Die Schlacht der Trolle
Bewegung.
»Ich bin mehr Troll, als du ahnen kannst. Ich sehe und weiß mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich werde die Zwerge aus unserer Heimat vertreiben. Ich werde die Menschlinge lehren, was es bedeutet, einen Troll zu töten. Ich werde Zdam und die anderen rächen. Und ich werde jeden zerfetzten, der sich mir in den Weg stellt, egal ob Menschling, Zwerg, Elf oder Troll. Jeden!«
»Du bist kein Troll mehr.« Pards Stimme war nun lauter, stärker, schien in Anbetracht des Zorns seiner Gegnerin an Kraft gewonnen zu haben.
Anda schnaubte verächtlich. »Worte sind alles, was dir geblieben ist. Trolle sind stark, Pard, aber du bist schwach. Ich kann dir deine Stärke zurückgeben. Einst warst du anders. Jetzt ziehst du mit Menschlingen und Elfen umher, bringst sie in unsere Heimat, die nur uns gehört. Schließ dich mir an, und du wirst wahre Macht erlangen!«
»Du bist kein Troll mehr!«, brüllte Pard und blickte auf. Seine Fäuste waren geballt, Speichel troff ihm von den Hauern. Seine gewaltigen Muskeln spannten sich.
»Gut. Dann werde ich hier und jetzt allen zeigen, was Stärke ist. Komm, Pard, bringen wir es zu Ende!«
Mit einem donnernden Brüllen sprang Pard nach vorn, die Pranken zum Schlag erhoben. Anda erwartete ihn, wich nicht aus, sondern fing seinen brachialen Ansturm ab. Jetzt brüllte auch sie, triumphierend, da sie Pard zur Seite riss und gegen die funkelnde Wand schleuderte.
Gebannt verfolgte Kerr den Kampf. Keiner der anderen Trolle rührte sich. Keiner würde sich rühren, denn dies war ein Kampf unter denen, die einen Stamm führten. Wer verlor, konnte kein Anführer mehr sein.
Pard schüttelte den Schädel und warf sich herum. Wieder prallten die beiden gewaltigen Trolle gegeneinander. Ihr Brüllen ließ den Fels erbeben und erfüllte die Höhle. Sie wirbelten umher, Klauen schlugen zu. Pard senkte seine Hauer in Andas Seite. Sie packte ihn und stieß ihn zurück.
Schwer atmend richtete Pard sich auf. Er hatte tiefe Wunden am Arm und der Schulter. Blut lief langsam seine Gliedmaße entlang und troff von den Fingern auf den Felsboden.
Ihm gegenüber stand Anda, den Kopf hoch erhoben. Sie lächelte bösartig, während sie mit den Klauen über die Wunde in ihrer Seite strich. Die Wundränder schlossen sich vor Kerrs Augen, und der junge Troll gab ein entsetztes Stöhnen von sich. So konnte Pard niemals gewinnen, und mochte er noch so zornig sein.
Ein Dreeg hallte durch die Welt, ließ Kerr erneut zu dem verborgenen Dunkelgeist blicken.
»Du kannst nicht gewinnen, Pard. Du kannst mich nicht einmal dauerhaft verletzen. Deine Zeit ist vorbei. Nun beginnt meine Zeit!«
Noch während sie sprach, stürzte sie sich auf Pard und riss ihn mit sich zu Boden. Sie waren ein Knäuel aus Gliedmaßen, aus Pranken, Klauen und Hauern. Ihr Brüllen fuhr Kerr bis ins Mark. Anda war stärker als Pard, sie zwang den großen Anführer zurück, gewann die Oberhand. Seine Abwehr war schwach, ihre Schläge prasselten auf ihn ein, rissen seine Haut auf, bis ihre Fäuste blutig waren.
Unvermittelt ließ sie von ihm ab und erhob sich. Pard rollte auf die Seite, kam schwankend auf die Knie. Anda atmete schwer, sie blickte den verletzten Troll an.
»Schließ dich mir an, Pard«, sagte sie eindringlich. »Du weißt, was Stärke ist. An meiner Seite kannst du über all unsere Feinde siegen! Werde ein wahrer Troll!«
»Du …«, begann Pard, doch seine Stimme stockte.
Ein Dreeg fuhr durch die Welt, ertönte dunkel und stark in Kerrs Herzen.
»… bist kein Troll mehr.«
Langsam und unsicher kam Pard auf die Füße. Sein Leib war von Wunden übersät, Blut lief aus Dutzenden von Rissen. Er stand vornübergebeugt, drückte mit der Pranke gegen seine Seite. Dunkles Blut quoll zwischen seinen Klauen hervor. Ein Auge war so geschwollen, dass er es nicht mehr öffnen konnte, und er hatte Probleme, Atem zu schöpfen. Er wird sterben. Sie wird ihn zerfetzen. Und dann werden wir alle sein Schicksal teilen.
Kerrs Blick wanderte umher, fand Sten, der immer noch neben Tarlins leblosem Leib kniete. Viçinia war zu ihm gerobbt und schmiegte sich an seine Seite. Der Mensch sah aus, als ob ihn die entsetzliche Erkenntnis ebenfalls durchdrungen hätte. Seine Hand lag auf seiner Waffe, doch er zog sie nicht. In Stens Augen sah Kerr die Verzweiflung, die auch in seinem eigenen Inneren wütete.
Anda lachte. Ihre Erheiterung war grausam, ihr Lachen kratzte über Kerrs Geist, hinterließ flammende Spuren der Scham in seinem
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