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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Sinn für die feineren Dinge des Lebens abgeht, egal, ob kulinarisch, sexuell oder humoristisch. Selbst eine gepflegte Konversation kann man hier nicht führen. Es ist wie verhext!
    In der Mitte des kleinen Saales tanzte Germere. Obwohl die junge Frau die zweiundsiebzig rituellen Bewegungen des Opfertanzes ohne jeden Fehler präsentierte, gelang es Sargan nicht, sich auf die Darbietung zu konzentrieren. Zu oft hatte er diesen speziellen Tanz in den letzten Wochen seit seiner Abreise aus Colchas gesehen. Sie hat nicht allzu viele Tänze eingeübt. Vermutlich eine subtile Beleidigung meiner Position durch einen meiner Neider. Warum sonst sollte man mir eine Unterhalterin mitgeben, die einfach nicht unterhaltend ist?
    Tief in sich kannte Sargan die Antwort: Weil er trotz allem dem gewaltigen dyrischen Imperium nicht übermäßig wichtig war. Die Konkubine war seiner Position und seinem Auftrag angemessen: gut, aber nicht außergewöhnlich. Auch die Gespräche mit ihr empfand der Dyrier als ermüdend. Sie war natürlich sehr um angenehme Konversation bemüht, doch in Sargans Hinterkopf war immer diese leise Stimme, die ihn darauf hinwies, dass Germere nur ihren Auftrag erfüllte und gezwungenermaßen mit ihm plauderte. Außerdem könnte sie gut Auge und Ohr eines meiner Feinde sein; also hüte ich besser meine Zunge.
    Wieder unterdrückte Sargan ein Gähnen, doch die angedeutete Bewegung blieb nicht unbemerkt. Der Dyrier sah das Stirnrunzeln seines sylkischen Leibwächters Balaos, der sogleich wieder eine ungerührte Miene aufsetzte. Der gewaltige Krieger stand neben der Eingangstür, wie üblich steif wie ein Brett, die Augen starr geradeaus. Dennoch entging ihm nichts, schon gar nicht ein kleiner Protokollverstoß seines Herrn.
    Eigentlich hatte Sargan gehofft, dass sich die übermäßige Fixierung des Kriegers auf die Formalitäten lockern würde, sobald man fern der Heimat und in der rückständigen Provinz war. Leider war genau das Gegenteil der Fall. Als wolle Balaos den Wlachaken zeigen, wie großartig das Goldene Imperium war, trieb er seine Krieger zu perfektem Verhalten und verkörperte selbst den Inbegriff des sylkischen Soldaten: pflichtbewusst, stoisch, hart zu sich selbst und zu anderen. Das wäre ja gar nicht schlimm, wenn er nur mich damit in Ruhe lassen würde. Stattdessen zwingt er mich durch sein Verhalten dazu, es ihm gleichzutun.
    Das Flötenspiel verstummte, und Sargans Blick kehrte zu Germere zurück, die in der letzten demütigen Pose des Opfertanzes erstarrt war. Dann schnalzte er zum Zeichen der Anerkennung mit der Zunge, woraufhin die Tänzerin scheu lächelte. Spar dir deine falsche Scham. Deine Kniffe funktionieren bei mir nicht, dachte Sargan säuerlich. Vermutlich stehst du auf der Soldliste eines anderen.
    »Wünscht mein Gebieter einen weiteren Tanz?«, fragte Germere, ohne den Blick zu heben. Einen Moment lang war Sargan versucht, zu verneinen, aber dann erkannte er, dass sie stattdessen ein Gespräch beginnen würde und dass er keinen plausiblen Grund hatte, diesen Versuch abzublocken. Also lächelte er huldvoll und nickte.
    Erneut begann der Flötist zu spielen, und die Tänzerin wand sich in die Ausgangsposition des Tanzes von Himmel und Erde. Die Schrittfolge war komplex, ebenso die kreisenden Bewegungen des Körpers, die einiges an Koordination und Gewandtheit erforderten. Hier allerdings zeigten sich Germeres Grenzen, denn obwohl sie den Tanz beherrschte, war sie keine Meisterin, und selbst Sargans eher ungeübtem Auge fielen die kleinen Ungenauigkeiten auf. Dabei wirkte der Tanz irgendwie lebendiger als die vorangegangene Darbietung in ihrer kühlen Präzision, wie Sargan überrascht feststellte. Neugierig betrachtete er Germeres Bewegungen und war regelrecht enttäuscht, als die Tür vorsichtig geöffnet wurde und ein Soldat seiner Leibwache eintrat. Der junge Sylke schlug einen Bogen um die tanzende Germere, um Sargan nicht die Sicht zu verstellen, und trat an Balaos heran. Sargan beobachtete den Tanz und versuchte dabei vergeblich zu hören, was die beiden Krieger flüsterten. Schließlich verließ der Soldat unter mehrfachen Verbeugungen den Saal, während Balaos an Sargan herantrat und sich zu dem Dyrier hinabbeugte.
    »Ein Händler wünscht Euch seine Waren zu zeigen, Gebieter«, erklärte der Leibwächter leise. Diese Eröffnung lenkte Sargan endgültig von der Tanzdarbietung ab. Gespannt sah er Balaos an, dessen Miene ausdruckslos blieb.
    »Ich bin nur erpicht auf

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