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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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meine Autorität beim Fußvolk wiederhergestellt habe, verliere ich hier an Boden. Meine einzige Macht liegt in meinem Namen und in der Ergebenheit meiner Gefolgsleute. Mein Vater wusste das, und er hat versucht es mich zu lehren. Sein Tod und der Verlust Turdujs untergraben meine Stellung wie Sappeure die Mauern so mancher Feste.
    »Sehr unglücklich«, warf Odön bedeutungsschwer ein. »Die Gemeinen werden sich fragen, wo Eure Loyalität steht: bei ihnen oder bei den Wlachaken!«
    »Ich stehe zu jenen, die mir treu sind und meinen Befehlen folgen«, erwiderte Tamár hitzig. »Wer mein Wort missachtet, wird dafür bestraft. Ob er nun Masride oder Wlachake ist. Oder Szarke«, fügte er grimmig hinzu.
    Mit hoch erhobenem Haupt blickte er in die Runde. Die letzten Worte waren eine deutliche Warnung gewesen, doch Tamár wusste, dass er im Zweifelsfall möglicherweise nicht die Macht hatte, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Wenn die Krieger einem anderen Anführer mehr Glauben schenken, dann bleibt allein mein Blut übrig, auf das ich mich berufen kann. Und dieses Blut ist auch nur rot, wie schon so mancher gesehen hat. Ich brauche die Unterstützung der Barós und das Vertrauen der Soldaten. Meine Garde ist mir treu, ebenso die Truppen aus Turduj, doch stellen die Barós mehr Krieger als ich selbst. Wenn sie sich auf einen anderen Befehlshaber einigen.. . Diesen Gedanken wollte der junge Marczeg nicht zu Ende denken. Schlimm genug, dass er der Gnade der Wlachaken ausgeliefert war, aber sich nun auch mit Aufruhr in den eigenen Reihen herumschlagen zu müssen, verfinsterte sein Gemüt. Wenn der Greif stark ist, dient ihm ein jeder; doch in Zeiten der Schwäche erkennt man, wer wahrhaft treu zu meinem Wappen steht.
    Wieder wechselten Odön und Rurjos einen Blick, der Tamár nicht entging. Die beiden einflussreichen Barós zeigten beinahe zu deutlich, dass sie im Bunde waren. Odöns Miene wirkte selbstsicher, ja selbstgefällig, während Rurjos eher besorgt erschien. Der alte Veteran war Gyula stets treu gewesen, hatte sowohl gegen Zorpads gelegentliche Überfälle als auch gegen die Wlachaken gekämpft und dabei unerschütterlich dem Hause Békésar gedient. Dass er nun Geheimnisse vor Gyulas Erben hatte, war höchst beunruhigend.
    Als die Versammlung sich auflöste, nahm sich Tamár ein Stück weiches Brot und etwas Käse und sah den alten Krieger nachdenklich an. Das Gemurmel der anderen, die sich in kleinen Gruppen zusammengefunden hatten, trat in den Hintergrund, während Tamár überlegte. Odön ist gefährlich, sein Hunger nach Macht und Ansehen groß. Aber Rurjos war mir immer als guter Mann bekannt und schien keinerlei Ehrgeiz zu haben, seinem Herrn gefährlich zu werden. Er ist ein Mann, der zu seinem Wort steht. Mit diesen Gedanken aß der Masride den letzten Bissen. Während er noch für einen Moment den würzigen Geschmack des Käses auf seiner Zunge genoss, reifte in ihm eine Entscheidung.
    Mit schnellen Schritten trat er zu Rurjos, der in ein Gespräch mit einigen Barós vertieft war, und nickte dem Veteranen zu. »Ich würde Euch gern kurz sprechen, Baró, um mich über die Vorteile einer Schlacht in den Hügeln auszutauschen. Würdet Ihr meinem Wunsch entsprechen?«
    »Natürlich, Vezét«, antwortete Rurjos knapp und folgte Tamár zu dem Tischchen mit der Karte. Als die beiden sich darüber beugten, sagte Tamár leise: »Was hat Odön Euch gesagt?«
    Die Frage ließ die dichten Augenbrauen des Barós hochschnellen. Zunächst antwortete er nicht, und Tamár fürchtete schon, dass sein Vertrauen in die Ehrlichkeit des Mannes ein Fehler gewesen war, doch schließlich erwiderte Rurjos zögerlich: »Baró Odön ist gegen das Bündnis mit den Wlachaken. Er sagte, dass wir allein gegen unsere Feinde bestehen können und uns nicht mit diesem Pack verbrüdern müssen.«
    »So. Das waren seine Worte?«
    Der alte Veteran nickte und blickte Tamár eindringlich in die Augen. »Er denkt, dass die Wlachaken die Gelegenheit beim Schopf ergreifen werden, um uns ein für alle Mal zu vernichten. Ionna will Königin von ganz Ardoly werden, und der Krieg zwischen Euch und Szilas gibt ihr dazu die Möglichkeit.«
    »Und was denkt Ihr, Rurjos?« »Seine Worte klingen vernünftig«, erwiderte der Baró
    vorsichtig. »Es widerstrebt mir, mein Schicksal in die Hände von Wlachaken zu legen. Möglicherweise ist dies nur eine Falle der Katze.«
    Geringschätzig hatte er den spöttischen Titel benutzt, den die Masriden der

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