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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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eine Verbindung zwischen den Trollen und den Wlachaken geben, dann gnade ihnen das Ewige Licht!

9
     
     
    D urch die Holzwände fiel Licht in langen Strahlen, in denen der Staub tanzte. Doch der größte Teil des Stalls war in Zwielicht gehüllt. Der kräftige Geruch von noch frischem Heu lag in der Luft, auch wenn sich momentan keine Tiere in den Verschlägen befanden. Einige Insekten summten umher, ansonsten war es still.
    Vorsichtig bahnte sich Sten einen Weg zwischen den ruhenden Leibern hindurch. Er vermied es, die Kreaturen zu berühren, auch wenn er sicher war, dass sie nicht aufwachen würden. Das Licht der Sonne hatte sie fest im Griff und würde sie bewegungslos verharren lassen, bis die Sonne wieder hinter dem Horizont versank.
    Der Wlachake hatte natürlich vor und während der Schlacht gegen Zorpad viele verschiedene Trolle gesehen. Dennoch erstaunten ihn die Größe der Wesen und ihr vielfältiges Aussehen. Ihre Haut war grau, allerdings reichte das Spektrum von Dunkel, fast Grünlich, bis hin zu einem sehr hellen Grau. Die Struktur der Haut war rau, und bei vielen sah Sten dicke Verwachsungen und Knoten, hier und da sogar knöcherne Platten. Obwohl sie alle riesig waren, gab es deutliche Unterschiede. Viele waren über drei Schritt groß, manche jedoch kleiner, und einige wenige mochten an die dreieinhalb Schritt messen, so wie Pard. Manche trugen die seltsamen fingerdicken Hornauswüchse, die eine Art Haar zu sein schienen, lang; andere schnitten sie knapp über dem Schädel ab. Alle hatten Hörner, die sich von der Stirn bis über den Hinterkopf erhoben, teilweise glatt, teilweise in sich gedreht. Sie trugen alle nur wenig Kleidung: Lendenschurze oder einfache Ledergeschirre, an denen Beutel befestigt waren. Auf Sten wirkten sie wie Kreaturen aus dunkler Vorzeit, wie Botschafter aus primitiveren Zeiten, die plötzlich wieder in seine Welt einbrachen. Und Krieg bringen, dachte Sten, gerade jetzt, da wir endlich einmal Frieden gefunden haben.
    Schließlich erreichte er Pard. Selbst bewusstlos wirkte der riesige Troll noch gefährlich und angsteinflößend. Seine Arme endeten in gewaltigen Pranken, die mit scharfen Klauen bewehrt waren, und Sten wusste um die Kraft, die in den Muskeln des Trolls schlummerte. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Pard Menschen getötet hatte, gnadenlos und von einem urtümlichen Zorn erfüllt. Die Trolle kannten nur den ewigen Kampf ums Überleben. Mitleid war für sie Schwäche, die sich bitter rächen konnte. Ein Sieg war nur wertvoll, wenn der Feind vollständig vernichtet wurde. Ihre Heimat, tief in den Eingeweiden der Welt, war lebensfeindlich und dunkel. Vielleicht sind sie einfach nur wie ihre Welt. Kann ich sie verurteilen? Habe ich meine Feinde nicht ebenfalls getötet und würde es wieder tun?
    »Na, Großer?«, fragte Sten den bewegungslosen Troll und kniete sich neben dessen massiges Haupt mit den kurz geschorenen Hornauswüchsen. »Sagst du mir die Wahrheit? Seid ihr unschuldig an den Gräueln in Costins Dorf? Wäre Druan bei euch, dann wäre meine Entscheidung leichter.«
    Nachdenklich ließ der Wlachake seinen Blick über die Trolle wandern. Es waren tatsächlich fast dreißig von ihnen, die überall im Stall verteilt auf dem Boden lagen. Im Augenblick waren sie hilflos. Solange die Sonne schien, waren sie nicht gefährlicher als Steine, die auf dem Feld lagen. Doch in der Nacht machten ihre gewaltigen Kräfte und ihr finsteres Naturell sie zu unberechenbaren Monstern. Kein Wlachake hatte ihnen eine Träne nachgeweint, als sie nach der gewonnenen Schlacht wieder in ihre Heimat gezogen waren. Einige mochten mit dem Gedanken gespielt haben, sie auch weiter gegen die Masriden einzusetzen, aber nur wenige hatten dies ausgesprochen. Zu sehr hatten die Bilder sich in das Gedächtnis der Menschen gebrannt, Bilder vom Sturm der Trolle in der Schlacht, von der unglaublichen Verwüstung, die sie anrichten konnten. Es war ein brüchiges Bündnis gewesen, das mehr aus Notwendigkeit denn aus Neigung geschlossen wurde und das ebenso schnell zerfiel, wie es entstanden war. Und euch ging es doch nicht anders. Ihr hasst die Oberfläche, die Sonne, ja selbst uns Menschen. Eure Feinde sind euch doch viel näher als wir.
    »Herr?«, ertönte Vasiles Stimme vom Eingang der Scheune her. Der Veteran würdigte die ruhenden Trolle keines Blickes, aber Sten konnte am Gesicht des Mannes sehen, dass ihn die Anwesenheit der riesigen Kreaturen nervös machte. »Alles in Ordnung?

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