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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ich ihm die frohe Kunde nicht überbringen kann.
    Die Tür öffnete sich wieder, und Balaos trat ein, gefolgt von der Zeremonienmeisterin Attaga, die ihren Herrn mit unverhohlener Neugier musterte, wie Sargan amüsiert feststellte. Als sie sein Lächeln sah, senkte sie schnell den Blick und trat unterwürfig näher. Man hat mir versichert, dass du mir treu ergeben bist, dachte Sargan. Aber in meiner Position ist blindes Vertrauen gefährlich; egal, von welcher Seite einem Loyalität versichert wird.
    »Ich habe Nachricht von unserer Gesandtschaft an Marczeg Laszlárs Hof erhalten«, eröffnete Sargan seiner Untergebenen. Attaga hielt die Augen höflich gesenkt, aber Sargan konnte ihren fragenden Blick förmlich spüren. Vielleicht hatte Balaos ihr tatsächlich nichts erzählt. Das mochte darauf hindeuten, dass die beiden nicht unter einer Decke steckten. Oder sie waren einfach nur sehr gerissen.
    »Marczeg Laszlár fühlte sich anscheinend durch das bevorstehende Bündnis zwischen Voivodin Ionna und Marczeg Gyula bedroht. Aber er hat Sciloi versichert, dass er einen Vertrag mit dem Goldenen Imperium wünscht. Es scheint so, als ob wir zwei Eisen im Feuer haben.«
    »Die Situation ist im Fluss, Gebieter.«
    »Bedauerlicherweise. Aber es kann dem Goldenen Imperium gleichgültig sein, wer in diesem Krieg die Oberhand gewinnt. Alle Seiten haben uns ihr Entgegenkommen versichert.«
    »Vertrauen wir denn auch allen Parteien?«
    »Ich kann Marczeg Laszlár nicht einschätzen, da ich ihn nicht kenne. Die Meldung von Sciloi deutet allerdings an, dass sie seinem Wort vertraut. Die Wlachaken sind offensichtlich an Handelsbeziehungen mit dem Goldenen Imperium interessiert, das sollten sie klugerweise auch sein. Und Marczeg Tamár, nun der Erbe eines von Feinden besetzten Landes, ist mit den Wlachaken verbündet. Sollte er siegreich sein, wird er alle Hilfe gebrauchen können, die er bekommen kann.«
    »Holz hat dieses Land im Überfluss«, stellte Attaga fest, und Sargan hörte einen Hauch von Verachtung in ihrer Stimme. Die Zeremonienmeisterin war bisher noch nicht außerhalb der Grenzen des Goldenen Imperiums gewesen. Auch wenn sie niemals klagte, merkte Sargan hin und wieder, dass sie von den rauen Sitten im Lande Ardoly entsetzt war. Das Problem ist, dass sie ihr ganzes Leben in der Hauptstadt Colchas verbracht hat. Sie kennt nicht einmal die Provinzen. Im Vergleich mit einigen davon sieht Ardoly gar nicht so schlecht aus. Wenn man Schmutz und gefährliche Wälder mag.
    »Leider fürchtet das Volk der Wlachaken den Wald; daher ist es nicht so einfach, dieses Holz zu gewinnen.«
    »Und Marczeg Laszlár?«
    »Die Masriden nehmen sich, was sie wollen. Er wird keine Bedenken haben.«
    »Dann wäre sein Sieg vorzuziehen.«
    Mit ausdrucksloser Miene erwiderte Sargan: »Unsere Beziehungen zu den Wlachaken sind besser. Wir können nicht einschätzen, wie gut sich Marczeg Laszlár an ein Abkommen halten würde. Alles hat seine Vor- und Nachteile.«
    »Wer einen Esel ohne Fehler möchte, der gehe zu Fuß«, sagte Attaga, was Sargan ein Grinsen entlockte. Das alte Sprichwort war im Goldenen Imperium in den letzten Jahren zu einem geflügelten Wort geworden. In der komplexen Politik des Hofes gab es selten Situationen, die einem nur zum Vorteil gereichten. Die vielfältigen Intrigen ergaben ein verworrenes Netz, in dem ein Mann sich leicht verfangen konnte. Stets galt es, die Vorteile gegen die Nachteile abzuwägen. Ich frage mich, wer von den Streitenden wohl der Esel ist, auf dem wir reiten werden.
    Obwohl es der Zeremonienmeisterin nicht erlaubt war, dem Legaten ins Gesicht zu blicken, schien Attaga das versonnene Lächeln auf Sargans Lippen bemerkt zu haben, denn sie versteifte sich fast unmerklich.
    »Soll ich eine Botschaft vorbereiten?«
    Zunächst wollte Sargan zustimmen, entschied sich dann aber dagegen. »Nein. Wie du schon sagtest: Die Situation ist fließend. Noch können wir keine Ergebnisse absehen, und ich würde mich nur ungern später berichtigen müssen. Sorg aber dafür, dass wir Augen und Ohren auf den Straßen haben. Ich will wissen, wie das gemeine Volk über den Krieg, das Bündnis und die ganze vertrackte Lage denkt.«
    »Natürlich, Gebieter.«
    »Du darfst dich entfernen.«
    Wortlos ging Attaga rückwärts bis zur Mitte des Saals, wo sie kurz niederkniete, um dann an Balaos vorbei durch die Tür zu schreiten und Sargan mit seinen Gedanken allein zu lassen.
    »Soll ich die Unterhalterin rufen lassen?«, ertönte

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