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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete Charity hastig, wobei sie das Wort Freund übermäßig betonte. Mit einem säuerlichen Blick auf den Monitor fügte sie hinzu: »Ich würde ihn wahrscheinlich auch im Dunkel und mit verbundenen Augen erkennen. Er hat uns lange genug gejagt.« »Und wie es aussieht«, sagte Hartmann, »tut er es noch immer.« »Ich hätte diesem Kerl den Hals herumdrehen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte«, knurrte Skudder. Hartmann lächelte flüchtig, aber sein Blick blieb ernst. Es war nicht leicht, diesem Mann etwas vorzumachen, dachte Charity. Er mußte längst gespürt haben, daß sie ihm etwas verheimlichten. In die sonderbare Stille hinein meldete sich der junge Techniker hinter dem Computerpult mit einem lautstarken, unechten Räuspern. Hartmann sagte nichts, trat aber wortlos neben ihn und beugte sich über seine Schulter. Charity tauschte einen fragenden Blick mit Kyle, ehe sie Hartmann folgte und sich ebenfalls über das Pult beugte. »Schwierigkeiten?« fragte sie. »Vielleicht«, antwortete Hartmann ausweichend. »Das kann ich jetzt noch nicht sagen.« »Können wir helfen?« fragte Kyle. »Es wäre schon eine große Hilfe, wenn Sie nicht im Weg stehen würden. Bitte gehen Sie in Ihre Quartiere zurück.« '. »Sie meinen, unsere Zellen?« fragte Charity ironisch. Hartmann sah mit einem Ruck auf. In seinen Augen blitzte es, dann sagte er gepreßt: »Selbstverständlich steht Ihnen mein Privatquartier zur Verfügung, Captain Laird. Und Ihren Begleitern ebenfalls. Leutnant Felss wird Sie hinbringen und zu Ihrer Verfügung stehen, bis ich Sie wieder brauche.« Hartmann drückte einen Knopf auf dem Pult vor sich, und der junge Leutnant und ein zweiter Soldat, dessen Namen sie nicht kannte, erschienen unter der Tür der kleinen Überwachungszentrale. Hartmann deutete auf Charity und die anderen und sagte: »Bringen Sie unsere Gäste in meine Räume. Und bleiben Sie bei ihnen - falls sie irgendwelche Wünsche haben.« Sie verließen den Raum ohne ein weiteres Wort und gingen über den kurzen Korridor aus nacktem Beton zurück in jenen Raum, in dem Charity das erste Mal mit Hartmann gesprochen hatte. Die beiden Soldaten waren sehr zuvorkommend, aber auch sehr viel weniger diplomatisch als ihr Vorgesetzter. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern machte deutlich, als was sie Charity und ihre Begleiter plötzlich betrachteten: als Gefangene. »Ich verstehe das nicht ganz«, sagte Net, als die beiden Soldaten sie alleingelassen und die Tür hinter sich geschlossen hatten. »Was ist plötzlich los? Er behandelt uns, als wären wir ...« Sie suchte einen Moment nach Worten, und Kyle sprang hilfreich ein. »Feinde«, sagte er. Das Wort schien Net zu erschrecken, aber weniger, weil es sie überraschte, sondern wohl eher, weil es das ausdrückte, was sie selbst empfand. »Er mißtraut uns«, sagte Kyle. »Und vor allem mir. Ich weiß nicht warum, aber ich habe es genau gespürt.« »Kann es sein«, fragte Skudder, »daß er weiß, wer du bist?« Kyle setzte zu einer Antwort an, wandte sich aber dann mit einer ruckhaften Bewegung um und trat an die Wand neben der Tür. Seine Fingerspitzen glitten wie suchend über die winzige Schalttafel darin, verharrten einen Moment, und als er die Hand wieder zurückzog, hielt er die Überreste eines winzigen Mikrofons mit abgerissenen Kabelenden zwischen Daumen und Zeigefinger. Nicht einmal eine Sekunde später glitt die Tür auf, und Felss' junger Kollege kam herein, seine rechte Hand lag ganz unverhohlen auf dem Kolben der Pistole in seinem Gürtel. Als er sah, was Kyle in der Hand hielt, verwandelte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht von Verwirrung in Zorn, aber der Megamann ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen, sondern hielt ihm mit einem fast fröhlichen Lächeln das winzige Mikrofon entgegen. »Ich glaube, Sie suchen das hier«, sagte er. »Sie sollten Ihre Abhörgeräte ein wenig besser verstecken.« Auf dem Gesicht des jungen Soldaten - das kleine Schildchen über seiner linken Brustseite identifizierte ihn als Unteroffizier Lehmann - mischten sich Verblüffung mit Zorn und Hilflosigkeit. »Was soll das?« fragte Charity. »Ist es bei Ihnen üblich, die Privatgespräche Ihrer Gäste zu belauschen?« Der scharfe Ton ihrer Worte erzielte die erhoffte Wirkung. Der Soldat sagte noch immer kein Wort, er blickte ratlos auf das zerstörte Miniaturmikrofon auf seiner Handfläche herunter, dann schloß er mit einem Ruck die Faust darum und stürmte aus dem

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