Die Schlacht der Trolle
zwei. Wir haben Späher ausgesandt, aber noch keine Meldung erhalten.«
»Seit zwei Tagen? Vielleicht nur einem? Wo sind eure Soldaten? Was ist mit den Befestigungen? Die Menschen müssen in die Stadt gebracht werden, die Mauern müssen …«, begann Flores hastig, aber Tamár unterbrach sie mit einem finsteren Seitenblick auf seinen Vater: »Ich weiß. Ein großer Teil unserer Krieger befindet sich im Norden und an der Grenze im Westen. Wie ihr vermutlich nur allzu gut wisst. Laszlár greift zum richtigen Zeitpunkt an. Unsere Kräfte sind verstreut! Er muss die wenigen Posten im Osten überrumpelt haben, jedenfalls gab es keinerlei Warnung!«
»Marczeg«, wandte sich Viçinia an den Masriden, der immer noch kein Wort gesprochen hatte. Langsam, als erwache er aus einem Traum, blickte der ältere Mann die Wlachakin an und blinzelte. Für einen Moment fragte sich Viçinia, ob er sie überhaupt erkannte, doch dann nickte er ihr zu.
»Sendet Boten zu meiner Schwester. Sie wird Euch Hilfe schicken! Wir sind hier, um ein Bündnis zu besiegeln. Trotz aller Schwierigkeiten müssen wir keine Feinde mehr sein. Gemeinsam können wir Marczeg Laszlár besiegen!«
Die Veränderung, die über den Masriden kam, war verblüffend. Von einem Moment auf den nächsten sprang er auf und wies anklagend mit einem Finger auf Viçinia.
»Ihr wagt es?«, rief der Herrscher. Seine Stimme bebte vor Zorn. »Eure Monster töten mein Volk, und Ihr bietet mir Hilfe an? Woher wusste Laszlár, dass wir gerade jetzt verwundbar sind? Ihr habt dies mit ihm ausgeheckt! Aber Euer Plan wird nicht aufgehen! Turduj ist meiner Familie Sitz und wird es auf ewig sein! Ihr verfluchten wlachkischen Huren glaubt mit euren Honigworten meinen Geist verwirren zu können, aber ich schmecke das Gift in euren Ratschlägen!«
Wie vor den Kopf gestoßen, wich Viçinia einen Schritt vor dem Mann zurück, dessen Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze verzogen war. Sprachlos starrte sie den jähzornigen Marczeg an, dann fiel ihr Blick auf Tamár, dessen Miene unbewegt geblieben war.
»Ich denke nicht …«, begann der jüngere Mann, doch sein Vater unterbrach ihn mit einem abfälligen Schnauben.
»Du denkst nicht? Wohl wahr! Deinen Wünschen entsprechend haben wir unsere Krieger fortgesandt, und das Herz unseres Landes unverteidigt gelassen! Du hast dich von den Lügen verwirren lassen! Deinetwegen liegt Turduj fast schutzlos vor unseren Feinden!«
»Szilas hat uns belogen, Vater! Seine Bündnisversprechen waren nur hohle Worte, um uns zu täuschen! Ich habe niemals …«
»Schweig«, fauchte Gyula seinen Sohn an, und dieser verstummte. Aber der Zorn stand Tamár ins Gesicht geschrieben. Auch der Marczeg bebte vor Wut, doch als er sich Viçinia zuwandte, schien er sich wieder unter Kontrolle zu haben.
»Ihr werdet in eure Quartiere zurückkehren und diese nicht verlassen. Meine Familie hat schon so manchen Sturm überstanden, und wir werden auch diesen Verrat überleben. Um euch wird man sich später kümmern, Bojarin.«
Mit dieser letzten Warnung entließ der Masride die Wlachaken, und Viçinia ging langsam in den Vorraum. Sofort trat Flores an ihre Seite und flüsterte: »Der Alte ist verrückt, vollkommen von Sinnen. Erst gibt er uns die Schuld an den Angriffen im Norden, jetzt an dem Überfall von Marczeg Laszlár.«
»Ich weiß«, erwiderte Viçinia leise und sah sich wachsam um. »Aber was können wir tun? Wir …«
In diesem Moment kam Tamár durch die Tür und warf sie mit einem lauten Knall zu.
Mit brüsken Schritten ging der Masride den Gang entlang. Viçinia nickte Flores zu, und die beiden Wlachakinnen bemühten sich, mit ihm gleichauf zu bleiben.
»Ihr denkt doch nicht, dass wir gemeinsame Sache mit Marczeg Laszlár machen, oder?«, erkundigte sich Viçinia vorsichtig.
»Mein Vater ist davon überzeugt.«
»Das beantwortet meine Frage nicht.«
Offensichtlich erzürnt, wirbelte Tamár zu ihr herum und fixierte sie mit eisigem Blick.
»Meine Meinung ist unerheblich. Mein Vater ist der Herr über Turduj. Um seine Meinung solltet Ihr Euch Sorgen machen, Nemes Viçinia, nicht um die meine!«
»Wie schlimm ist es?«, mischte sich Flores ein. Zunächst schien es, als wolle der Masride nur eine weitere wütende Bemerkung machen, doch dann zeigte sich Trauer auf seinen Zügen.
»Katastrophal. Der größte Teil unserer Soldaten steht an der Westgrenze. Wir haben die Garnison aus Turduj abgezogen, um die Dörfer im Norden beschützen zu können. Einem
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