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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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den Berittenen entdecken zu können.
    Noch immer zeigte Tamár keine Regung, auch wenn der Jubel unvermindert anhielt. Verrückter Hund, dachte Flores. Nun werden sie dir direkt in die Finsternis folgen und sich jedem Feind gegenüberstellen, sei es Masride oder Dunkelgeist.
     
    »Ich dachte, alles wäre vorbei«, gestand Tamár später im Zelt. Im Licht der glimmenden Kohlen wirkten seine Züge beinahe unheimlich ruhig. Irgendwo im Lager hatten sich einige Wlachaken um ein Feuer versammelt und sangen alte Weisen, von denen Fetzen bis zu ihnen herüberdrangen. Die tiefen, traurigen Gesänge vermischten sich mit dem Geräusch des unaufhörlichen Regens.
    »Stattdessen hast du ihre Herzen erobert. Jeder von ihnen würde nun alles für dich tun, Tamár. Das war genau die richtige Antwort, die du deinen Leuten gegeben hast.«
    »So?«
    Sie konnte seine Gedanken nicht ergründen. Seine Augen waren wie Spiegel, die Flores’ Blick nur zurückwarfen, aber nichts von seinen Gefühlen preisgaben.
    »Ich habe es ernst gemeint«, erklärte er und seufzte. »Ich wollte keine Herzen für mich gewinnen. Es war kein Plan, keine Strategie, der ich gefolgt bin. Ich habe nur gesagt, was ich dachte.«
    »Und deswegen werden sie morgen alle an deiner Seite stehen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Du meinst es ehrlich. Wenn du in diesem Augenblick von dem Wall herabgestürmt wärst, um Szilas anzugreifen, ich wäre dir gefolgt. Sie alle wären dir gefolgt. Ich denke, du solltest dir weniger Sorgen um die Treue deiner Krieger machen.«
    »Einige von ihnen haben mich bereits verraten, hast du das vergessen? Und bisher habe ich den Rest nicht gerade von Sieg zu Sieg geführt. Eher im Gegenteil. Bevor ich ihr Marczeg wurde, lebten sie in Frieden und Sicherheit. Nun sitzen sie an einem Berghang fest und sehen ihrem Ende entgegen. Sie haben allen Grund, das Lager zu wechseln und zu Szilas überzulaufen.«
    »Du weißt, dass nichts von dem, was in Turduj geschehen ist, deine Schuld war. Und deine Krieger wissen das ebenfalls. Denkst du, dass auch nur einer von ihnen die Dunkelheit nutzen wird, um sich aus dem Staub zu machen?«
    Jetzt musste Tamár grinsen. Er richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Die Müdigkeit in Flores’ Knochen meldete sich drängend. Erschöpft streckte sie ihre Glieder und gähnte. »Ich sollte gehen und mich schlafen legen. Wenn Marczeg Laszlár sein Wort hält, dann greift er morgen endlich an. Ich sehe dem Tod gern ausgeschlafen ins Gesicht«, erklärte die Wlachakin mit einem Augenzwinkern.
    Tamár erhob sich schnell und trat auf sie zu. »Ich möchte nicht, dass du gehst.«
    Seine Worte erfreuten sie, obwohl ein Teil ihres Geistes ihr zuflüsterte, dass es falsch war, zu bleiben. Aber wie so oft brachte allein seine körperliche Gegenwart diese Stimme zum Verstummen. Tamárs Nähe jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. Sein Duft stieg ihr in die Nase, ein wenig Schweiß, Leder; ein Geruch, der sie wünschen ließ, sich an ihn zu drücken.
    »Ist das klug?«, fragte sie dennoch.
    Als sie sein Lächeln sah, wusste sie, dass ihre Frage schon beantwortet war. Es war nicht klug, es war nicht angemessen, es war vielleicht der Ruin des Bündnisses. Niemand konnte sagen, wie die Soldaten reagieren würden, wenn Gerüchte über ein Verhältnis zwischen Flores und Tamár die Runde machten.
    Doch in Tamárs Zügen sah die Wlachakin, dass es ihn im Augenblick nicht kümmerte, was geschehen würde, wenn jemand herausfand, dass er sie begehrte, hier und jetzt. Der Gedanke ließ ihren Körper leicht wie Luft werden.
    »Vielleicht fallen wir morgen. Vielleicht sieht die morgige Sonne den letzten Tag unser beider Häuser«, erwiderte der Masride mit heiserer Stimme. »Wenn dies meine letzte Nacht ist, dann will ich bei dir sein.«
    Flores verstand ihn, verspürte das gleiche Verlangen, das gleiche Drängen, und so schlang sie ihre Arme um ihn und küsste seine Lippen.

54
     
     
    D er Schrei des Elfen gellte durch die Höhle. Die Trolle sahen sich verwirrt um, riefen sich aufgeregt Fragen zu, bis Pard brüllte: »Schnauze!«
    Kerr lief zu dem umgesunkenen Elfen und kniete sich neben ihn. Tarlins Augen waren geschlossen, seine Haut wirkte noch bleicher als zuvor. Vorsichtig legte Kerr dem Elfen die Hand auf die Stirn; doch nichts geschah. Als er die Hand wieder hob, schimmerte etwas daran im Licht. Einzelne Haare des Elfen, die an Kerrs rauer Haut hängen geblieben waren. Erstaunt blickte der junge

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