Die Schlacht der Trolle
in der Lage wäre: das der Trolle, dachte die Wlachakin. Hat sich das Kriegsglück gewendet? Nach dem Tod der Sonnenmagier in Starig Jazek wurden die Trolle nicht mehr durch deren Magie bedroht. Haben sie die Gelegenheit ergriffen und ihre gewaltigen Kräfte gegen die Zwerge eingesetzt?
Doch die Antworten auf ihre Fragen konnte Viçinia hier nicht finden. Vorsichtig hob sie eine wundervoll gearbeitete Axt auf. Eine brauchbare Waffe, die Geister gewähren mir zumindest diese Gunst. Das Blatt war mit dunklem, geronnenem Blut überzogen, doch sie störte sich nicht daran und steckte die Axt in ihren Gürtel. Als sie sich wieder erhob, fiel ihr Blick auf die Wand. Fast unsichtbar zeichnete sich dort eine feine Linie ab, welche die Form eines Eingangs andeutete.
Neugierig trat Viçinia näher und fuhr mit der Fingerkuppe über den Fels. Tatsächlich spürte sie einen feinen Spalt, der jedoch so dünn war, dass nicht einmal eine Messerklinge hineingepasst hätte. Als sie wieder zwei Schritt zurücktrat, wurde ihr die Bedeutung ihrer Entdeckung klar: Ein Portal! Die Toten haben an einem Tor gekämpft! Hinter diesem Portal gibt es Zwerge!
Hastig sprang sie vor und hämmerte mit der Faust gegen den kalten Fels. Ihr Herz schlug laut in ihrer Brust, und Hoffnung breitete sich warm in ihrem Leib aus.
»Hallo! Hört mich jemand? Ist da jemand?«
Die Worte wurden von den Wänden zurückgeworfen und hallten als dröhnendes Echo durch die Höhle. Erschrocken sah Viçinia sich um, während die letzten Töne verhallten, doch in der Dunkelheit rührte sich nichts. Wieder schlug die Wlachakin gegen das Tor, aber ihre Fäuste waren zu schwach. Da fiel ihr Blick auf einen der Streitkolben auf dem Boden. Schnell ergriff sie die wuchtige Waffe und hieb mit dem Metallkopf gegen die Wand. Diese Schläge erzeugten ein Echo, und Viçinia spürte, wie die Waffe bei jedem Schlag in ihren Händen vibrierte. Aber als sie ihre Hiebe einstellte, lag die Kaverne so still und ruhig wie vorher da. Auch von der anderen Seite des Portals erklang kein Laut.
Schwer atmend lehnte sich Viçinia gegen den Fels. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation sprang sie an wie ein Raubtier. Das Kleine Volk hatte diese Höhle aufgegeben. Der Magy strömte in die unbekannte Dunkelheit. Viçinia konnte tagelang herumirren, ohne einen Ausgang zu finden. Ihre wenigen Vorräte würden aufgebraucht sein, lange bevor sie auch nur hoffen konnte, die Oberfläche zu erreichen, und ihre Laterne würde verlöschen, wenn das Öl aufgezehrt war. Dazu kamen die Schrecken der Unterwelt, die unbekannten Gefahren, die Kreaturen, die in Finsternis lebten und jagten. Ich werde die Sonne niemals wiedersehen. Ich werde Şten niemals wiedersehen. Der Gedanke kam ungewollt und trieb ihr Tränen in die Augen.
Ein Geräusch ließ ihren Kopf herumfahren. Es klang wie ein Schlurfen, irgendwo in der Weite der Halle, dann verstummte es. Hastig rieb sie sich über die Augen und blinzelte. Das alte Schlachtfeld lag im Schein der Lampe unbewegt vor ihr. Beunruhigt suchte Viçinia die Dunkelheit nach einer Bewegung ab, konnte jedoch nichts erkennen. Langsam erhob sie sich wieder und zog die Axt aus ihrem Gürtel. Zu ihrer Linken ertönte ein Geräusch. Noch bevor die junge Frau sich diesem zuwenden konnte, tauchte unvermittelt ein gewaltiger Schatten auf. Wie aus dem Nichts sprang ein Troll in den Lichtkreis ihrer Laterne und brüllte. Speichelfetzen flogen durch die Luft, und Viçinia wich zurück, bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte. Die Muskeln unter der groben Haut des Trolls arbeiteten, als er sich nach vorn beugte und sich auf die Brust schlug. Seine Augen funkelten dunkel, und er bleckte seine mächtigen Hauer. Verzweifelt hob Viçinia die Axt in die Höhe, doch sie wusste, dass es eine hohle Geste war. Der Troll überbrückte die wenigen Schritt mit Leichtigkeit. Unter seinen Füßen knirschten die Knochen der toten Zwerge, an die er keinen Blick verschwendete. Als Viçinia den Mund öffnete, um zu schreien, sprang der Troll sie an. Die Klinge ihrer Waffe grub sich in seine Seite, doch da packte der Troll die Wlachakin und riss sie hoch. Die Axt wurde ihr aus der Hand geschleudert. Viçinia spürte die ungeheuerlichen Kräfte. Klauen gruben sich ihr in den Schenkel, der beißende Atem des Trolls schlug ihr ins Gesicht.
»Wir sind Freunde! Denk an Sten! Die Wlachaken!«, rief sie verzweifelt, doch das Monstrum schien sie nicht zu verstehen. Er wird mich töten und fressen!
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