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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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wirkte. Blinde Fische stoben vor ihren Füßen weg, die feines Gestein aufwirbelten. Dank ihrer geschärften Sinne waren ihre Schritte sicher, und sie gelangte zu dem Tunneleingang. Mit einem letzten, tiefen Atemzug tauchte sie unter. Halb kroch sie, halb schwamm sie in der Dunkelheit. Der Weg war lang, aber ihr Atem war stark. Als sie auf der anderen Seite auftauchte, sog sie die neue Luft prüfend ein. Der Geruch von Troll beschleunigte ihren Herzschlag. Links war ein schwacher Lichtschein, der in einem Gang schimmerte. Langsam schritt Anda weiter, während sich hinter ihr die Schädel der anderen Trolle aus dem Wasser erhoben.
    Es bedurfte keiner Worte, um den Angriff zu befehlen. Ebenso wenig musste Anda Stille gebieten. Ihre Trolle folgten ihr gespannt in der Finsternis, leise, tödlich. Wahre Jäger.
    Doch ihren Geruch konnten sie nicht überdecken. Ein fragender Laut ertönte, dann schrie eine tiefe Stimme vor ihnen. Anda erwiderte das Gebrüll und sprang vor. Ihre Füße donnerten über den Felsboden, während hinter ihr die Jäger heulten.
    Der Gang öffnete sich in eine große Höhle, die vom Schein vieler Flechten erhellt war. Suchend fuhr Andas Haupt herum, und sie sah zuckende Schatten. Trolle, die panisch in einen Tunnel stürzten.
    »Turk!«, brüllte sie laut und blieb herausfordernd stehen. Ein mächtiger Troll wandte sich ihr zu und fletschte die Hauer. Die Letzten der fliehenden Trolle erreichten indes den Gang und verschwanden. Plötzlich wandte sich auch Turk ab, und Anda grölte vor Wut. So ein Feigling!
    Schon stürmte sie los, erreichte den Eingang. Weiter vorn hörte sie Trolle, spürte sie Trolle, roch sie ihre Angst und ihre Wut. Nur einer war zurückgeblieben und stellte sich ihr entgegen.
    Doch anstatt zu kämpfen, riss er mit seinen Pranken an einem Teil der Wand. Dunkelheit verschluckte Anda, als der Tunnel über ihr zusammenbrach. Schwere Steinbrocken trafen sie. Sie spürte Turk in dem Gang, spürte seinen Triumph. Aber sie konnte ihn nicht erreichen, also sprang sie zurück und beobachtete, wie der Gang verschwand und vom ewigen Fels verschluckt wurde.
    Um sie herum schrien die Jäger erbost, weil ihre Beute entkommen war, doch Anda schwieg.
    »Zwergenmist«, brüllte Sbon. Da erwiderte die Trollin ruhig: »Er ist uns entkommen. Er flieht, weil er uns fürchtet. Soll er sich freuen. Seine Welt schrumpft und schrumpft, während wir die unsere erobern.«
    Wahre Trolle fliehen nicht, sie kämpfen!

24
     
     
    D ie Dunkelheit war erdrückend. Es gab kein Entrinnen. Selbst die Luft wurde von der Dunkelheit vertrieben. Zeit verlor jede Bedeutung. Halb träumend schwebte die Wlachakin in der endlosen Schwärze. Kein Oben oder Unten existierte. In ihrem Geist schrie eine Stimme, doch sie war fern und leise, und ihre Worte ergaben keinen Sinn. Der Druck auf ihren Leib war schmerzhaft, aber auch die Schmerzen waren unwirklich, als tobten sie in einem anderen Körper. Ihre Atemzüge waren flach. Ein Gedanke tauchte auf. Ich bin tot, und dies ist die nächste Welt; ich wandle auf den Dunklen Pfaden. Die andere Stimme schrie lauter, wollte sich Gehör verschaffen, doch dieser Gedanke war zu faszinierend. Viçinia verinnerlichte ihn und gab sich ihm vollständig hin.
    Plötzlich spürte sie eine Bewegung. Vernahm ein Geräusch. Etwas berührte sie an der Haut, kalt und hart. Unvermittelt kehrte Licht in die Welt zurück, die Dunkelheit verschwand und mit ihr der unerträgliche Druck. Staub stieg Viçinia in die Nase, drang ihr in den Mund, als sie nach Luft schnappte. Ein trockener Husten ließ ihren Körper erbeben. Sie rang nach Atem, bis sich ihre Lungen weiteten. Gierig sog sie mehr ein, kümmerte sich nicht um den Geschmack von Erde auf ihrer Zunge, den feuchten Schmutzfilm auf ihrer Haut, sondern atmete einfach nur; genoss das Gefühl der gefüllten Lungen, das Schlagen des Herzens, selbst den Schmerz in ihren Muskeln.
    »Verflucht, die lebt noch!«
    Zunächst verwirrten die Worte Viçinia nur. Benommen öffnete sie die Augen, doch das helle Licht stach schmerzhaft in ihren Schädel. Ein tierischer Laut ertönte, und es dauerte einen Herzschlag lang, bevor sie erkannte, dass es ihre eigene Stimme war.
    »Zieh sie raus.«
    Raue Hände packten ihre Arme und zerrten an ihr. Die Erde gab ihr Opfer nur widerwillig wieder preis. Die grobe Behandlung sandte Wellen von Pein durch die Gelenke der Wlachakin. Endlich gab es einen Ruck, und Viçinia war frei. Sie wurde unsanft einige Schritt weit

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