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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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große Troll antwortete nicht, und Kerr folgte seinem Blick zu Sten, der sich am Rand der Lichtung mit gesenktem Haupt niedergekniet hatte. Vielleicht konnte Kerr den Menschen flüstern hören, vielleicht war es nur der Wind in den Bäumen.
    Verwirrt betrachtete der junge Troll das Schauspiel, bis Sten sich wieder erhob und ungelenk zu ihnen zurückkam. Der Mensch würdigte sie keines Blickes, und Kerr stellte fest: »Du bist anders.«
    »Was meinst du damit?«, verlangte der Wlachake zu wissen.
    »Der alte Mann hat es auch gesagt. Du bist viel stiller als sonst. Und viel böser.«
    Der Mensch lachte freudlos. »Böser?«
    »Ja, du erzählst nichts mehr, und wenn man dich etwas fragt, dann antwortest du kaum. Du bist anders«, erwiderte Kerr trotzig.
    »Lass mich in Ruhe, Troll«, fauchte Sten. Seine Augen funkelten zornig, als er die Fäuste in die Hüften stemmte. Obwohl Kerr den Menschen nicht weiter verärgern wollte, schüttelte er den Kopf.
    »Schon wieder«, rutschte es ihm heraus. Mit einem schnellen Schritt war Sten bei ihm und starrte ihn finster an. Obwohl der Mensch viel kleiner war, schien er keine Angst zu haben.
    »Was weißt du schon? Was weißt du von mir? Nichts! Also lass mich in Ruhe, klar? Ich kann dein Gerede nicht mehr hören! Selbst Hunde wissen, wann sie schwiegen müssen!«
    Erschüttert wich Kerr einen Schritt zurück. Besänftigend hob er die Hände.
    »Das wollte ich nicht. Ich wusste doch nicht …«
    »Genau! Du weißt nichts!«
    Mit diesen Worten wirbelte Sten herum und ging zurück in Richtung Wald, während Kerr verdattert stehen blieb. Hilfesuchend blickte er Pard an, der ebenso verwirrt zu sein schien wie der junge Troll selbst. Die anderen Trolle sahen zu ihnen herüber, aber keiner sagte etwas zu dem, was sie soeben gehört und gesehen hatten.
    »Lass ihn«, brummte Pard schließlich. »Manchmal kann man Menschlinge einfach nicht verstehen. Glaub mir, ich habe es versucht, aber es geht nicht. Normalerweise sind sie klein und schwach, und dann plötzlich geschieht etwas, und sie werden rasend vor Zorn. Oder Schmerz. Wenn Sten etwas so weit bringt, dann kann ihn kaum etwas aufhalten. Dann ist er beinahe wie ein Troll.«
    »Hoffentlich ist er nicht wütend und lässt uns allein. Ich wollte ihn nicht vertreiben.«
    »Er beruhigt sich schon wieder. Das tut er immer«, erklärte Pard gleichmütig und schritt zurück zur Hütte, wo er sich hinsetzte. Unschlüssig stand Kerr auf der Lichtung. Vor ihm war Sten im dunklen Forst verschwunden, hinter ihm saß Pard im schwachen Licht, das aus der Hütte fiel. Zögerlich trat er einen Schritt in Richtung Hütte, wandte sich aber wieder um. Druan hat gesagt, dass Wissen wichtig ist, wenn man überleben will. Nicht nur Stärke, sondern auch Schläue.
    Entschlossen folgte Kerr dem Geruch des Menschen zwischen die finsteren Bäume. Das Unterholz war hier dicht, und das reichliche Laub verhinderte, dass das Mondlicht den Wald erhellte. So vorsichtig Kerr auch ging, seine großen Füße zerbrachen Äste, und er war nicht wirklich leise. Die Tiere des Waldes flohen vor ihm, und so erschien ihm sein Vormarsch umso lauter. Welches Wesen kann hier jagen? Die Elfen müssen zaubern können.
    Vor allem sein Geruchssinn geleitete den Troll zu dem Menschen, der unter einem mächtigen, uralten Baum saß. Sein Rücken lehnte an dem Stamm, seine Beine waren angewinkelt, und seine Hände ruhten auf den Knien. Er hielt die Augen geschlossen.
    Unsicher, ob er sich weiter nähern oder wieder gehen sollte, stand der junge Troll wie angewurzelt da. Schließlich traf er eine Entscheidung. »Sten?«
    »Verschwinde«, erklang die Stimme des Wlachaken, doch alle Kampfeslust war aus ihr gewichen, und sie klang müde und verloren.
    »Etwas ist geschehen, nicht wahr? Deswegen geht es dir schlecht, und darum bist du nun mit uns gekommen«, vermutete der junge Troll.
    »Ich will nicht mit dir darüber reden.«
    Langsam trat Kerr näher und setzte sich neben Sten. Es roch nach Erde und nach Blättern, nach Tieren, Pflanzen und nach Leben, aber auch nach Tod. Es war ein schwerer, starker Duft, den es in den Gebeinen der Welt nicht gab.
    »Ist es euer Krieg? Habt ihr verloren?«
    Zunächst schwieg Sten, und Kerr dachte, dass der Mensch nicht antworten würde. Aber dann erwiderte er: »Nein. Der Krieg ist nicht verloren. Eigentlich beginnt er erst. Aber er hat schon Opfer gefordert …«
    Die Worte des Menschen hingen in der Luft. Die Trauer in ihnen war spürbar, und Kerr lief

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