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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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nicht einfach, Wasser zu finden«, erklärte er. »Und nicht immer ist die Jagd erfolgreich. Man kann auch Pilze und Flechten essen, doch auch die wachsen nicht überall. Je tiefer man kommt, desto schwerer ist es, genug Nahrung und Wasser zu finden.«
    »Ich fühle mich jedenfalls, als wäre die Umgebung selbst mir feindlich gesonnen«, murmelte Sten. »Ich glaube nicht, dass ich hier jagen könnte oder Wasser finden. Vermutlich wäre ich ohne euch so gut wie tot.«
    »Aber ohne dich würden wir an der Oberfläche ja auch nicht überleben können. Ich meine, wie sollten wir uns bei Tage schützen? Oder mit deinem Volk sprechen?«
    Unsicher zuckte der Mensch mit den Achseln. Kerrs Worte schienen ihn nicht überzeugt zu haben. Wenn er wüsste, wie hilflos sich unsereins unter dem weiten Himmel fühlt.
    »Nähern wir uns Kurperla?«, fragte Tarlin unvermittelt und riss den Troll damit aus seinen Gedanken.
    »Der Schlag des Herzens wird lauter, ja. Kannst du es nicht spüren?«
    »Ich bin vorsichtig, Freund Troll. Ich wage es noch nicht, mich dem Einfluss des Atems zu stellen.«
    Verblüfft sah Kerr den Elfen an. »Was bedeutet das?«
    »Ich verschließe ihm mein Herz, so wie ich es gelernt habe.«
    »Das hast du schon einmal gesagt, aber ich verstehe es nicht«, gestand Kerr.
    »Schon als Kindern wird uns beigebracht, wie wir uns dem Atem verschließen können. Es ist nicht einfach, und nicht allen gelingt es. Wir nennen sie die Verlorenen.«
    »Was passiert mit diesen Verlorenen?«, fragte Kerr neugierig.
    »Wir geben sie zurück an die Geister.«
    »Ihr tötet sie?«, fragte Sten entsetzt. »Meinst du das? Eure eigenen Kinder?«
    »Ja. Wenn es sein muss.«
    Der Elf wirkte ungerührt, aber Kerr konnte Stens Bestürzung nachvollziehen. Jungtrolle waren in jedem Trollstamm eine große Freude und wurden immer beschützt. Jeder Troll würde bis zum Äußersten für die Kinder des Stammes kämpfen, für alle Trollkinder. Die Vorstellung, diese selbst zu töten, war abscheulich.
    Diese Gedanken mussten sich in Kerrs Miene spiegeln, denn der Elf sah ihn scharf an. »Wenn der Einfluss des Atems so groß wird, dann sind sie keine Elfen mehr. Sie verlieren ihren Geist, werden schlimmer als Tiere und vollbringen furchtbare Gräueltaten. Unsere Herzen weinen, wenn wir unsere Kinder auf diese Art verlieren, doch sie sind tot, lange bevor das Messer ihr Leben beendet.«
    Trotz der Erklärung fehlten Kerr die Worte. Aber Sten sagte zögerlich: »Das muss schwer sein.«
    »Ja.«
    »Und alles, weil der Dunkelgeist verletzt wurde? Weil er nicht sterben kann und sein Lebenshauch zu euch durchdringt?«
    »Ja.«
    »Ihr müsst großen Hass auf die Menschen hegen«, vermutete Sten leise. »Immerhin haben Menschen dies über euch gebracht.«
    Darauf schwieg Tarlin. Eine Stille breitete sich aus, die Kerr unangenehm berührte, obwohl er sich das Gefühl nicht erklären konnte. Hastig fragte er: »Wie geht das? Wie kannst du dich vor dem Atem schützen? Ich kann mir nicht vorstellen, wie du das machst.«
    »Du meinst, wie ich mein Herz verschließe?«, erkundigte sich Tarlin. Als Kerr nickte, fuhr der Elf fort: »Die Geister haben Stimmen. Ich weiß, dass die Menschen diese Stimmen nicht hören können. Oder nur wenige von ihnen, wie Vangeliu. Aber sie sind immer da. Wir Elfen können sie alle hören, jeden Geist, jede Stimme, immer. Es ist nicht einfach, sich dagegen zu verschließen.«
    »Ist es wie Ohren zuhalten?«
    Darauf schmunzelte der Elf, nickte aber. »Ein wenig. Nur ohne Hände. Wenn du deine Ohren ohne Hände zuhalten kannst, dann weißt du, wie es funktioniert.«
    »Ich verstehe es immer noch nicht«, offenbarte Kerr niedergeschlagen, nachdem er es eine Weile versucht hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er seine Ohren ohne seine Finger verschließen sollte.
    »Du hörst den Schlag des Herzens, sagst du?«
    »Ich spüre ihn.«
    »Versuch, ihn nicht zu spüren, nicht wahrzunehmen. Ignoriere ihn.«
    »Aber er ist immer da. Wenn ich daran denke, dann kann ich ihn doch nicht … nicht spüren!«, klagte Kerr.
    »Das geht nicht über deinen Willen, es muss einfach geschehen. Sobald du das kannst, musst du versuchen, dich zu verschließen. Wie ein Stein im Wasser werden. Überall ist das Wasser, nur nicht in dir. Die Welt mag vom Herzschlag erfüllt sein, aber du nicht. Das Wasser brandet um dich herum, aber es brandet nicht in dir.«
    Ungläubig starrte Kerr den Elfen an. Der Gedanke, den Herzschlag nicht zu spüren, war so

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