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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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jedoch etwas unternehmen konnte, sprangen zwei der Krieger vor und hielten ihr die Spitzen ihrer Waffen an die bloße Haut. Wütend blickte Flores zu Odön, der sie aber nicht beachtete. Stattdessen schüttelte der Szarke langsam den Kopf, während sein Blick nicht von Tamár abließ. Alles Blut war aus Tamárs Gesicht gewichen, wirre Gedanken flogen durch seinen Geist, schneller, als er sie greifen konnte. Nur ein einziger brandete immer wieder auf: Verrat!
    »Schafft das Miststück hier raus. Gönnt euch euren Spaß, wenn ihr wollt, oder bringt es gleich hinter euch, aber reißt ihr das verfluchte Herz aus dem Leib«, befahl Odön seinen Kriegern, die Flores mit den Schwertern auf die Beine zwangen. Obwohl sie nackt war, richtete die Wlachakin sich stolz auf. Tamár wollte ihr zur Seite stehen, doch eine Klinge ritzte die Haut seiner Brust und ließ ihn innehalten.
    Während Flores aus dem Zelt geführt wurde, trat Odön an Tamár heran. Aus nächster Nähe blickte der Szarke Tamár in die Augen.
    »Selbst die Asche deines Vaters ist mehr wert als du. Du hast dein Land und deine Ehre verloren. Es ist an der Zeit, dass du auch dein Leben verlierst!«
    »Warum?«, zischte Tamár, der sich nur mühsam beherrschen konnte, den Szarken nicht anzuspringen und zu erwürgen. »Damit du meine Nachfolge antrittst? Niemand wird dir folgen, Odön! Niemand folgt einem Verräter!«
    »Ein Verräter? Ich?«
    Das Lachen des Szarken erfüllte das Zelt. Dann erstarb es. »Du bist der Verräter. Du hast deine Leute an deine wlachkische Metze verkauft. Indem du zwischen ihre Beine gestiegen bist, hast du selbst deinen Untergang herbeigeführt.«
    Tamár blickte forschend zu den beiden Kriegern, die ihn mit ihren Schwertern bedrohten, doch sie waren wachsam und schienen Odön treu ergeben zu sein. Der Szarke fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Ich werde verbreiten lassen, sie habe dich im Schlaf abgestochen wie ein Schwein. Ich aber sei gerade noch rechtzeitig gekommen, um die Hure zu töten. So wird jeder sehen, dass man den Wlachaken nicht trauen kann. Anschließend werden wir uns Marczeg Laszlár unterwerfen. Dem einzigen, wahren Marczeg! Er wird unsere Kapitulation gnadenvoll annehmen, wenn er erst König ist.«
    Plötzlich verstand Tamár: »Du bist nicht entkommen. Szilas hat dich gehen lassen.«
    Die Hand des Szarken schnellte hoch und schlug Tamár ins Gesicht. Er wollte zurückschlagen, doch die Klingen der Krieger drängten ihn zurück. Blut lief aus einem Schnitt auf seiner Brust, zog eine warme Bahn auf seiner Haut, aber Tamár verspürte keinen Schmerz, nur eiskalten Zorn.
    »Er ist Marczeg Laszlár für dich, du Hund.«
    »Was springt für dich dabei heraus? Wie viel ist deine Ehre wert?«, höhnte Tamár, dessen letzte Waffe das Wort war.
    »Nun, das Sireva natürlich. Als treuer Vasall des rechtmäßigen Königs«, erwiderte der Szarke mit einem Lächeln und trat mit ausgebreiteten Armen einige Schritt zurück. »Und die Freude darüber, dass die Wlachaken wieder auf den Platz gestoßen werden, den sie verdienen. Die Bastarde haben zu lange über uns gelacht! Aber sorge dich nicht um die Zukunft, Tamár, denn du wirst sie nicht erleben. Mach deinen Frieden mit dem Göttlichen Licht.«
    Ohnmächtig knirschte Tamár mit den Zähnen, denn die Schwerter seiner Feinde zwangen ihn zurück. Unfähig, sich zu wehren, spürte Tamár nur Wut, die jegliche Verzweiflung hinwegfegte.
    Odön hingegen lächelte noch immer.
    Der Dolch des Szarken reflektierte das Licht der Laterne, als der Verräter auf Tamár zutrat.

38
     
     
    D ie Langeweile erschien Sargan so allgegenwärtig, dass er fast glaubte, sie mit Händen greifen zu können. Wie eine schwere Stoffbahn legte sie sich über alles und verbarg die Welt unter ihrem Grau. Oder zumindest betäubte sie Sargans Sinne so lange, bis ihm alles grau und öde erschien. Wenn man die Essenz dieser Langeweile in Amphoren abfüllen könnte, überlegte Sargan müßig und unterdrückte ein Gähnen, dann könnte man … ja, was eigentlich? Wenigstens wäre sie dann weg.
    Natürlich gaben sich seine Untergebenen jede Mühe, ihn zu unterhalten. Doch seit Ionna aus Teremi ausgezogen war, um die Grenzen ihres Landes zu schützen, war jedes Quäntchen Aufregung verschwunden. Beinahe alle interessanten Gesprächspartner waren mit der Voivodin geritten; zurück blieben nur Wachen und die Verwalterin Leanna, die viel zu selten Zeit für den Dyrier hatte. Und das einfältige Volk, dem nun wirklich jeder

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