Die Schlacht der Trolle
Wlachakin eine hohe Felswand, die das Ende der Höhle anzeigte. Vorsichtig ging sie näher heran, bis sie große, dunkle Öffnungen in der Wand sah. Sicherlich drei Schritt hoch und mehrere Schritt breit, erhoben sich vor ihr große Tore, durch die bequem ein Wagen fahren konnte. Staunend betrachtete sie die Portale, deren Bögen kunstvoll verziert waren. Die Treppe führte in die ungewisse Dunkelheit empor. Viçinia entschloss sich, zunächst den Weg durch die Tore zu nehmen. Als sie näher herantrat, sah sie, dass der Bogen eines Portals innen schwer beschädigt war. Geröll lag auf dem Boden, Steine waren aus dem Tor gesprengt worden, und ein Teil des Ganges dahinter schien eingestürzt zu sein. Überrascht blieb Viçinia stehen und lauschte, konnte jedoch neben dem immer gleichen Rauschen des Flusses nichts hören.
Mit vorsichtigen Schritten ging sie weiter. Eine dunkle, unheimliche Furcht ergriff Besitz von ihr, als sie den Gang betrat. Ihr Körper wollte ihr den Gehorsam verweigern. Zwischen ihren Schulterblättern spürte sie ein Kribbeln, als ob jemand sie aus der Finsternis heraus beobachtete. Zu gern wollte sie weglaufen, doch sie war wie gelähmt.
Schweiß trat ihr auf die Stirn, ihre Muskeln verkrampften sich, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Der Gang, dachte sie panisch, er wird einstürzen und mich begraben.
Nur mit großer Anstrengung gelang es Viçinia, die Angst niederzukämpfen. Die Erinnerung an Turduj lauerte in ihrem Geist, finster und voller Schrecken. Der Gang erinnerte sie an den Fluchttunnel, der beinahe ihre letzte Ruhestätte geworden wäre. Es kostete die junge Frau einiges an Überwindung, sich tiefer in den Gang zu wagen.
Mit hoch erhobenem Licht ging sie zögerlich weiter und warf immer wieder unbehagliche Blicke zur Decke. Das Geröll auf dem Boden stammte jedoch anscheinend nicht aus dem Gang, sondern ausschließlich vom Torbogen. Gewaltige Kräfte hatten ganze Stücke herausgerissen und mehrere Schritt weit in den Gang geschleudert.
Aufmerksam folgte Viçinia dem Tunnel, der leicht abschüssig verlief. Wände und Decken waren mit verschlungenen geometrischen Mustern verziert, die sich im spärlichen Licht der Lampe zu bewegen schienen. Zwar hatten die Wlachaken über lange Jahre kaum Kontakt zum Kleinen Volk gehabt, aber Viçinia wusste, dass diese Art von fein ausgearbeiteter Verzierung kennzeichnend für die Zwerge war. Allerdings würden diese niemals solche Schäden dulden, wie sie an den Portalen entstanden waren. Dann sind diese Hallen vielleicht nicht mehr vom Kleinen Volk bewohnt.
Dennoch schritt sie weiter, denn eine andere Möglichkeit blieb ihr nicht, wenn sie sich nicht der ungewissen Gnade des Flusses ausliefern wollte. Noch immer lief ihr ein Schauer über den Rücken, wenn sie sich an Turduj erinnerte, aber sie behielt die Oberhand über ihre Angst. Weiter und weiter führte der breite Tunnel sie in den Berg.
Die Bodenplatten zeigten Spuren von Rädern, stets im selben Abstand. Zahllose Karren waren offenbar durch diesen Gang gefahren, und allmählich erschloss sich Viçinia der Sinn der Hafenanlage. Hier wurden Güter oder Personen transportiert. Durch diese Gänge wurden sie dann weiterbefördert. Vielleicht zu den Zwergenbingen, die tief im Gebirge liegen sollen. Die Wlachakin kam nicht umhin, das Können und die Handwerkskunst des Kleinen Volkes zu bestaunen. Die liebevoll bis ins Detail bearbeiteten Wände, das schiere Ausmaß der Kavernen und Tunnel, dies alles verlangte Respekt vor der ungeheuerlichen Leistung der Zwerge. Und dazu führten sie stets Krieg gegen die Trolle, ein Volk, das gröber kaum sein könnte. Unzivilisiert, rau, wild, urtümlich, ganz im Gegensatz zum Kleinen Volk.
Die beiden so unterschiedlichen Völker standen in ewiger Konkurrenz um die endlos scheinenden Höhlen und Gänge unterhalb der Sorkaten. Diese unterirdische Welt erstreckte sich auch unterhalb von Wlachkis selbst, in ungeahnten Tiefen, die niemals ein Mensch betreten hatte.
Trotz der Dankbarkeit, die Viçinia gegenüber den Trollen empfand, die nicht nur im Krieg gegen Zorpad an der Seite der Wlachaken gekämpft, sondern auch ihren Liebsten Sten vor dem sicheren Tod gerettet hatten, fragte sich die Wlachakin, auf welcher Seite sie in diesem Kampf wohl lieber stünde. Mit wem hätte mein Volk sich verbündet, wenn man uns die Wahl gelassen hätte? Den brutalen, rohen Trollen oder den zivilisierten Zwergen? Die Antwort auf diese Fragen war nicht schwer zu finden. Das
Weitere Kostenlose Bücher