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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Untergebenen wandern, die sich hinter Viçinia aufgebaut hatte. Sie war eine große Frau, und an ihrem Auftreten und ihrer Haltung erkannte Tamár eine geübte Kriegerin. Obwohl sie sehr schlank war, gab das dem Masriden keinen Grund, sie zu unterschätzen, denn er wusste, dass viele Wlachaken leichtere Waffen bevorzugten; Waffen, die gefährlich schnell sein konnten. Auch ohne Rüstung und Klinge behielt die Wlachakin ihre selbstbewusste Ausstrahlung. Ihre dunklen Augen glänzten wachsam. Sie sah sich aufmerksam um, als erwarte sie jederzeit einen Angriff.
    »Wie ich sehe, ist Euer Sohn wieder zurückgekehrt. Bedeutet dies, dass wir die unwürdigen Ereignisse der letzten Tage hinter uns lassen können?«, erkundigte sich die Bojarin.
    Bei seiner Erwähnung blickte der junge Masride zu Viçinia und verzog verächtlich den Mund. »Wohl kaum. Ihr denkt vielleicht, dass Ihr Dreck in unsere Augen schleudern könnt, der uns blind macht, doch wir sehen durch Eure Masken hindurch!«
    »Würdet Ihr die Freundlichkeit besitzen, mich über diese so genannten Masken aufzuklären, damit ich überhaupt weiß, wovon Ihr sprecht?«
    »Ich spreche von den Angriffen. Von dem Gemetzel an unschuldigen Dörflern. Ich spreche von dem Krieg, den Ihr gerade anzettelt!«
    »Das ist Unsinn! Wieso sollten wir einen Krieg beginnen? Wir sind froh, endlich eine Zeit des Friedens erreicht zu haben!«
    »Vielleicht glaubt Ihr, dass Eure Monster Euch zum Sieg führen werden?«, mutmaßte Tamár.
    »Bitte? Verzeiht, welche Monster?«
    »Die Trolle, Eure dreimal verfluchten Mordschergen!«, entfuhr es Tamár.
    Nach dem Ausbruch herrschte Stille. Wütend starrte der Masride die unverschämten Wlachaken an, bis sein Vater seine Hände in einer beruhigenden Geste erhob. Während Tamár sich mit der Hand über das Gesicht fuhr und bewusst atmete, erklärte Gyula: »Mein Sohn wurde angegriffen. In den Ruinen von Bârlui.«
    »Von Trollen?«, erkundigte sich Viçinia, nur um mit verwirrtem Gesichtsausdruck zu sagen: »Moment. Den Ruinen?«
    »Ja, den Ruinen«, antwortete der Marczeg. »Dort haben Eure Trolle alle getötet. Jeden Mann, jede Frau. Die Alten und die Kinder. Wir haben keine Überlebenden finden können.«
    »Bei den Geistern! Lasst mich Euch unser Beileid aussprechen, Marczeg, das wussten wir nicht. Aber seid versichert, dass es nicht unser Wille war. Wir haben keinen Kontakt mehr zu den Trollen, seit sie sich wieder unter die Erde zurückgezogen haben.«
    »Möglich. Aber Ihr müsst verstehen, dass es für uns und unser Volk anders aussieht. Ihr habt mit Hilfe der Trolle Marczeg Zorpad besiegt. Und nun greifen diese Wesen unser Land an.«
    »Seid Ihr sicher, dass es Trolle waren?«, erkundigte sich die Begleiterin der Bojarin und trat vor, wobei sie Tamár forschend ansah.
    »Kreaturen der Nacht, die nur vom Ewigen Licht gefällt werden? Vier Schritt groß, dunkel, mit gewaltigen Klauen und Hauern? Natürlich waren es Trolle!«
    »Es könnte ja sein, dass Ihr in der Hitze der Schlacht nicht genau erkannt habt, gegen was Ihr kämpft!«
    Für einen Moment blieb Tamár die Luft weg. Zum zweiten Mal an einem Tag wurde an seinem Mut, seiner Ehre und seinem Wort gezweifelt, und diesmal von einer dahergelaufenen wlachkischen Kriegerin.
    »Ich weiß sehr gut, was ich gesehen und getötet habe«, erwiderte er kalt. Ein kaum zu unterdrückendes Verlangen, seine Waffe zu ziehen, überkam ihn, und er musste zu Boden schauen und sich auf die Lippen beißen, um die Wlachakin nicht zu beschimpfen. Was für eine Hündin! Wie kann sie es wagen? Der Krieger hatte recht: Sie ist die Ausgeburt eines Dunkelgeistes!
    Doch sein Vater blieb gelassen. »Wir sind uns sicher, Bojarin. Deshalb versteht Ihr vielleicht unser Misstrauen.«
    »Der Verlust Eurer Leute bestürzt uns«, versicherte Viçinia. »Ich wünschte, wir könnten Euch beweisen, dass wir keinen Anteil daran haben. Meine Schwester führt keinen Krieg gegen unbewaffnete Bauern. Und wir haben keinerlei Verbindung zu den Trollen. Ich kam in ehrlicher Absicht, um unseren Ländern Frieden zu bringen. Warum sonst wäre ich hier?«
    »Als Ablenkung? Vielleicht haben die Trolle zu früh zugeschlagen? Ich weiß es nicht. Doch Eure Anwesenheit wiegt niemanden in Sicherheit. Zu klar stehen uns allen noch die Umstände von Zorpads Fall vor Augen.«
    Diese Worte ließen in Tamár Erinnerungen aufsteigen. Bevor sich die Wlachaken gegen Marczeg Zorpad aufgelehnt hatten, war Viçinia an dessen Hof gewesen. Als Geisel,

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