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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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leblos, Nemes Viçinia«, bat die Frau, und die Wlachakin kam der Aufforderung nach. Es folgten mehr Worte, die fremd und doch melodisch in Viçinias Ohren klangen. Sie wurde behutsam über die Schulter eines Mannes gelegt. Ihre Wange ruhte an kühlem Metall, und ein angenehmer, erdiger Geruch drang ihr in die Nase. Der Boden flog nur so unter ihr hin, als sie mit großen Schritten davongetragen wurde. Pflastersteine wurden zu Erde, Erde zu Gras und schließlich zu Laub. Bevor sie sichs versah, lag sie auf dem Rücken auf weichem Waldboden. Kühles Wasser spritze ihr ins Gesicht, und sie trank gierig aus der Schale, die ihr hingehalten wurde.
    Neben ihr setzte sich eine kleine, dunkelhaarige Frau hin und lächelte sie an. Es dauerte einige Momente, bis Viçinia sie erkannte.
    »Sciloi Kaszón!«
    Mit einer graziösen Geste neigte die Szarkin ihren Kopf und antwortete: »Ich fühle mich geehrt, dass Ihr mich wiedererkennt.«
    »Wie könnte ich Euch vergessen. Ihr seid Zorpads rechte Hand …«
    »Ich war Zorpads rechte Hand«, berichtigte Sciloi sie. »Zorpad ist tot. Ihr erinnert Euch?«
    Verwirrt legte Viçinia die Stirn in Falten. Die Kopfschmerzen brandeten immer noch brüllend gegen ihren Verstand. Dumpf erinnerte sie sich an ihre Zeit als Geisel an Zorpads Hof. Die Szarkin Sciloi hatte ihre Augen und Ohren immer überall gehabt und ihrem Herrn Marczeg Zorpad geschickt gedient.
    »Nach der Schlacht dachten wir, dass Ihr tot seid«, erklärte Viçinia schwach.
    »Das war falsch gedacht.«
    Eine Gestalt trat an Sciloi heran. Ein großer Mann in einer goldenen Rüstung, die im hellen Sonnenlicht geradezu funkelte. Ein Dyrier. Aber warum?
    »Ich sehe Euch an, dass Ihr verwirrt seid. Nun, es ist eigentlich einfach. Als mein damaliger Herr in die Schlacht ritt, machte man mir ein besseres Angebot.«
    »Wer?«, krächzte Viçinia, aber dann erkannte sie: »Sargan!«
    »Richtig. Ich diene jetzt dem Goldenen Imperium. Oder genauer, ich diene Sargan Vulpon, seinerseits demütiger Diener des Imperators!«
    »Was tut Ihr hier?«
    »Verhandlungen. Man befand, dass ich, dank meiner genauen Kenntnisse des Landes, am besten geeignet sei für diese nicht leicht zu bewältigende Aufgabe.«
    »Verhandlungen? Aber mit wem?«
    »Mit Marczeg Laszlár Szilas natürlich. Und mit Marczeg Gyula Békésar, doch leider kam es dazu ja nun nicht mehr.«
    »Aber Sargan ist an Ionnas Hof gekommen. Er …«
    Darauf lachte Sciloi laut auf. Sie fixierte Viçinia mit einem amüsierten Blick.
    »Ihr denkt doch nicht, dass das Goldene Imperium nicht alle Möglichkeiten ausschöpft? Sargan wurde zu den Wlachaken gesandt, ich zu den Masriden.«
    Die Neuigkeit überraschte die Wlachakin, aber ihr Geist war zu müde, um sich mit den Folgen zu befassen, die daraus resultieren mochten. Stattdessen fragte sie: »Warum habt Ihr mich gerettet?«
    Eine Zeit lang antwortete die Szarkin nicht. Nun, da ihre Sicht sich klärte, bemerkte Viçinia die prunkvolle Kleidung und die sorgfältig frisierten Haare.
    »Zufall, Nemes Viçinia. Ich war nur neugierig auf den Fluchttunnel. Dann sah ich Euch. Im Imperium glaubt man an das Schicksal, mit dem die Götter alle Menschen aneinanderfesseln. Als ich Euch hilflos dort im Gang sah …«
    Die Stimme der Szarkin verklang langsam. Dann fuhr sie bedächtig fort: »Seht es als eine Art Wiedergutmachung an. Ich begleiche meine Schulden immer. Davon abgesehen, solltet Ihr Euch stets daran erinnern, dass eine Gesandte des Imperiums Euch gerettet hat. Vergesst nicht, wem Ihr Euer Leben verdankt.«
    Daraufhin schwieg Viçinia. Sie war erschöpft, zu erschöpft, um über all das nachzudenken. Sargan, Sciloi, das Imperium, Marczeg Szilas, Flores. Unvermittelt richtete sie sich auf.
    »Was ist mit den Flüchtlingen? Sind sie entkommen?«
    Wieder stahl sich ein Lächeln auf Scilois Lippen.
    »Der Marczeg tobt vor Wut. Offensichtlich haben sie den Ylt überquert und sind am Magy entlanggezogen, während Szilas seine Reiter nach Norden gesandt hat. Nun traut er sich nicht, sie weiter zu verfolgen, weil er nicht sicher weiß, wo die restlichen Truppen der Békésars stehen.«
    Erleichtert sank Viçinia zurück.
    »Der junge Marczeg ist ein schlauer Hund. Aber ich bezweifle, dass er noch lange Marczeg sein wird. Szilas scheint erpicht darauf zu sein, jeden anderen Anspruch auf den Thron auszulöschen. Und er ist gut vorbereitet.«
    Sich nähernde Schritte ließen Sciloi alarmiert herumfahren, doch es war nur ein weiterer goldgerüsteter

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