrem Leib verbreitete, dachte Flores an die Taten Viçinias, an ihr Leben, ihre Siege und Niederlagen, an ihr Glück und ihren Verlust. Dreimal verflucht, warum Viçinia? Und was wird aus meinem Bruder werden? Ich konnte stolz sein, Teil dieser Familie zu sein. Und nun, was bleibt von unserer Linie übrig? Ich allein. Bei den Geistern, ich bin der lausige Überrest unseres stolzen Hauses!
    Ihre trüben Gedanken kehrten zu jenen zurück, welche sie verlassen hatten. Sten, tapfer, manchmal allzu waghalsig, allzeit um das Wohl anderer besorgt. Ihr Bruder schien sich immer seines Platzes in der Welt bewusst zu sein und hatte niemals Zweifel am Kampf der Wlachaken gehabt. Anders als Flores selbst, der Tod und Krieg für lange Zeit den Willen genommen hatten, für ein hehreres Ziel als den eigenen Geldbeutel zu streiten. Auch Viçinia war mit dem Krieg aufgewachsen. Auch sie war tapfer gewesen, sich ihrer Pflicht bewusst und ihrer Schwester stets und in allem eine Stütze. Außer, als es um Şten ging, erinnerte sich Flores mit einem halben Lächeln. Als Ionna von ihr forderte, einen anderen zu heiraten, hat sie sich ihrer Schwester widersetzt. Auf ihre Art war Viçinia ebenso entschlossen gewesen wie Sten. Beide hatten niemals jene Zerrissenheit gespürt, die Flores beherrschte. Sie haben all die Toten in Kauf genommen, um den Lebenden zu helfen. Sie haben ihr eigenes Leben riskiert, weil ihnen ihre Ziele mehr bedeuteten.
    Der Gedanke, dass Sten und Viçinia für sie nicht mehr erreichbar waren, erschien Flores unwirklich, so als ob die beiden

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