Die Schlacht der Trolle
Schlaf Vergessen bringt? Doch wenn der Schlaf sich nicht einstellen will, kann man auch nicht vergessen, dachte der Wlachake und gähnte. Mit halbem Ohr lauschte er der blutrünstigen Geschichte. Ich wünschte, Pard käme zu einem Ende, der Witz ist doch sowieso, dass der Troll die Zwerge allesamt isst. Während Pard weitererzählte und seine Geschichte mit drastischen Handbewegungen untermalte, bemerkte Sten, dass der Wald seltsam still geworden war. Die Rufe der Vögel waren verstummt, und kein Tier gab mehr einen Laut von sich. Zwar hatte die Anwesenheit der Trolle grundsätzlich diese Auswirkung auf die nähere Umgebung, aber in der Ferne waren die nächtlichen Geräusche des Waldes eigentlich immer zu hören gewesen.
»… nahm er das Bein des kleinen Bastards, packte es mit beiden Fäusten und...«
»Still«, zischte Sten, was ihm einen wütenden Blick von Pard einbrachte. Mit einer vagen Handbewegung in Richtung Wald, erklärte der junge Krieger: »Etwas ist in der Nähe. Die Tiere schweigen.«
Aufmerksam blickten nun auch die Trolle in die Dunkelheit. Einige schnüffelten, während Pard sich erhob und lauschte.
»Nichts zu hören, nichts zu sehen«, grummelte Vrok. »Müssen Elfen sein.«
»Zwerge sind es wohl nicht«, erwiderte Pard mit einem Lachen und setzte sich wieder hin. »Trotzdem, Vrok: Geh mit Grena und Remm. Haltet am Waldrand Wache.«
Die drei befolgten den Befehl und verschwanden zwischen den Bäumen. Pard lehnte sich zurück und sah Sten an.
»Wenn es Elfen sind, dann wird es nichts nutzen. Aber falls was anderes kommt, werden wir gewarnt. So, wo war ich? Ach ja, das Zwergenbein …«
»Hm, was ist eigentlich mit euch und den Vînai?«, unterbrach Sten den Troll hastig.
»Was meinst du? Was soll mit uns sein?«
»Ihr haltet Frieden. Manchmal spüre ich sogar eine Art von Respekt zwischen euch. Aber ein Vînak ist doch auch nur ein kleines, schwaches Wesen, oder nicht?«
Zuerst runzelte Pard die Stirn, dann brach er in wieherndes Lachen aus. »Willst du Menschen und Elfen vergleichen?«, fragte der massige Troll prustend.
Unwirsch blickte Sten ihn an und schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Ich wundere mich nur über dein Verhalten.«
»Wir haben keinen Streit mit den Elfen. Das ist eines der Dinge, die jeder Troll weiß.«
»Aber ihr kennt sie doch kaum. Oder nicht? Die Welt hier oben ist euch fremd, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Vînai zu euch in die Tiefen der Erde hinabsteigen«, meinte Sten.
»Nein. Jedenfalls habe ich davon noch nie gehört. Aber so wie jeder Troll weiß, dass Zwerge Bastarde sind und Menschen an der Oberfläche hausen und viele sind, so weiß auch jeder, dass Elfen keine Feinde sind. Sie sind Jäger, wie wir. Sie spüren das Land, wie wir. Auch wenn unsere Heimat der ihren nicht gleicht, haben wir doch mehr mit ihnen gemein als mit den anderen Völkern.«
»Sie sind gefährlich«, stimmte Sten dem Troll zu. »Aber sie leben sehr zurückgezogen. Bis ich euch traf, hatte ich noch nie einen von ihnen gesehen. Sie leben im tiefen Forst, wohin sich mein Volk selten vorwagt.«
»Es gibt viele Orte, vor denen dein Volk Angst hat«, spottete Pard, wurde dann aber ernst. »Und das ist gut so. Jeder lebt dort, wo er soll. Nur wenn Bastarde wie die Zwerge das vergessen, wird alles schlecht.«
Oder wenn Menschenvölker andere Völker überfallen und ihr Land erobern, dachte Sten bei sich. Laut sagte er: »Vermutlich hast du recht. Ich dachte nur, dass es vielleicht einen Pakt oder dergleichen zwischen euch und den Elfen gibt.«
»Nein«, erwiderte Pard entschieden und verschränkte die Arme vor der breiten Brust.
»Nun ja. Die Menschen haben mit den Vînai wenig zu schaffen. Wir …«
Weiter kam der Wlachake nicht, denn zwischen den Bäumen ertönte eine amüsierte Stimme: »Wir treffen uns immer wieder, Şten aus Dabrân. Wenig miteinander zu schaffen scheinen mir da nicht die richtigen Worte zu sein.«
Sofort sprangen die Trolle auf, und auch Sten erhob sich, allerdings deutlich langsamer als seine Gefährten. Unweit von der Stelle, wo Vrok im Wald verschwunden war, trat eine Gestalt aus dem Unterholz hervor. Es war ein Elf, der etwas kleiner als Sten war und nun den Kopf neigte. Sein langes, dunkles Haar war an Schläfen und Stirn zu einer Handvoll dünner Zöpfe geflochten, fiel ansonsten aber frei auf den Rücken. Der Vînak trug nur eine einfache Lederhose und zeigte die nackte Brust, auf der sich Hautbilder wanden. Arme, Schultern und Oberkörper
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