Die Schlacht der Trolle
Die Szenerie erschien so normal, dass Sten fast vergessen hätte, dass er mit einem Vînak über Krieg und Frieden diskutierte, während in der Nähe dreißig Trolle schliefen.
»Du bist müde. Ruh dich aus«, sagte Tarlin bestimmt und wandte sich ab. Sten nickte und rieb sich die Augen, deren Lider tatsächlich immer schwerer wurden. Er sah dem Elfen nach, bis dieser in der Hütte verschwand, dann setzte er sich in das feuchte Gras und lehnte sich an einen Baumstamm. Ein guter Ort, um zu ruhen, fuhr es ihm durch den Kopf, doch bevor er über die doppelte Bedeutung der Worte nachgrübeln konnte, fielen ihm bereits die Augen zu.
Erst als die Sonne schon tief am Horizont stand und ihr Licht nur noch gedämpft durch die Bäume fiel, erwachte Sten und blickte sich für einige Momente verwirrt um. Sein Schlaf war tief und fest gewesen, und der Wlachake fühlte sich überraschend erfrischt und ausgeruht, wie schon seit Tagen nicht mehr.
Die Trolle lagen noch unbeweglich an ihrem Platz, doch von den Vînai fehlte jede Spur. Mit einem Gähnen erhob sich Sten und ging zu der Hütte, aus deren Schornstein jetzt Rauch aufstieg. Im Inneren schlief Vangeliu, jetzt deutlich ruhiger, während Tarlin über dem kleinen Feuer im gemauerten Kamin einen Sud zubereitete. Der Elf drehte sich nicht um, als Sten eintrat, sondern sagte nur leise: »Es ist ein wenig besser. Ich habe ihm etwas gegen den Husten gegeben, damit er schlafen kann. Schlaf ist wichtig.«
Sten nickte. »War jemand von deinen Leuten hier?«
»Bisher nicht. Aber ich bezweifle, dass Ruvon kommt, wenn die Trolle noch schlafen. Immerhin geht es auch um sie.«
»Dann werden wir wohl warten müssen. Gibt es …«, begann Sten, und Tarlin nickte in Richtung des kleinen Verschlags, der sich an die Hütte schmiegte.
»Ich habe gejagt. Mit den Trollen in der Nähe ist das schwierig, ihre Anwesenheit vertreibt die Tiere. Magst du etwas davon haben?«
Ohne zu antworten ging Sten in den Verschlag und besah sich die Jagdbeute. Ein halbes Dutzend Karnickel hing bereits gehäutet an einigen Haken, und der Wlachake nahm eines davon herab. Mit ein wenig Holz, das getrocknet unter dem kleinen Vordach lagerte, war schnell ein Feuer entzündet, und schon bald stieg Sten der Geruch von gebratenem Kaninchen in die Nase und ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Von Tarlin ließ der Wlachake sich einen Topf geben, in den er einige Stücke Fleisch von einem zweiten Kaninchen schnitt, um dann mit klarem Wasser, Knochen und Fett eine Brühe daraus zu kochen. In Vangelius Vorräten fand Sten noch einige Rüben und wilde Zwiebeln, die er ebenfalls in die Suppe schnitt. Sich selbst gönnte der Wlachake einige Bissen des Bratens. Als er Tarlin davon anbot, lehnte dieser jedoch ab. So saß der junge Krieger neben der Feuerstelle, rührte gelegentlich in dem Topf und aß genussvoll Streifen des gebratenen Fleisches, bis die Sonne gänzlich unterging und Leben in die Trolle zurückkehrte.
Während sie sich erhoben und schnuppernd ihre Nasen in die Höhe reckten, rief Sten: »Im Schuppen ist frisches Fleisch. Ihr müsst es teilen, viel ist es nicht.«
Pard holte die Karnickelkadaver und verteilte sie unter seinen Trollen, während Kerr neugierig näher kam und in den Topf spähte.
»Das wird eine Brühe für Vangeliu. Ich denke nicht, dass er das Fleisch ganz essen kann«, erklärte Sten dem Troll.
»Und du legst die kleinen Hüpfer über das Feuer? Aber ihr Fleisch ist weich, du musst es nicht mit Feuer noch weicher machen.«
»Ich brate sie, ja. Das Fleisch wird dadurch nicht nur zarter, sondern auch schmackhafter. Außerdem liegt rohes Fleisch übel im Magen.«
»Darf ich mal?«, fragte der Troll, und Sten reichte ihm achselzuckend ein Stück knusprig braunen Fleisches. Vorsichtig biss Kerr ab und kaute bedächtig. Seine Miene verzog sich, als er den Bissen schluckte.
»Das schmeckt nicht gut. Da esse ich es lieber so, das ist weniger Arbeit und leckerer.«
»Haben die Elfen das Fleisch besorgt?«, mischte sich Pard ein. Als Sten dies bejahte, schlug sich der große Troll klatschend vor die Stirn. »Was haben die bloß mit diesen winzigen Tieren? Wie soll man davon satt werden? Die sind ja kaum daumengroß!«
»Übertreib mal nicht«, widersprach Kerr. »Außerdem ist ein wenig frisches Fleisch besser als gar keins.«
»Ja, aber so ein Stück Fleisch, das füllt kaum einen hohlen Hauer. Es gibt im Wald richtig große Tiere. Davon hätten sie ein paar jagen
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