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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Kleine Volk stand in seiner Lebensweise den Wlachaken ungleich näher. Aber das Schicksal hatte anders entschieden, und die Geister hatten ihnen die Trolle gesandt: gefürchtet, teilweise gehasst, aber starke Verbündete und mächtige Krieger, deren Auftauchen die Waagschalen des Krieges zugunsten der Wlachaken beschwert hatte.
    Aber diese Gedanken halfen Viçinia in ihrer derzeitigen Situation nicht weiter. Ihre Vorräte waren begrenzt; wenn sie überleben wollte, musste sie bald einen Weg hinaus an die Oberfläche finden. Also schritt sie weiter und weiter, bis sich der Gang unvermittelt zu einer majestätischen Kaverne öffnete, deren Wände im Dunkeln verschwanden.
    Das Rauschen des Magy war nur noch entfernt zu hören, dafür hallten Viçinias Schritte in der riesigen Halle wider. Selbst hier war jeder Flecken des Bodens mit großen Quadraten verziert, obwohl die Halle viele Schritt messen musste. Der Aufwand, um diese Fläche zu bearbeiten, musste gewaltig gewesen sein.
    Staunend schritt Viçinia durch die Dunkelheit, die ihrem Licht kaum weichen wollte. Ein Tropfen des Lichtes in einem See der Finsternis, schoss es der Wlachakin durch den Kopf. Um sie herum war nichts als Dunkelheit, keine Wände, keine Decke, nur undurchdringliche Schwärze. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie vielleicht niemals in ihre Heimat zurückkehren würde, niemals Sten wiedersehen, niemals Ionna oder Flores. Schwermut senkte sich auf ihr Herz, doch dann hob sie die Lampe entschlossen höher und ging weiter. Mein Herz schlägt noch, also werde ich alles daransetzen, Şten wiederzusehen. Solange noch Kraft in mir ist, werde ich dafür kämpfen, zu ihm zurückzukehren! Schließlich muss er doch erfahren, dass er Vater wird. Der Gedanke gab ihr plötzlich neuen Mut.
    Ihre festen Schritte erzeugten Echos, die in der Kaverne wie der Tritt einer ganzen Armee klangen. In Gedanken fragte sich Viçinia, wie diese Halle wohl aussehen mochte, wenn die Zwerge sie mit Leben erfüllten. Wenn die Lichter des Kleinen Volkes brannten, ihre Arbeiter und Krieger hindurchmarschierten, die Karren fuhren und ihre Stimmen die Grabesstille durchbrachen, die nun herrschte. Der Anblick musste überwältigend sein, und die Wlachakin rätselte vergeblich über den Verbleib der Zwerge. Nach Angaben der Trolle hatte das Kleine Volk sich langsam nach unten vorgearbeitet, tiefer und tiefer seine Stollen und Gänge gezogen, die Trolle mit Axt und Hammer immer weiter hinab in die Eingeweide der Erde getrieben. Doch nun fand Viçinia ihre Hallen verlassen und unverteidigt vor.
    Ohne innezuhalten, ging die Bojarin weiter, orientierte sich am Muster der künstlichen Bodenplatten, um nicht die Richtung zu verlieren. Endlich sah sie in der Entfernung Fels aufragen, sah das Funkeln von Licht auf Metall. Sie beschleunigte ihre Schritte, um aus der unheimlichen Halle zu entkommen. Dann jedoch sah sie, wovon der Schein ihrer Lampe reflektiert wurde. Vor der Wand lagen die Leiber erschlagener Zwerge. Je näher sie kam, desto deutlicher konnte Viçinia sie sehen. Es mochten zwei oder drei Dutzend sein. Alle waren einmal in Rüstungen gehüllt gewesen, nur waren diese teilweise zerbrochen oder den Getöteten vom Leib gerissen worden. Waffen und Schilde lagen auf dem Boden, manchmal noch von den Händen ihrer Träger umklammert. Entsetzt betrachtete die Wlachakin diesen Schauplatz eines grausamen Kampfes.
    Die Leichen lagen in einem unregelmäßigen Halbkreis vor der Wand, als hätten sie sich diese Stelle für ein letztes, verzweifeltes Gefecht ausgewählt. Es muss ein furchtbarer Kampf gewesen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Zwerge ihren Gefallenen nicht irgendeine letzte Ehre erweisen. Bedeutet das, dass niemand vom Kleinen Volk etwas von diesen Toten weiß? Oder können sie nicht mehr an diesen Ort gelangen? Die Wlachakin kniete sich neben einen der Toten und besah ihn sich genauer. Der Geruch der Verwesung war aus der Nähe stärker, auch wenn die Leiche bereits älter zu sein schien. Haut und Muskeln spannten sich über die Knochen, und die Augenhöhlen blickten leer in die Dunkelheit der Kaverne. Der rechte Arm schien mehrfach gebrochen, und eine grässliche Wunde klaffte zwischen Hals und Schulter. Der Zustand der Leiche machte eine genauere Untersuchung schwierig, aber es schien Viçinia, als ob die Verletzung nicht von einer Waffe stammte, sondern als ob jemand mit brachialer Gewalt einfach den Leib entzweigerissen hätte. Ich kenne nur ein Volk, das dazu

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