Die Schlacht der Trolle
dazu veranlasste, ihn harsch zu begrüßen.
»Was gibt es?«, fragte die Söldnerin knapp.
»Es wird bald einen Kriegsrat geben, und ich dachte, dass Ihr vielleicht anwesend sein wollt. Immerhin seid Ihr die Bojarin von Dabrân.«
»Ach«, schnaubte Flores und winkte ab. »Kriegsräte sind bloß endloses Gerede!«
»Vielleicht ist es auch besser, wenn Ihr dem Rat fernbleibt«, erwiderte Tamár mit einer unbestimmten Geste in Flores’ Richtung. »Wenn man Euren Zustand bedenkt«, fügte er vielsagend hinzu.
»Was soll das heißen? Wollt Ihr mir die Teilnahme am Rat verbieten?«, erkundigte sich die Wlachakin entrüstet. Eine vorsichtige Stimme in ihrem Geiste wies sie darauf hin, dass ihre Sprache undeutlich klang und dass Tamár möglicherweise recht haben könnte, doch Empörung und Alkohol überstimmten diese leise Fürsprecherin der Vernunft.
»Nein, natürlich nicht, aber …«, sagte der Masride beschwichtigend, doch Flores fuhr ihm ins Wort: »Gut! Das wäre ja auch noch schöner!«
Sie konnte sehen, dass Tamár verärgert war. Aber sie achtete nicht darauf. Ihr Zorn bahnte sich einen Weg, und bevor sie wusste warum, fauchte sie ihn an: »Selbst wenn Ihr das wolltet, würde ich mir von einem eingebildeten Masriden nichts untersagen lassen!«
Eine Zornesfalte erschien auf Tamárs Stirn. Sein Mund wurde schmal, als er die Lippen zusammenpresste. Für einen Moment dachte Flores, er würde ohne ein weiteres Wort hinausstürmen, doch dann hob er den Zeigefinger.
»Ihr vergesst Euch, Bojarin. Euch und Eure Position. Ich will das entschuldigen, vermutlich hat Euer Saufgelage Eure Sinne betäubt!«
»Meine Sinne sind so scharf wie immer«, erwiderte Flores aufgebracht, auch wenn sie genau wusste, dass es nicht stimmte. »Sie zeigen mir einen anmaßenden Masriden, der sich aufführt, als wäre ich ihm untertan.«
»Mir ging es lediglich um Euer Wohl und Ansehen, Flores. Vielleicht werdet Ihr das erkennen, wenn Euer wlachkischer Hitzkopf sich abkühlt! Oder sich der Schnapsnebel lichtet!«
Wütend schnappte Flores nach Luft. Wie kann er es wagen? Dieser Bastard!
»Das ist allein meine Angelegenheit«, brüllte die Wlachakin. »Ich kann auf mich selbst aufpassen und brauche keinen Vormund, und schon gar keinen masridischen Hund, der mir sagen will, was richtig und was falsch ist!«
Die Muskeln in Tamárs Gesicht arbeiteten, doch dann nickte er betont höflich.
»Wie Ihr wollt, Nemes Flores. Ich weiß nicht, warum Ihr gerade diesen Augenblick ausgewählt habt, um Euch in diesen unwürdigen Zustand zu versetzen, aber Ihr habt recht, es ist Eure Entscheidung.«
Mit diesen Worten machte der Masride auf dem Absatz kehrt und ging steif aus dem Zelt.
Ich trauere, du verfluchter Narr, wollte Flores ihm noch nachrufen. Doch der Masride war schon fort, also wandte sie sich ab und griff nach ihrem Waffengurt. Als ihre Finger ungeschickt abglitten und sie sich an einem Nagel, der aus der Zeltstange ragte, einen langen Kratzer zuzog, fluchte sie laut und deftig. Vielleicht hatte ich tatsächlich den einen oder anderen Schluck zu viel. Aber das gibt diesem aufgeblasenen Hahn noch lange nicht das Recht, über mich zu urteilen, verdammt!
Vorsichtig warf die Wlachakin sich einen Wappenrock über und gürtete diesen mit ihrem Waffengurt. Mit zwei unsicheren Schritten erreichte sie ihre Lagerstatt und nahm den Becher Wasser, der dort stand. Ohne Umstände schüttete sie sich das kühle Wasser ins Gesicht und versuchte, den leichten Schwindel zu unterdrücken, der von ihr Besitz ergriffen hatte. Mit betont gelassenem Gesichtsausdruck verließ sie darauf ihre Unterkunft und ging hinüber zu Ionnas prächtigem Zelt, das in der Mitte des Lagers aufgestellt worden war.
Obwohl die Berichte der Späher interessant waren, konnte sich Flores kaum auf sie konzentrieren. Neben Ionna saß Tamár. Das Protokoll sah vor, dass der junge Marczeg genauso erhöht wie die Voivodin saß, also hatte man den beiden ein kleines Podest gezimmert, auf denen ihre kunstvoll verzierten Stühle standen. Auch wenn das Gesicht des Masriden nicht verriet, was in ihm vorging, konnte Flores spüren, wie er sie innerlich verhöhnte. Sie bereute bereits ihre Entscheidung, zum Kriegsrat zu kommen. Trotz ihrer Anstrengung, ihren Rausch zu verbergen, machte sich der Alkohol stark bemerkbar. Ihre Aussprache war schnell und undeutlich, ihre Bewegungen unkoordiniert und ihr Geist langsam.
Vermutlich hatten auch die anderen Anwesenden bemerkt, dass die
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