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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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können. Aber allein wurde Sten schnell klar, dass er niemals gelernt hatte, ein Land zu führen. Kämpfen und Krieger im Kampf anzuführen, das war es, was er sein ganzes Leben lang getan hatte. Dabei ging es ebenfalls um wichtige Entscheidungen, jeder Fehler konnte Leben kosten, aber Sten war sich in der Hitze des Gefechts stets sicher, das Beste geben zu können. Laufe ich jetzt vielleicht vor der Verantwortung davon?
    »Müssen wir durch den verdammten Wald?«, donnerte ein Troll hinter Sten und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Bevor er antworten konnte, rief Pard: »Ja. Und halt dein Maul. Keiner hier mag den Wald, aber wir plärren nicht wie Zwerge!«
    »Ich habe nur gefragt«, maulte der Troll, schwieg danach aber.
    »Der Himmel macht sie nervös«, bemerkte Pard, der zu Sten aufgeschlossen hatte. »Und ich habe ganz vergessen, was alles für verfluchte Viecher in Bäumen wohnen können.«
    »Warum gefällt euch der Himmel nicht?«
    »Weil alles offen und weit ist. Weil überall Feinde lauern, selbst in der Luft über dir. Weil man den Herzschlag der Welt hier kaum spüren kann.«
    »Ich bin sicher, mir würde es bei euch auch nicht gefallen«, konterte Sten. »Enge Gänge, Dunkelheit, Kälte.«
    »Kälte? Nein, es nicht kalt, tief unten. Es ist warm. Außerdem baut ihr doch selbst Höhlen. Du lebst in einer gebauten Höhle.«
    »Du meinst die Burg? Die ist nur zum Schutz da. Gegen Wind und Wetter und gegen Kälte. Und natürlich als Festung gegen Feinde.«
    »So was brauchen wir nicht. Kein Wind, kein Wetter. Und unsere Feinde zerquetschen wir!«
    Für einen Augenblick überlegte Sten, ob er den großen Troll darauf hinweisen sollte, dass er und seine Kumpane gerade auf der Flucht vor ihren Feinden waren, doch dann entschied er sich dagegen. Es ist sowieso schon schlimm für sie. Kein Grund, noch Salz in die Wunde zu streuen.
    »Ich weiß, was du denkst, Menschlein. Dass wir schon wieder an der Oberfläche sind, weil wir unsere Feinde nicht besiegen können.«
    »Äh, nein, das habe ich nicht gedacht«, log Sten.
    »Mit Druan sind wir hierher gekommen, weil unsere Feinde hier waren. Nicht, weil wir abgehauen sind. Und jetzt sind es Trolle, gegen die wir kämpfen. Die härtesten aller Gegner!«
    »Ja.«
    »Es würde dir unter der Erde nicht gefallen, weil du ein Mensch bist. Bei uns muss man stark sein. Wer das nicht ist, stirbt.«
    Sten hob beschwichtigend die Hände: »Sorgen wir dafür, dass ihr euer Problem löst und zurückkehren könnt. Das ist für alle besser.«
    Darauf antwortete Pard nicht, und auch Sten ging schweigend weiter. Mit Druan wäre die ganze Sache erheblich einfacher. Ich glaube nicht, dass Pard sich selbst gut genug unter Kontrolle hat. Geschweige denn die Meute Trolle hier, denen Angst und Zorn in den Knochen stecken. Je schneller sie wieder verschwinden, desto besser.

10
     
     
    I ch wünschte, ich hätte Dabrân nicht verlassen, dachte Viçinia wehmütig, während sie vom Wehrgang aus gemeinsam mit Flores auf das geschäftige Treiben in Turduj hinabsah. Ich wünschte, Ionna hätte den starrsinnigen Marczeg einfach in seiner Burg sitzen lassen, bis er von allein von dem Thron stürzt, der ihm ohnehin nicht zusteht. Vielleicht hat Şten mit seinen Befürchtungen doch recht gehabt. Mit den Masriden kann man nicht verhandeln.
    »Wieso passiert mir immer so was, wenn ich mich in die Politik einmische?«, fragte Stens Schwester neben ihr und seufzte. »Als ich noch nichts mit der ganzen Angelegenheit zu tun haben wollte, war mein Leben deutlich einfacher. Aber nun - bin ich eine Gefangene!«
    Ohne zu antworten, lehnte sich Viçinia auf die Mauer und besah sich die Menschen, die unter ihr ihrem Tagwerk nachgingen. Auch innerhalb der Stadtmauern wirkte Turduj übervölkert. Der Handel mit den Zwergen, die aus den Bergen im Norden kamen, hatte der Stadt einigen Wohlstand gebracht. Abgesehen von Streitigkeiten mit Marczeg Laszlár Szilas, die jedoch wenig mehr als Scharmützel waren, hatte auch der Krieg das Sireva weitgehend verschont. Nach Zorpads Niederlage war es zu Kämpfen zwischen Masriden und Wlachaken entlang der neuen Grenzen gekommen, aber der Beginn der Verhandlungen hatte diesen Einhalt geboten. Man sah der Stadt an, dass sie schon lange keinen Krieg mehr gesehen hatte. In Teremi hatte Zorpad die Befestigungsanlagen stets erweitert und instandgehalten. Ebenso hatte es Ionna im Mardew gehalten. Der ursprüngliche Sitz ihrer Familie, das uralte Désa, war im Laufe des langen

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