Die Schlacht der Trolle
Troll sie an, dann stöhnte Tarlin, als litte er große Schmerzen.
»Tarlin! Was ist?«
Anstatt zu antworten, warf der Elf sich plötzlich zur Seite. Sein Körper krümmte sich unter einem Hustenanfall, der kein Ende nehmen wollte. Die langen, ebenmäßigen Gliedmaßen bebten, der Atem ging in kurzen, abgehackten Stößen dann blieb Tarlin wie tot liegen.
Vorsichtig drehte Kerr ihn wieder auf den Rücken und hob den Oberkörper des Elfen an, damit er besser Luft bekommen konnte. Blut befleckte Tarlins blasse Lippen, in sein Gesicht waren tiefe Linien gegraben. Die Augen waren immer noch geschlossen. Tief in sich spürte Kerr den Dreeg, den Schlag des Herzens, so stark und nah, wie er ihn noch niemals vernommen hatte.
»Zu schwach«, raunte Tarlin.
»Was?«
»Ich bin … zu schwach. Der Atem reißt mich … fort, wenn ich mein Herz öffne. Zu schwach …«
»Nein, du bist stark! Du schaffst das! Du musst es schaffen.«
Die blutverschmierten Lippen des Elfen verzogen sich zu einem Lächeln. Langsam wiegte er den Kopf hin und her.
»Sein Atem … ist in mir, Freund Troll.«
Ein erneuter Hustenanfall schüttelte den Elfen. Von der Seite kam Sten heran und sank neben Tarlin nieder. Der Mensch wirkte gehetzt und erschöpft. Er sah kaum besser aus als Tarlin.
»Es … tut mir … leid. Sei stark … Freund Troll. Du kannst, was ich nicht …« Ein tiefer Atemzug folgte noch, dann lag Tarlin still in Kerrs Armen.
Verständnislos blickte der junge Troll den Elfen an. In das einst so zeitlos scheinende Gesicht hatten sich die Spuren des Verfalls gegraben. Als Kerr den leblosen Leib zu Boden gleiten ließ, waren seine Finger voller Haare des Elfen, weiß und lang, ganze Büschel, die einfach hängen blieben. Ohne Leben wirkte Tarlins Leib weniger fremd, weniger besonders. Er war nur totes Fleisch, der Geist hatte ihn verlassen.
»Dreimal verflucht«, murmelte Sten. »Er schien sich seiner Sache so sicher zu sein.«
»Er ist tot«, erwiderte Kerr und sah Pard an. »Er ist tot. Ich glaube nicht, dass er es geschafft hat!«
»Verfluchte hochnäsige Elfen. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da!«, zischte Pard in hilflosem Zorn. Die Schultern des großen Trolls hingen herab, sein Rücken war gebeugt.
Alles umsonst, dachte Kerr verzweifelt, während ein weiterer Schlag des Herzens ihn durchlief. Wir sind so weit gelaufen, nur um unser Ziel nicht zu erreichen.
»Wir sollten von hier verschwinden.« Turks Stimme klang drängend.
Zweifelnd blickte Kerr zu dem Dunkelgeist, dessen Formen er in der Finsternis nur erahnen konnte. Hörner, Klauen, Hauer; ein Troll, verletzt, aber immer noch mächtig; weitaus gewaltiger als Pard oder Turk oder sonst irgendein lebender Troll.
»Das solltet ihr wohl«, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme.
Entsetzt blickte Kerr zu dem Ende der Höhle, wo der Gang lag, der zum Schacht führte. Aus den Schatten löste sich eine übergroße Gestalt. Anda!
»Aber dafür ist es jetzt zu spät.«
Ihr Tonfall klang hämisch, und sie entblößte ihre riesigen Hauer, die weiß und bedrohlich aufblitzten. Herausfordernd sah sie die Trolle an. Spöttisch hob sie eine blutbesudelte Klaue. »Eure Wächter? Keine Gegner für wahre Jäger, fürchte ich. Unaufmerksam, schwach. So wie ihr.«
Ihr Blick richtete sich auf Pard, der sich nicht regte. Hinter ihr konnte Kerr andere Trolle erkennen, offenbar ihre Anhänger, die aus dem Gang traten und sich hinter der Trollin aufbauten. Es waren viele, ein Dutzend oder mehr, zu viele für einen Kampf, wie Kerr erkannte. Sie werden uns töten. Der Gedanke kam unvermittelt, aber der junge Troll verspürte keine Angst.
»Ihr habt das Herz gefunden. Genau wie ich. Aber anders als ihr Schwächlinge habe ich getan, was mich stark macht. Ich schrecke nicht vor der Macht zurück, so wie ihr!«
»Du bist kein Troll mehr«, erklärte Pard leise. Er sah niedergeschlagen aus, besiegt und kraftlos. Selbst seine Stimme hatte all ihr Feuer und ihre Stärke verloren.
Die Trollin legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Du hörst immer noch auf Druans Geschwätz, Pard. Aber er hat uns auf den falschen Pfad geführt. Er hat zugelassen, dass wir Trolle von Menschen getötet werden. Und jetzt ist er selbst tot. Nur die Starken überleben, die Schwachen gehen zugrunde!«
»Du bist kein Troll mehr«, wiederholte ihr Gegenüber.
Wütend starrte sie Pard an, den sie weit überragte. Ihre Macht war augenscheinlich, strahlte aus jeder Pore, zeigte sich in jeder noch so kleinen
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