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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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geschleppt und dann auf harten, kühlen Stein gelegt. Unfähig, auch nur einen Muskel zu bewegen, blieb sie schwer atmend liegen. Langsam kehrte ihr Sehvermögen zurück, auch wenn noch immer bunte Schemen und dunkle Schatten durch ihr Sichtfeld tanzten. Undeutlich tauchte ein Gesicht vor ihr auf. So sehr sie auch blinzelte, es blieb verschwommen, und sie schloss erschöpft die Augen. Wo bin ich?
    »Fass an, wir tragen sie hoch.«
    »Die krepiert doch gleich. Guck dir das ganze Blut an!«
    Blut? Das ist doch nur Erde.
    »Jetzt mach schon!«
    Leises Fluchen war zu vernehmen, als Viçinia sich emporgehoben fühlte. Es schmerzte an Handgelenken und Knöcheln, und ihr Kopf schlug gegen eine harte Kante. Die bunten Flecken drohten von der Schwärze verzehrt zu werden, die von den Rändern ihres Sichtfeldes vorwärtskroch. Die schaukelnde Bewegung war unangenehm. Viçinia konnte spüren, wie sich ihr Magen zusammenzog. Dann war die Tortur zu Ende, und sie wurde wieder auf den Steinboden gelegt. Um sie herum war es dunkel, und die Wlachakin ergab sich nur allzu gern der Finsternis.
     
    Als sie wieder aufwachte, waren ihre Gedanken klarer. Schmerzen pochten in ihrem Nacken, von wo aus sie durch jede Faser ihres Leibes zu strömen schienen. Bittere Galle und der metallene Geschmack von Blut lagen ihr auf der Zunge. Ihre Umgebung war düster, nur ein einzelner, greller Lichtstrahl fiel herab und beleuchtete die großen Steinplatten des Bodens, auf dem sie lag.
    Vorsichtig bewegte sich die junge Frau. Ihr Körper protestierte, ihre Schmerzen vervielfältigten sich. Langsam, unerträglich langsam schob sie ihren Arm unter dem Leib hervor und blieb dann schnaufend liegen, während das Leben prickelnd zurück in den Arm schoss.
    »Sie is’ wach«, stellte eine Stimme ohne große Begeisterung fest. Jemand hockte sich vor Viçinia hin. Im Gegenlicht wirkten die hellen Haare wie ein Kranz um den Kopf des Mannes.
    »’ne Wlachakin«, sagte er und spuckte aus. »So’n Dreck. Die ganze Arbeit für nix.«
    Mühsam versuchte Viçinia zu sprechen, doch ihr trockener Hals brachte nur ein Krächzen hervor.
    »Warte. Der Marczeg hat gesagt, dass wir auch alle Weiber mitbringen sollen.«
    »Auch Lehmfresser?«
    Die Antwort des anderen konnte Viçinia nicht hören, aber sie wurde an den Schultern gepackt, hochgezogen und hingesetzt. In ihrem Rücken spürte sie unebenen Stein. Der Bergfried, dachte sie benommen. Ich bin in Turduj.
    »Sie ist’ne Hübsche.«
    Eine Hand wischte über das Gesicht der Wlachakin. Sie wollte sich gegen die Berührung wehren, aber es gelang ihr kaum, den Kopf abzuwenden.
    »Seine Hochwohllöblichkeit hat gesagt, dass wir’ne Rothaarige suchen. Is’ sie das?«
    »Rote Haare hat sie ja.«
    Viçinia kam eine schreckliche Erkenntnis. Das sind Laszlárs Männer. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Eine verworrene Aneinanderreihung von Bildern und Eindrücken; die Schlacht, der Tod des Marczegs, die Flucht. Ich wurde verschüttet. Lebendig begraben. Ausgerechnet diese Männer haben mich gerettet.
    »Wir sollten sie gleich hier abstechen. Erspart uns den Ärger.«
    Wieder brachte Viçinia kaum mehr als ein Husten hervor, als sie sprechen wollte. Die Zunge klebte ihr am Gaumen. Gerade als sie es noch einmal versuchen wollte, ertönte von dem Licht her die Stimme einer Frau: »Sie gehört zu mir.«
    Mit halb zugekniffenen Augen blickte Viçinia in das Licht und sah eine kleine Gestalt, die von zwei großen Schatten flankiert wurde. Diese Stimme, dachte die Adlige, konnte sich aber nicht erinnern, woher sie diese kannte.
    »Nee, das is”ne Wlachakin«, widersprach der Kniende.
    »Nichtsdestotrotz ist sie Teil meiner Gesandtschaft. Wir nehmen sie mit. Ich danke euch für eure Arbeit«, erklärte die kleine Person entschieden.
    »Das geht nich’. Außerdem«, fuhr der Mann misstrauisch fort, »die war in dem Gang. Was macht deine Gesandtschaft in der Burg?«
    »Gute Frage«, erwiderte die Unbekannte. Dann sagte sie etwas in einer Sprache, die Viçinia nicht verstand, und mit einem Mal sprangen ihre beiden Begleiter vor. Stahl glänzte in dem Lichtstrahl, Schatten tanzten über die Wände. Ein dumpfer Schlag ertönte, ein Seufzen, dann war es still.
    »Zu schlau für ihr eigenes Wohl.«
    Erneut gab die Frau einen kurzen Befehl, den Viçinia nicht verstand. Sie wurde angehoben, doch diesmal weitaus vorsichtiger. Als man sie aus dem Gebäude trug, erhaschte sie einen kurzen Blick auf dunkles Haar.
    »Stellt Euch

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