Die Schlacht der Trolle
Becher entgegen, den ihr ein Diener mit einer stummen Verbeugung reichte. »Meine Reise war überraschend angenehm. Keine Zwischenfälle, nur gutes Wetter. Es scheint mir, als ob das Land sich langsam zu erholen beginnt.«
Dann nahm sie einen vorsichtigen Schluck von dem schweren Roten und sah Ionna aufmerksam über den Rand des Bechers hinweg an. Doch die Miene der Voivodin verriet nicht, was sie dachte.
»In der Tat hatten wir in letzter Zeit weniger Schwierigkeiten. Die Banden von Kriegern, die keinen Herrn mehr haben, sind immer noch ein Problem, aber mittlerweile bekommen wir diese Marodeure besser in den Griff. Und an den Grenzen ist es ruhig.«
»Wieso ruft Ihr dann eine Söldnerin zu Euch?«, fragte Flores so unverblümt, dass Ionna auflachte.
»Direkt wie immer!«, erwiderte die Fürstin. »Vielleicht wollte ich einfach nur die Schwester meines Schwagers einladen. Wäre das nicht möglich?«
»Natürlich. Aber würdet Ihr dafür ein offizielles Schreiben schicken?«
»Nein, Ihr habt recht, Nemes Flores. Ich wollte Euch fragen, ob Ihr mir einen Dienst erweisen würdet«, gab Ionna zu und fügte lächelnd hinzu: »Natürlich gegen eine angemessene Entlohnung.«
»Zurzeit bin ich ohne Auftraggeber und wäre dementsprechend einem Angebot nicht abgeneigt.«
»Es handelt sich um eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit, die uns beide betrifft.«
»Uns beide?«, erkundigte sich die junge Söldnerin erstaunt. »Inwiefern?«
»Meine Schwester muss eine Reise unternehmen, und ich würde es gern sehen, wenn Ihr sie begleitet.«
»Eine Reise? Wenn Ihr Söldlinge dafür anheuert, dann muss diese Reise allerdings gefährlich sein«, vermutete Flores und trank noch einen Schluck Wein.
»Sagen wir es so: Es wäre mir einfach wohler, wenn ich Euch an ihrer Seite wüsste, und ich bin sicher, dass meine Schwester und Euer Bruder das genauso sehen. Ich …«, begann Ionna, doch ein Trompetenstoß vom Hof unterbrach sie. Laute Stimmen hallten zwischen den Mauern der Burg und mit einem Stirnrunzeln ging die Fürstin zum Fenster, um herauszufinden, was vor sich ging. Flores gesellte sich zu ihr, doch sie konnten nur Echos hören, der Tumult fand im Haupthof statt, auf den keines der Fenster ging.
»Was bei den …«, murmelte Ionna sichtlich verärgert und rief einer der Wachen, die auf den Außenmauern patrouillierten, zu: »He! Maniu! Finde heraus, was dort vor sich geht, und beende es!«
Mit einem kurzen Nicken lief der junge Krieger los, während Ionna sich wieder Flores zuwandte.
»Es ist ein diplomatischer Auftrag. Ich erwarte keine Gefahr, aber Ihr versteht sicherlich, dass ich meine Schwester keinem unnötigen Risiko aussetzen möchte. Sie vertraut Euch, ich vertraue Euch und Euren Fähigkeiten ebenfalls, deshalb habe ich Euch rufen lassen.«
»Verstehe. Ich stehe zu Eurer Verfügung. Wann soll die Reise denn losgehen? Ich hoffe, dass noch ein wenig Zeit ist, da ich mich um einige meiner Angelegenheiten in der Stadt kümmern möchte. Herrscht nachts noch die Ausgangssperre?«
»Noch ist Viçinia nicht einmal in Teremi eingetroffen, deshalb kann es wohl einige Tage dauern, bis ihr aufbrechen könnt. Die Sperre wurde aufgehoben, aber noch wird verstärkt patrouilliert«, erklärte die Fürstin, als plötzlich ein gehetzt aussehender Diener in den Raum stürzte.
»Herrin, es sind Besucher im Hof. Sie verlangen, Euch zu sehen, Herrin. Es sei wichtig, Herrin!«
»Beruhige dich, Andres. Wer ist im Hof?«
»Dyrier, Herrin«, keuchte der ältere Mann atemlos, und Flores sah Ionna fragend an: »Erwartet Ihr Dyrier, Voivodin?«
»Nein«, antwortete Ionna knapp und befahl dem Diener: »Führ sie in die Vorhalle und versorg sie mit allem, was sie wünschen. Und schick jemanden zu Leanna cal Pascali, sie soll so schnell wie möglich bei mir erscheinen. Los!«
Erst dann wandte sie sich wieder an Flores: »Ich fürchte, wir müssen das Gespräch unterbrechen. Wir können die Einzelheiten sicherlich besprechen, wenn Viçinia angekommen ist. Ihr entschuldigt mich?«
Natürlich war dies wenig mehr als eine höfliche Entlassung, also verneigte Flores sich erneut, trank den letzten Schluck Wein aus, verließ das Besprechungszimmer und ging langsam durch den großen Saal. Hektische Stimmen ertönten aus der Vorhalle, wo Andres händeringend auf zwei prächtig gerüstete Krieger einredete, die ihn offenbar erbost in einer fremden Sprache anschrien.
Interessiert blieb Flores stehen und sah sich die beiden an, die kurz
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