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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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davor zu sein schienen, den Diener am Kragen zu packen und zum Hof hinauszuwerfen. Besonders die goldschimmernden Rüstungen interessierten Flores. Sie bestanden aus metallenen Schuppen, die auf ein Lederwams genäht waren, das von den Schultern bis zu den Oberschenkeln reichte und halblange Ärmel hatte. An Unteramen und Beinen trugen die Krieger dazu gleichfarbige Schienen, die, ebenso wie die Schuppen, mit Mustern verziert waren. Erst als sie genauer hinsah, konnte Flores erkennen, dass jede einzelne der Schuppen in Form einer Feder gestaltet war. Die Schienen an Armen und Beinen waren Flügeln nachempfunden. Die schweren blauen Umhänge der Krieger fielen fast bis auf den Boden, und in den Stoff waren Goldfäden eingewebt, die ein kunstvolles, verschlungenes Muster bildeten. Zwischen den Rüstungsteilen schimmerte ebenfalls dieser dunkelblaue Stoff hervor. Zwei wlachkische Wachen standen etwas abseits und hielten die Waffen der Fremden: lange, schwere Reiterlanzen und längliche, geschwungene Schilde sowie jeweils ein Gürtel mit einem etwa eine Elle langen Schwert. Selbst diese Waffengürtel waren mit goldenen Nieten verziert. Zu Füßen der Wachen lagen zwei goldene Helme auf dem Boden, die nur den unteren Teil des Gesichtes unbedeckt ließen. Geschwungene Flügel gingen von der Stirn nach außen. Auch die Gesichter der Krieger wirkten fremdartig mit ihrer dunklen Haut und den kurz geschnittenen, gelockten, dunklen Haaren. Mit Erstaunen sah Flores, dass sie sich offenbar Kohle auf die Augenlider auftrugen, was ihren Blicken etwas Unergründliches gab.
    »Sofort die Herrin!«, rief einer der Krieger schließlich mit einem fremdartigen Akzent, der seine wlachakischen Worte schwer und schleppend erscheinen ließ. Daraufhin flehte der Diener: »Einen Augenblick, bitte. Voivodin Ionna cal Sares wird Euch sofort empfangen. Bitte geduldet Euch noch einen winzigen Moment.«
    Inzwischen empfand Flores fast so etwas wie Mitleid mit dem schwitzenden Mann, der sich wand wie ein gefangener Aal, aber es immer wieder schaffte, sich zwischen den Soldaten und dem Eingang des großen Saals zu postieren. Auch die beiden wlachkischen Krieger warfen dem Trio immer wieder amüsierte Blicke zu.
    »Willkommen in Teremi!«, erklang plötzlich Ionnas kraftvolle Stimme, und die Erleichterung über ihr Erscheinen war Andres mehr als deutlich anzusehen. Die Voivodin trug einen langen, pelzverbrämten Mantel und wurde von zwei Kriegern begleitet, welche in Rüstungen gehüllt waren, die man nach der Schlacht Zorpads Leibgarde abgenommen hatte. Das kunstvolle Schmiedewerk der Zwerge sah nicht nur beeindruckend aus, es schützte auch besser als jede von Menschenhand gefertigte Rüstung.
    Die beiden Fremden riefen etwas in ihrer eigenen Sprache und fielen plötzlich auf die Knie. Zu Flores’ Erstaunen pressten sie die Hände auf den Boden und neigten das Haupt hinab bis zu den Steinen. Alle starrten die seltsamen Krieger an, nur Ionna verzog keine Miene und schien kein bisschen überrascht zu sein.
    Schließlich hoben die beiden ihren Kopf wieder, blieben jedoch auf einem Knie und blickten die Fürstin nicht direkt an.
    »Großherrliche Herrin, wir bringen Grüße«, begann der kleinere der beiden Krieger, »Der Mund des Goldenen Imperators wird bald eintreffen. Wir kündigen an.«
    »Der Mund des Goldenen Imperators?«, fragte Ionna mit hochgezogener Braue. »Wann wird dieser Mund eintreffen?«
    »Wenige Sonnen, Großherrliche Herrin.«
    »Gute Neuigkeiten«, erklang plötzlich eine ruhige Stimme, und eine zierliche Frau löste sich aus dem Schatten einer Säule. Flores erkannte Leanna cal Pascali, einst Bürgermeisterin von Désa, Ionnas Stammsitz, inzwischen aber eine wichtige Beraterin der Voivodin hier in Teremi.
    »Ein Legat, ein Gesandter des Goldenen Imperators, ist auf dem Weg hierher«, erklärte Leanna und warf Ionna einen vielsagenden Blick zu. »Welch eine Ehre.«
    »Reitet zurück und teilt dem Gesandten mit, dass er uns höchst willkommen ist und dass wir uns auf seine Ankunft angemessen vorbereiten werden«, wies Ionna die Fremden an, wobei sie sich sichtlich um eine langsame und deutliche Aussprache bemühte. »Wir sind uns der Ehre seiner Anwesenheit bewusst.«
    »Ja, Großherrliche Herrin«, erwiderte der Sprecher und neigte seine Stirn wieder bis zum Boden, bevor die beiden Boten aufstanden, ihre Waffen an sich nahmen und in den Hof liefen.
    »Leanna, ruf bitte den Rat zusammen und informiere ihn über diese Entwicklung.

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