Die Schlacht um Tripple Sun
Ein komplexes System im System, das man wohl erst nach längerer astronomischer Beobachtung in seinen Feinheiten voll erfassen konnte. Aber dazu war jetzt keine Zeit.
Ausschlaggebend für die Entscheidung, sich an diesen Ort zurückzuziehen, war die Tatsache, dass es hier genügend Materiebrocken gab, deren Ortungsschatten Schutz bot, falls die Schlacht einen unglücklichen Verlauf nahm. Die Alternative wäre eine sofortige Flucht ins Triple-Sun System gewesen, wofür sich vor allem Captain Al-Kebir ausgesprochen hatte.
Aber Rudenko war anderer Ansicht gewesen. Erstens wollte er eventuell noch eintreffende Nachzügler aus seiner Flottille, die Rendezvous-Punkt 01 ansteuerten, nicht allein lassen, und zweitens waren die Star-Corps-Einheiten bei einer sofortigen Flucht dadurch im Nachteil, dass ihre Geschwindigkeit sehr gering war. Im Gegensatz dazu materialisierten Kridan-Schiffe mit ungefähr vierzig Prozent Lichtgeschwindigkeit und hätten jeden Fluchtversuch abfangen können.
Eine Flucht machte erst Sinn, sobald auch der Feind abgebremst hatte und man als Erster wieder beschleunigen konnte.
Außerdem blieb den Star-Corps-Schiffen auf diese Weise der taktische Vorteil erhalten, den Gegner in einer geschlossenen Formation zu empfangen. Dies entsprach der bevorzugen Kampfdoktrin des Star Corps, denn nur so konnten die Breitseiten der Gauss-Geschütze zur maximalen Wirkung gelangen.
Die MERRITT bildete das Zentrum der Formation. Die sechzig Geschütze ihrer linken Breitseite zeigten in Richtung der herannahenden Feindflottille. Die anderen Schiffe des Verbandes gruppierten sich so um den als Flaggschiff fungierenden Zerstörer, dass im Gefechtsfall nicht die Gefahr bestand, die eigenen Schiffe zu treffen.
Die enorme Feuerkraft mehrerer hundert Gauss-Geschütze war der Trumpf auf Seiten des Star Corps. Die Kridan verfügten allerdings mit ihren Graserkanonen über die größere Reichweite und Zielgenauigkeit. Die verheerende Wirkung dieser Grasergeschütze war bekannt. Man experimentierte inzwischen mit Schilden, deren Aufgabe es war, die Panzerung zu verstärken. Aber noch war es nicht so weit. Keines dieser Abwehrsysteme war einsatzbereit und es gab sogar schon Stimmen, die sich dafür starkmachten, die dafür eingesetzten Mittel in den Bau weiterer Kampfschiffe zu stecken.
Rudenko hatte diese Debatten in den Stäben und der Politik hautnah mitbekommen. Den Admiral hatte so manche Stellungnahme aus dem Hohen Rat regelrecht angewidert. Vielen Ratsmitgliedern schien die Sicherheit der Raumsoldaten weniger wert zu sein, als die Interessen ihrer Heimatwelt oder der jeweiligen Lobby, deren Interessen sie wahrnahmen. Eines Tages, so hatte Rudenko sich vorgenommen, würde er dafür sorgen, dass sich etwas zum Besseren änderte.
Vorerst war nicht mit der Entwicklung einer wirksamen Defensivbewaffnung gegen die Graserstahlen zu rechnen. Also blieb nichts anderes übrig, als das Hauptgewicht auf die Offensive zu legen und diese Schwäche mithilfe der imposanten Feuerkraft auszugleichen.
»Es materialisieren weitere fünf Kridan-Schiffe«, meldete Lieutenant Sergej Sergejewitsch Michailow, der auf der MERRITT den Posten eines Ortungsoffiziers einnahm. Während bei den kleineren Star-Corps-Schiffen – insbesondere den Leichten und Schweren Kreuzern – diese Funktionen lediglich von einem einzigen Offizier ausgeübt wurden, war es auf den schweren Dreadnought-Schlachtschiffen und Zerstörern üblich, beides zu trennen.
»Die wollen uns fertigmachen, Sir«, lautete der Kommentar von Captain Al-Kebir.
Rudenko nickte leicht. War das ein versteckter Hinweis darauf, dass ich eine Fehlentscheidung getroffen habe, als ich entschied, dass wir uns bei Rendezvous IV sammeln, anstatt die ehrlose Flucht zu ergreifen?
Die beiden Männer wechselten einen Blick. Während Captain Walid Al-Kebir zumindest etwas Kampferfahrung vorweisen konnte, hatte Rudenko innerhalb seiner außerordentlich steilen Karriere niemals ein Schiff kommandiert, das in Gefechte verwickelt gewesen war.
Ich hoffe, Sie ziehen in Betracht, dass ich trotzdem recht habe, Captain Al-Kebir , dachte Rudenko. Aber er hütete sich davor, die Sache anzusprechen. Ganz gleich, was dabei herauskäme – er konnte nur verlieren und seine eigene Autorität beschädigen.
»Wir haben es mit einer Übermacht von mindestens drei zu eins zu tun, Admiral«, sagte Al-Kebir.
»Das ist richtig, Captain. Aber sie werden nicht alle zur gleichen Zeit unsere Formation erreichen. Also
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