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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Macht war zu groß, und er konnte nicht sterben. In seinem Schmerz wurde er zu Dunkelheit. Das Licht der Sonne brannte auf seinem Leib, und er floh in die Tiefen der Welt. Und sein Geist zerbrach in der ewigen Finsternis.«
    Eine Weile sprach niemand. Diesen Geist haben die Sonnenmagier versucht zu beherrschen, um uns Trolle zu töten, dachte Kerr. Und das nur für ihren Pakt mit den Zwergen!
    »So geschah es?«, fragte Sten leise. Als Vangeliu erschöpft nickte, führte der Krieger aus: »Der Tod des Prinzen in Wlachkis brachte große Not über das Land. Als wären die Menschen schuld an seinem Tod, befahl der Herr der Dyrier den Tod eines jeden vierten Wlachaken. Noch während die Gräuel geschahen, einten die Stämme sich und traten den Soldaten des Imperiums entgegen. Unter Kralja Anéa schlug mein Volk bei den Drei Schwestern das Aufgebot des Imperiums und beendete die Herrschaft des Goldenen Imperators hundert Jahre, nachdem sie begonnen hatte. Aber ich wusste nicht, dass der Prinz durch den Weißen Bären starb.«
    »Wenige wussten dies. Viele von diesen verschwanden während der langen Herrschaft der Masriden. Unser Volk hat mehr verloren als seine Freiheit, Sten«, erwiderte Vangeliu schwach. »Vieles ist auf ewig untergegangen, unwiderruflich aus dem Wissen der Menschen verschwunden. In den alten Liedern und Geschichten ist noch viel Wahrheit vorhanden, aber wir können sie kaum noch deuten. Mir wurde die Geschichte erzählt, als ich jung war. Jetzt gebe ich sie weiter.«
    »Aber wie hilft uns das alles?«, knurrte Pard. »Ihr habt gekämpft, mal gewonnen, mal verloren. Schön. Aber eure Kriege interessieren mich einen Dreck.«
    »Der Dunkelgeist ist die Quelle«, antwortete Vangeliu. »Etwas hat ihn geweckt. Sein Einfluss ist stark geworden in den letzten Monden. Die Sonne dörrt das Land unbarmherzig aus, Hunger und Krankheit werden folgen. Misstrauen wird zu Hass, Freunde zu Feinden. Das Land zerbricht, so wie der Geist zerbrach.«
    »Was bedeutet das alles?«, fragte Kerr hilflos. »Was sollen wir tun?«
    »Ich fürchte, dass eure Anda den Dunkelgeist geweckt hat. Und seine Macht wächst und wächst mit jedem Tag, den er weiter aus seinen düsteren Träumen aufsteigt. Ich wage nicht daran zu denken, was geschehen mag, wenn er vollends erwacht und wieder umgeht.«
    »Es wird Krieg geben«, warf Sten plötzlich ein. »Unter den Masriden gab es Verrat, und Ionna wird wieder in die Schlacht ziehen.«
    »Solange der Geist nicht schläft, wird es niemals Frieden in Wlachkis geben. Und wenn er ganz erwacht, werden die Kriege unser aller Ende bedeuten.«
    »Ist er so mächtig?«, wunderte sich Kerr.
    »Er ist das Land, seine Seele, sein Leben. Seine Verbindung zu allem, was lebt und was tot ist, ist nicht abgerissen, als er verwundet wurde und sich veränderte. Nur ist er seither kein Beschützer mehr, und sein Einfluss verändert nun alles zum Schlechteren.«
    Schweigend saßen Menschen, Trolle und Elf in der Hütte. Von draußen erklangen die Stimmen der anderen Trolle, doch der Wald und die Lichtung schienen Kerr weit entfernt zu sein. Wie sollen wir gegen eine solche Macht bestehen? Was können wir gegen das Land selbst ausrichten? Anda trägt die Macht der ganzen Welt in sich!
    Selbst Pard blickte missmutig zu Boden.
    Mit leiser Stimme sagte Vangeliu: »Ich kann euch nicht helfen. Aber vielleicht gibt es jemanden, der das kann.«

27
     
     
    D ie Sterne standen unbeweglich am Himmel. Nur langsam, fast unmerklich, zogen sie vorbei. Die Dunkelheit zwischen den fernen Lichtern war unendlich; immer wieder drohte sie, Viçinia zu verschlingen. Hin und wieder schreckte die Wlachakin aus dem Schlaf hoch, in den sie, ohne es zu merken, gefallen war. Wachen und Träumen waren einander so ähnlich geworden, dass die Grenze zwischen beiden kaum noch Bedeutung zu haben schien. Sie fühlte sich schwach, kaum fähig, die Arme zu heben. Der Versuch, ein Ruder zu nehmen und das Boot ans Ufer zu steuern, hatte nur mit dem Verlust des Ruders und einem neuerlichen Anfall von Übelkeit geendet. Jetzt lag sie still rücklings im Boot und blickte zum Himmel hinauf. Ich hätte dem Geist des Flusses etwas opfern müssen, ging es ihr durch den Kopf. Jetzt ist er zornig und wird mich verschlingen.
    Doch der Fluss ließ ihr Schiff nicht kentern, sondern trug es auf seinen Wellen immer weiter nach Osten. Irgendwann muss ich an Land zurück. Der Osten ist falsch. Ich muss zu meiner Schwester und zu meinem Mann, dachte die junge

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