Die Schlacht der Trolle
ein wildes Aussehen gaben. Der ungepflegte, stoppelige Bart und die dicken Augenbrauen taten das ihre, den Eindruck noch zu verstärken. Von einem Ohr waren nur noch Reste übrig, der größte Teil war einem Axthieb zum Opfer gefallen in einem Kampf mit Räubern vor vielen Jahren.
»Köves, es ist doch nicht das erste Mal, dass du in der Wildnis unterwegs bist. Warum bist du heute so nervös?«, erkundigte sich Tamár mit einem Grinsen.
»Der Wald ist gefährlich, Vezét«, erwiderte der szarkische Späher, wobei er es vermied, Tamár in die Augen zu sehen. Stattdessen wanderte sein Blick über den Waldrand, als erwarte er jeden Augenblick, dass eine furchtbare Kreatur zwischen den schlanken Bäumen auftauchen würde.
»Das ist der Grund?«
Köves nickte stumm, und er suchte kurz Tamárs Augen, nur um dann den Blick wieder zu Boden zu senken.
»Nun denn. Dann lass uns aufbrechen. Allerdings reiten wir nach Bârlui. Ich will mich persönlich davon überzeugen, dass dort alles in Ordnung ist.«
»Bârlui, Vezét?«, entfuhr es dem Szarken. »Aber das Dorf werden wir nicht vor Anbruch der Nacht erreichen!«
»Beim Himmlischen Licht!«, schnauzte Tamár seinen Untergebenen an. »Was ist denn los mit dir? Du hörst dich an wie ein wlachkischer Bauer, nicht wie ein Krieger!«
Verlegen murmelte Köves etwas vor sich hin und wagte es nicht, Tamár direkt anzusehen. Doch dieser hatte genug von den Marotten des Szarken: »Sprich gefälligst laut oder schweig!«
»Ja, Vezét«, antwortete Köves trotzig.
»Also, jetzt, da du deine Zunge und deinen Mut wiedergefunden hast, sag mir, warum du unbedingt vor Einbruch der Nacht eine Siedlung erreichen willst. Wirst du auf deine alten Tage weich und möchtest in einem Bett schlafen?«, stichelte Tamár, dem sehr wohl bewusst war, dass Köves kaum älter als er selbst sein konnte und wohl auch nicht mehr als fünfundzwanzig Sommer gesehen hatte.
»Vezét, ich habe gehört, dass die Wälder noch unsicherer sind als sonst«, antwortete der Szarke widerwillig.
»Gerüchte also?«
»Ja, Herr.«
»Von wem stammt dieses Gerede? Und was soll unsicherer bedeuten?«, hakte Tamár nach. Es überraschte den jungen Masriden, dass Köves die Gerüchte erwähnte. Tamárs Vater hatte auf seine übliche bedächtige Weise versucht, die Verbreitung der schlechten Nachrichten zu unterbinden und nichts nach außen dringen zu lassen, was er nicht vorher überprüft und gebilligt hatte. Auch deshalb hatte er Tamár überhaupt erst mit den Reitern in den Norden entsandt. Dass solche Gerüchte kursierten, wusste Tamár, aber dass sie sich schon unter den Soldaten seines Vaters verbreiteten, beunruhigte ihn. Ängstliche Soldaten sind schlechte Gefolgsleute, dachte der Masride bei sich, während er Köves auffordernd ansah.
»Ein Händler in der Stadt hat Irinyi erzählt, dass schon lange keine Karawanen das Kleinen Volkes mehr in Turduj waren. Außerdem sind angeblich Leute verschwunden, Herr.«
Wieder musterte Tamár den Szarken, während er nachdachte und innerlich den Aberglauben verwünschte, der unter den Soldaten grassierte. Diese verfluchten Wlachaken mit ihren verfluchten Geschichten über die Wälder! Als wenn es nicht genug Probleme zwischen den Bergen gäbe!
Laut sagte er: »Natürlich sind die Wälder gefährlicher als früher, Köves. Die Wlachaken reden vielleicht von Frieden, aber ihre Banditen überfallen unser Volk, wo immer es möglich ist. Nur sind sie feige. Harmlose Wanderer kommen ihnen gerade recht, aber wir sind zwanzig, bewaffnet und gepanzert. Wenn uns einer von den Gesetzlosen über den Weg läuft, hängen wir ihn an die nächste Buche, als Warnung für seinesgleichen.«
Unsicher blickte Köves ihn an, und Tamár lachte auf: »Dachtest du, dass sich irgendwelche Monster in den Wäldern versteckt halten?«
»Ihr kennt die Geschichten, Vezét«, gab Köves entschuldigend zurück.
»Ja. Aber mehr ist auch nicht daran, es sind nur Geschichten. Wir sind nicht tief im Wald. Hier gibt es nur Menschen, und mit denen werden wir fertig. Also, auf jetzt, dann erreichen wir Bârlui noch früh genug, um eine Magd zu suchen, die dein Lager mit dir teilt!«
Mit einem leichten Druck des Schenkels wandte Tamár sein Pferd und trieb es auf den steinigen Weg von der Kuppe des Hügels. Am Fuße wurden die beiden schon vom Rest der kleinen Truppe erwartet, die sich in der Aue des Ylt ein schattiges Plätzchen gesucht hatten und dort ausruhten. Als ihr Anführer kam, sprangen die
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