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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Raum. Hinter ihm glitt die Tür zu und rastete mit einem hörbaren Klicken ein. »Übertreib es nicht, Kyle«, sagte Charity, während sie gleichzeitg aufatmete. »Können wir jetzt offen reden?« Kyle schien einen Moment in sich hineinzulauschen, dann nickte er wortlos. »Ich möchte wissen, was das alles bedeutet!« knurrte Skudder. Er blickte die Tür an, die sich hinter Lehmann geschlossen - und verriegelt! - hatte, als gäbe er ihr ganz persönlich die Schuld an ihrer mißlichen Lage. »Ich bin es allmählich leid, ständig verhaftet, und ausgefragt zu werden!« »Vielleicht liegt das an deinem Aussehen, Rothaut«, sagte Gurk spitz. »Zwei Meter große Indianer mit Punkerfrisur und in Rocker-Klamotten müssen ja das Mißtrauen eines preußischen Offiziers erwecken.« »Immer noch besser als abgebrochene Zwerge mit eingeschlagenen Nasen«, antwortete Skudder und schüttelte drohend eine Faust vor Gurks Gesicht. Der Gnom wich mit übertrieben geschauspielertem Entsetzen zurück und hob abwehrend die Hände über dem Kopf. »Hört auf!« sagte Charity scharf. Ihr war im Moment ganz und gar nicht nach Scherzen zumute. Sie hatte das Gefühl, daß ihre Situation vielleicht ernster war, als sie im Moment ahnten. »Ich begreife nicht, warum sie sich plötzlich solche Mühe machen, uns einzufangen - oder sich von unserem Tod zu überzeugen.« Sie lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand neben der Tür und sah nachdenklich zu Boden. »Okay - Stone würde wahrscheinlich ein Jahr seines Lebens dafür geben, uns wieder in die Finger zu bekommen. Aber das allein kann es nicht sein.« »Wieso?« fragte Helen. »Er hat euch doch schon drüben in den Staaten gejagt, oder?« »Ununterbrochen«, bestätigte Charity. »Aber nicht mit einem solchen gigantischen Aufwand. Mit diesem Einsatz von Material und Kriegern hätte er uns binnen zehn Minuten gestellt.« »Außerdem wollte er uns bisher nicht umbringen«, fügte Net hinzu. Helen sah sie zweifelnd an, aber Kyle bestätigte die Worte der Wastelanderin. »Ich hatte Befehl, sie lebend zu fangen«, sagte er mit einer Kopfbewegung auf Charity. »Und plötzlich wirft er Atombomben, um uns auszuschalten«, fügte Charity seufzend hinzu. »Ein ziemlich radikaler Stimmungswandel, wenn ihr mich fragt.« »Vielleicht ist es meinetwegen«, vermutete Kyle. »Es ist das erste Mal, daß die Konditionierung eines Megakriegers durchbrochen wurde. Sie werden alles tun, um mich zu fangen oder zu eliminieren. Wir hätten uns trennen sollen.« »Du täuscht dich, Kyle«, antwortet Charity. »Vielleicht bist du der erste, der sich ganz offen gegen sie gestellt hat. Aber ich glaube, die Idee, unsere eigenen Kinder zu unseren schlimmsten Feinden zu machen, funktioniert nicht ganz so gut, wie sie es sich vorgestellt haben.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf Helen. »Denk nur an ihren Vater.« Sie sah, wie Helen zusammenfuhr, und begriff, daß sie schon wieder einen Fehler gemacht hatte. Die Tatsache, daß Helen seit ihrer Flucht aus Paris kaum ein Wort gesprochen hatte, war kein Zufall. Das Mädchen hatte die Erkenntnis, daß der Mann, den es für seinen Vater gehalten hatte, in Wirklichkeit auf der Seite der Invasoren stand, noch längst nicht verkraftet. Sie war nicht einmal sicher, ob sie überhaupt mit dieser Erkenntnis fertig werden würde. »Vielleicht ist diese Station hier der Grund«, sagte Net plötzlich. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß sie ein halbes Land in Schutt und Asche legen, nur um ein paar Möchtegern-Revoluzzer und einen abtrünnigen Cyborg« - dabei warf sie einen fast spöttischen Blick in Kyles Richtung - »unschädlich zu machen. Aber das hier...« »Ein paar schrottreife Computer und fünf Spielzeugsoldaten?« fragte Skudder zweifelnd. »Das kann nicht alles sein«, sagte Charity. »Natürlich nicht«, sagte Skudder. »Wahrscheinlich ist es alles, was übriggeblieben ist.« Charity schüttelte abermals den Kopf. »Nein. Ich habe mich gründlich umgesehen - die Geräte hier sind allesamt alt, aber in ziemlich gutem Zustand. Entweder Hartmann verschweigt uns etwas, oder ...« Die Tür flog auf, und Felss und Lehmann stürmten herein; die Waffen im Anschlag und einen Ausdruck in den Augen, der Charity klarmachte, daß sie bereit waren, sie auch zu benutzen. »Was soll das?« fragte Charity. »So ...« »Seien Sie still!« unterbrach sie Lehmann grob und richtete seine Waffe zuerst auf Kyle, dann auf Charity. »Sie

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