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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Männer und Frauen auf und sahen ihn erwartungsvoll an. Nur der braun gebrannte Sanyás blieb am Flussufer in der Sonne stehen. Er hielt die Augen geschlossen, und seine Lippen bewegten sich, während er ein leises Gebet murmelte. Für einen Moment von dem Anblick gefesselt, spürte Tamár Bewunderung für den festen Glauben des Sonnenpriesters des Albus Sunas. Die Anwesenheit des großen Mannes in der weißen Robe, der seine Jugend schon eine Weile hinter sich gelassen hatte und stets mit ruhiger, aber fester Stimme sprach, war gut für die Soldaten, denen die furchtbaren Geschichten der Überlebenden von Zorpads vernichtender Niederlage noch in den Knochen steckten. Es war klug von Tamárs Vater gewesen, die Sonnenmagier und die Krieger gemeinsam auszusenden, wie der junge Masride zugeben musste, auch wenn er selbst nicht daran gedacht hatte. Vater hat recht, wenn er sagt, dass Kriege nicht nur durch das Schwert gewonnen werden.
    »Aufgesessen!«, rief Tamár nun mit befehlsgewohnter Stimme. »Wir brechen auf. Unser Ziel ist Bârlui. Köves übernimmt mit Irinyi die Vorhut, ihr beiden die Nachhut.«
    Innerhalb kürzester Zeit waren die Soldaten auf ihre Pferde aufgestiegen und formierten sich, während Tamár dem Waffenmeister Ignác von den spärlichen Ergebnissen seines Rittes zur Hügelkuppe berichtete. Dann setzte sich der Trupp in Bewegung.
    Aufmerksam spähte Tamár in den Wald, während er in Gedanken der Frage nachging, wie er die Moral seines Trupps steigern konnte.
     
    Die Pferde waren ungewöhnlich nervös. Vielleicht spürten sie die Anspannung der Reiter, oder der Geruch des Rauches verängstigte sie. Links von ihm flüsterte eine der Soldatinnen beruhigend auf ihr Tier ein, jedoch konnte Tamár in der Dunkelheit zwischen den Bäumen nicht erkennen, wem die leise Stimme gehörte. Sein Blick war auf das Dorf geheftet, und er suchte ergebnislos nach irgendeinem Anhaltspunkt. Der starke Brandgeruch und die Silhouette eines halb eingestürzten Hauses vor dem vom letzten Licht der Sonne erhellten Himmel hatten dem Krieger bestätigt, dass seine Entscheidung, zu dem Dorf zu reiten, richtig gewesen war. Etwas war dort vorgefallen, und vielleicht konnten sie herausfinden, was. Zunächst einmal mussten sie jedoch auf den Bericht der Späher warten, die leise zum Dorf gehuscht waren. Denn der junge Masride hatte nicht vor, blind in eine Falle zu laufen. Ungeduldig trommelten seine Finger auf dem mit hartem Leder überzogenen Holz der Sattelgabel. Wut über die Dreistigkeit des Angriffes stieg in ihm auf. Seit ewigen Zeiten gehörte Bârlui zu den Ländereien seines Hauses. Wer wagt es, uns derart offen herauszufordern?, fragte er sich zornig, und er schwor im Stillen, die Angreifer zu finden und dafür zu sorgen, dass sie nie wieder ihre Füße auf den Boden seiner Heimat setzten.
    Endlich erschien die geduckte Gestalt Köves’, der sich aufrichtete und mit einem hellen Stück Stoff winkte. Als er das vereinbarte Zeichen sah, pfiff Tamár und ließ aufsitzen, während er sein Streitross langsam in Bewegung setzte. Der Brandgeruch wurde stärker, je näher sie Bârlui kamen, und schließlich mischten sich noch andere Gerüche darunter: verbranntes Fleisch, vergossenes Blut und die anderen Begleiter des Todes, die Tamár nur zu gut kannte. Obwohl Köves’ Signal bedeutete, dass keine unmittelbare Gefahr im Dorf lauerte, waren Tamárs Nerven angespannt, als er die vordersten Gebäude passierte. Auf den ersten Blick erschienen die meisten Ställe und Wohnhäuser intakt, doch rechts vom Pfad war ein Gebäude halb in sich zusammengestürzt, während weiter vorn ein anderes offensichtlich gebrannt hatte. Von dort stammte auch der Rauch, den sie gesehen hatten.
    »Entzündet Fackeln«, befahl Tamár. »Durchsucht das Dorf in Dreiergruppen. Wenn es Überlende gibt, bringt sie zu mir. Köves?«
    »Ja, Herr?«, sagte der Szarke und näherte sich Tamár.
    »Was habt ihr herausgefunden?«
    »Wir haben keine Menschenseele gefunden, Vezét, aber hier muss es einen fürchterlichen Kampf gegeben haben. Überall sind Spuren zu sehen. Dort hinten ist der Boden geradezu mit Blut getränkt«, erläuterte der Späher und wies auf den Dorfplatz, der im Schatten lag.
    »Was für Spuren? Pferde? Krieger? Waren das Wlachaken?«, drängte der junge Masride, auch wenn er kaum glauben konnte, dass die verstreuten Gesetzlosen hinter einem solchen Angriff steckten.
    »Es war zu dunkel, um genauer nachzusehen, Herr. Wir wollten kein Licht

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