Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
sagen, die vor Müdigkeit und Erschöpfung kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Im Osten erhob sich auch das Kloster Starig Jazek. Die untergehende Sonne tauchte die dunklen Mauern des Gebäudes in leuchtendes Gold und Rot. Bald haben wir es geschafft, bald kommt die Nacht. Eine unbestimmte Freude erfüllte die Wlachakin bei diesem Gedanken, aber dann überkam sie die ernüchternde Erkenntnis: Und danach ein neuer Morgen. Wir siegen nicht, wir verlieren nur sehr langsam.
    An einigen Stellen im Lager hatten die Heiler Feuer entzündet. Das Stöhnen und die Schreie der Verwundeten waren zu einer beständigen Tortur geworden, die jeder ertragen musste.
    Langsam schob sich die Sonne weiter hinab, bis nur noch eine Handbreit über dem Horizont stand. Wilde Hoffnung erfüllte Flores. Wenn es dunkel wird, ziehen wir uns zurück. Oder wir greifen Szilas in der Nacht an. Wir werden das Geschick ändern, das Blatt wenden.
    Ein Hornsignal aus der Senke machte jedoch all ihre Hoffnungen zunichte. Wieder einmal setzten sich ihre Feinde in Bewegung. Diesmal ritten die verbliebenen Panzerreiter wieder, dicht gefolgt von den Fußsoldaten. Noch immer hing Szilas’ Standarte vor dem Zelt, zeigte, dass der Marczeg es nicht für nötig hielt, persönlich in die Schlacht einzugreifen. So nahm er seinen Feinden die Möglichkeit, ihn im Kampf zu töten und seine Armee so zu besiegen.
    Langsam schob Flores den Helm zurück auf den Kopf und spannte die Gurte ihres Schildes. Sie stellte sich zwischen ihre Krieger und hob ihre Waffe.
    Die stürmenden Reiter bildeten eine lang gezogene Linie; je näher sie jedoch kamen, desto enger rückten sie zusammen, bis sie wie ein Keil gegen die Mitte der vereinten wlachkischen und masridischen Linien prallten. Entsetzt sah Flores, wie einige Krieger zurückwichen, wie sich Lücken öffneten, dann strömten auch die feindlichen Fußsoldaten heran, und die Wlachakin musste um ihr Leben kämpfen.
    Offenbar hatte Szilas in einem letzten Versuch, die Schlacht noch an diesem Tage zu entscheiden, alles aufgeboten. Alle Stellen der Formation gerieten in Bedrängnis; Flores selbst hielt mit ihren Kriegern den Wall, doch links und rechts der Wlachakin zeigte die schier endlose Anstrengung Wirkung. Zwischen Wlachaken und Masriden brachen die Reihen auf und ließen Reiter in ihre Mitte. Weiter links konnte Istran die Flut der Feinde nicht dämmen, sondern wurde Schritt für Schritt zurückgezwungen. Erbittert focht Flores weiter, versuchte allein mit der Kraft ihrer Gedanken, ihres Hasses, die Feinde aufzuhalten. Doch obwohl sie den Wall hielt, bröckelten die Stellungen und drohten, sie isoliert inmitten ihrer Feinde zurückzulassen.
    Das Licht der Sonne färbte das Schlachtfeld rot. Ihre Strahlen blendeten Flores, als sie sich nach Istran umsah. Sie nahm nur Schemen war, Umrisse von Kriegern, die über die einstigen Verteidigungsstellungen strömten und auf die Wlachaken eindrangen.
    Ihr Atem ging schwer, dennoch rief sie ihre Krieger zu sich, während sie langsam zurückwich. Ihre Feinde folgten ihr, wie ein Rudel Hunde, das Schwäche wittert, doch Flores kämpfte weiter und hielt ihre kleine Gruppe zusammen. Es gelang ihnen, Anschluss an andere Krieger zu finden, eine Linie zu bilden, die Schilde erhoben, Schulter an Schulter.
    Aber noch immer griffen Szilas’ Soldaten erbarmungslos an.
    Von der Sonne war nur noch ein schmaler Streifen über dem Horizont, als die Verteidiger sich in einem engen Kreis wiederfanden, umringt von ihren Feinden. Flores konnte Tamár rufen hören; der Marczeg hielt seine Krieger zusammen, doch seine Stimme klang gepresst. Die Wlachakin sah, dass er sich die Seite hielt. Der Schild war ihm vom Arm gerissen worden, und er führte den Streithammer mit der linken Hand. Seine Schläge fanden ihr Ziel, doch auch er musste zurückweichen.
    Die Sonne verschwand genau in dem Moment, als eine Klinge Tamár in die Brust traf. Mit einem Schrei stürzte er zu Boden. Sofort sprangen Soldaten seiner Garde zu ihm, bauten sich über ihrem gefallenen Herrn auf, verhakten die Schilde, doch Flores sah dies nicht mehr. Sie sah nur Tamárs leblosen Leib im Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht, das ihr wie ein Vorbote einer niemals enden wollenden Finsternis erschien.

60
     
     
    D er Gang war lang. Ohne darüber nachzudenken, war Kerr etwas zurückgefallen und so aus dem Lichtschein der Flechten geraten. Doch die Dunkelheit beunruhigte ihn nicht. In den Tunneln waren noch viele von Andas

Weitere Kostenlose Bücher