Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
lediglich Vermutungen angestellt, was der Bote gemeint haben könnte. Also beruhig dich wieder, ja?«
    Mit verkniffener Miene nickte Pard.
    Ein leises Geräusch ließ Kerr zu dem Elfen aufblicken.
    »Ein Schatten hat sich über das Land gelegt«, begann Tarlin unvermittelt. »Nachdem der Schnee geschmolzen war.«
    »Ein Schatten? In diesem Jahr? Im Sommer?«, fragte Sten. Der Wlachake schien überrascht zu sein.
    »Wir vermuten, dass die Taten der Eisenmenschen damit im Zusammenhang stehen. Der Atem des Dunkelgeistes hängt schwer über dem Land.«
    »Aber Ionna hat den Zugang in Starig Jazek doch versiegeln lassen, und das Kloster steht nun leer. Die Sonnenmagier, die den Dunkelgeist mit ihren Ritualen erweckt haben, sind tot. Der Orden ist in Wlachkis schwach. Und haben Geistseher nicht die alten Gesänge wieder aufgenommen, die den Dunkelgeist binden sollten?«
    Bedächtig nickte Vangeliu. Sein Blick ruhte auf Kerr, als er antwortete: »Das ist richtig. Aber wir sind nicht mehr viele. Und wir sind krank.«
    »Ihr seid krank? Was meinst du damit?«
    »Der Atem des Dunkelgeistes macht uns krank. Zunächst, als mich diese Schwäche befiel, dachte ich einfach, dass meine Zeit gekommen sei. Aber dann tauchte Tarlin auf und berichtete mir von dem Wissen seines Volkes.«
    »Kaline ist auch krank«, entfuhr es Kerr. »Sie konnte nicht mit uns reden!«
    »Die Geistseherin der Voivodin«, erklärte Sten, als Vangeliu die Stirn runzelte. »Sie hat ein Fieber, das sie ans Bett fesselt.«
    »Auf den Pfaden der Geister zu schreiten und in ihre Welt zu blicken öffnet eine Pforte. Während der Einfluss des Dunkelgeistes auf das Land langsam und schleichend ist, erreicht er uns schneller.«
    »Was für ein Dunkelgeist?«, fragte Kerr verwirrt. »Und wieso Atem?«
    »Es gab einst einen Geist, der in diesem Land wandelte. Mein Volk kennt ihn als den Weißen Bären«, erklärte Sten. »Als die Wlachaken noch uneins waren und Krieg herrschte, da lebte unter ihnen ein einfacher Krieger namens Radu. Von seiner Sippe verstoßen, zog er in die Wälder. Ähnlich wie bei euch, bedeutete damals Verbannung den fast sicheren Tod. Aber Radu traf eine Weise Frau, eine Geistseherin, die ihm vom Weißen Bären berichtete. Ein Schutzgeist meines Volkes, dessen Auftauchen stets ein Grund großer Freude war. Doch er war in der Gewalt eines mächtigen Dunkelgeistes. Da Radu nichts mehr zu verlieren hatte, schritt er ohne Furcht in den Forst und stellte sich dem Dunkelgeist.«
    »Das ist der Dunkelgeist, der jetzt in der Tiefe lebt?«
    »Nein, lass mich zu Ende erzählen. Radu besiegte den Dunkelgeist mit List und mit Kraft. Er befreite den Weißen Bären und trat vor die versammelten Anführer der Stämme und warf das Haupt des Dunkelgeistes in ihre Mitte. Alle konnten sehen, dass er den Segen des Weißen Bären hatte, und so wurde Radu von den Stämmen zum Kralj, zum König erhoben. Das ist die Legende, die Geschichte, die jedes Kind in Wlachkis kennt. Aber sie endet hier nicht. Etwas geschah mit dem Weißen Bären. Was, das muss Vangeliu dir erzählen.«
    Neugierig sah Kerr zu dem alten Mann, der die Augen wieder geschlossen hatte. In den Zügen des Menschen las Kerr eine tiefe Trauer. Mit brüchiger Stimme erzählte Vangeliu: »Viele Jahre regierte Radus Geschlecht in Wlachkis, manche gut, andere schlecht, aber im Land gab es Frieden. Doch nichts ist für immer, und auch diese Zeit verging. Sie endete mit dem Marsch der Soldaten des Dyrischen Imperiums, die vor einem halben Jahrtausend die Sorkaten überquerten und das Land eroberten. Die Linie des ersten Kralj durfte weiterherrschen, doch ihre Kinder wurden in das Goldene Imperium gebracht. So ging es viele Jahre. Die Dyrier hörten von unseren Sagen und Legenden. Sie gelangten bis zum Ohr des Sohnes des Imperators, eines Prinzen von großer Stärke und großer Eitelkeit. Er rief eine Jagdgesellschaft zusammen und führte sie nach Wlachkis.«
    »Menschen sind blind für das Spiel der Welt«, warf Tarlin ominös ein. »Die meisten spüren nicht einmal, wenn es eine Verbindung gibt.«
    »Sie stellten den Weißen Bären südlich von hier. Niemand weiß, wie sie ihn fanden. Vielleicht wollte er gefunden werden, vielleicht auch nicht. Sie verletzten ihn, doch er war zu stark für die Magie ihrer Priester und die Waffen der Jäger. Er nahm dem Prinzen das Leben. Blut benetzte die Erde, Blut vermengte sich mit Tränen. Die Waffen und die Magie hatten den Weißen Bären tödlich verletzt, doch seine

Weitere Kostenlose Bücher