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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Übrigens dachte ich immer, dass Krieger ebenfalls häufig lange warten müssen, oder irre ich mich?«
    »Nein. Aber es muss einem ja nicht gefallen, oder? Außerdem bin ich keine Kriegerin.«
    »Nicht?«, fragte Viçinia erstaunt. »Was denn?«
    »Eine Kämpferin. Von mir aus ein Söldling. Aber Krieg ist nicht mein Beruf.«
    »Sten sagt immer, dass ohne eure Schlachtreihe die Masriden zu den Trollen durchgebrochen wären, bevor er die Sonnenmagier hätte ausschalten können. Die Trolle wären durch das magische Licht hilflos gewesen und …«
    »Ja, ja«, unterbrach Flores sie. »Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine Schlacht noch keine Kriegerin. Ich hoffe, dass deine Mission von Erfolg gekrönt sein wird, denn ich habe nicht vor, noch einmal in den Krieg zu ziehen. Ich bevorzuge Kämpfe, die ich besser kontrollieren kann. Und am allerliebsten habe ich Tavernen, in denen ich trinken kann, ohne vorher kämpfen zu müssen!«
    Bevor Viçinia antworten konnte, galoppierte ein Reiter durch das Osttor der Feste und riss brutal an den Zügeln, bis sein erschöpftes Reittier mit zitternden Flanken stehen blieb. Der gerüstete Reiter musste sein Pferd lange angetrieben haben, denn es hatte weiße Schaumflocken vor dem Maul, und sein Fell glänzte schweißfeucht. Mit gerunzelter Stirn sah Viçinia, wie Soldaten zu dem Tier rannten und die Zügel übernahmen, während der Reiter aus dem Sattel sprang und zum Hauptgebäude lief. Die blonden Haare des Reiters und seine traditionelle masridische Frisur deuteten darauf hin, dass es sich um einen Untergebenen des Marczegs handelte. Das leise geführte Gespräch zwischen Wachen und Reiter konnte die Wlachakin nicht verstehen, doch die Krieger ließen den Mann anstandslos passieren.
    »Was das wohl bedeutet? Neuigkeiten sicherlich; aber sind es gute oder schlechte?«, murmelte Flores.
    Viçinia schüttelte den Kopf. »Schlechte wohl eher, obwohl ich auf das Gegenteil hoffen würde. Unsere Lage ist prekär genug.«
    Mit einem ergebenen Nicken pflichtete Flores ihr bei. Momentan waren ihnen die Hände gebunden. Dabei hängt nicht nur unser Leben, sondern auch der schwache Frieden vielleicht von dem ab, was der Reiter gerade Gyula berichtet. Mögen die Geister geben, dass es nicht weitere Gräueltaten der Trolle gab!
     
    Erst als die Sonne schon tief am Himmel stand, wurden die Wlachaken zum Marczeg gerufen. Im Laufe des Tages waren mehrere gerüstete Boten in großer Eile aufgebrochen, doch bisher hatten Viçinia und Flores nicht in Erfahrung bringen können, was die hektische Aktivität ausgelöst hatte. Als die junge Bojarin das Audienzzimmer betrat, stockte ihr beinahe der Atem. Gyula saß zusammengesunken in einem tiefen Sessel, während sein Sohn Tamár wütend im Zimmer auf und ab schritt. An den Türen waren schwer bewaffnete Wachen postiert, die den Eindruck erweckten, dass die Masriden die ungerüsteten Wlachaken fürchteten. Als sich Viçinia vor dem Marczeg verneigte, zeigte dieser keinerlei Regung, sondern starrte nur durch sie hindurch, als ob sie und die Mauern seiner Feste gar nicht vorhanden wären. Stattdessen blieb Tamár stehen. Im Gesicht des Masriden spielten die Muskeln, und er rang sichtlich um Fassung. Neben sich sah Viçinia, wie sich Flores versteifte, als erwartete sie jeden Augenblick einen Angriff. Doch der Sohn des Marczegs nickte ihnen nur zu und ergriff dann das Wort: »In der gestrigen Nacht wurde ein kleiner Zollposten östlich von hier angegriffen und wohl erobert.«
    »Ein Zollposten?«, erkundigte sich Viçinia verwundert. »Wer hat ihn angegriffen?«
    Innerlich bereitete sie sich auf das Schlimmste vor. Sollten Trolle hinter der Attacke stecken, würde das Misstrauen der Masriden immer weiter anwachsen. So nahe an der Stadt konnte der Marczeg eine solche Provokation nicht dulden und musste einfach reagieren.
    »Keine Trolle. Menschen«, erklärte Tamár gepresst. »Unter dem Banner des Drachen.«
    Überrascht schnappte Viçinia nach Luft. Der Drache war das Wappentier von Marczeg Laszlár Szilas, dem Herrscher über das Valedoara. In ihrem Kopf rasten die Gedanken, denn diese Nachricht bedeutete, dass sich das bereits gestörte Machtgleichgewicht in Wlachkis rasend schnell und mit ungeahnten Folgen veränderte.
    »Marczeg Szilas marschiert gegen euch?«, fragte Flores erstaunt und kleidete Viçinias Gedanken so in Worte.
    »So scheint es. Offensichtlich stößt seine Armee gen Turduj vor.«
    »Seit wann?«
    »Einem Tag, höchstens

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