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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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viel.« Abermals sah Hartmann ihn voller Mißtrauen an. »Sie wissen eine ganze Menge über diese Biester.« Kyle nickte. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Züge. »Sie doch auch«, sagte er. »Man sollte seinen Feind kennen, um ihn richtig bekämpfen zu können.« Zumindest den letzten Satz hatte er einzig und allein gesprochen, um Hartmann zu beruhigen. Aber seine Worte hatten ihre Wirkung verfehlt. Hartmann traute Kyle nicht. Und er machte nicht sehr viel Hehl aus seinen Gefühlen. Die Drohne glitt weiter, wobei sie nun dicht über dem Boden schwebte und jede natürliche Deckung ausnutzte, um nicht bemerkt zu werden. Eine Zeitlang folgte sie einer der Ameisengruppen, schlug dann eine andere Richtung ein und verharrte wiederum minutenlang in der Nähe des Landesplatzes eines weiteren Gleiters. Dieses Verhalten wiederholte sich vier- oder fünfmal hintereinander, wobei der Kurs, den das Instrument zurückgelegt hatte, auf einem zweiten, kleineren Bildschirmfenster zu verfolgen war. Offensichtlich waren die Gleiter am Rand eines gewaltigen, imaginären Kreises gelandet; wahrscheinlich der Grenze jenes Gebietes, das sie zuvor bombardiert hatten. Hartmann warf ihr einen schwer zu deutenden Blick zu. »Was um alles in der Welt haben Sie getan?« fragte er. »Ich habe so etwas noch nie erlebt.« »Nichts«, antwortete Charity beinahe hilflos. »Aber das ist auch nicht die Frage. Die Frage ist, was sie glauben, das wir getan haben.« Hartmann konzentrierte sich wieder auf die Videoaufzeichnung. Die Bilder begannen einander zu gleichen: Gleiter, die sehr langsam und sehr tief über die Stadt flogen, und Gleiter, die gelandet waren und schier endlose Ketten schwarzer, spinnengliedriger Gestalten entließen. Offensichtlich drangen die Ameisen von allen Seiten des Kreises gleichzeitig in die verwüstete Stadt ein, um alles, was das Bombardement überlebt hatte, vor sich her und schließlich in die Enge zu treiben. Die Aufzeichnung dauerte fast eine halbe Stunde, ohne ihnen noch weitere, neue Informationen zu bringen. Schließlich begann sich die Drohne wieder von der Front der Gleiter zu entfernen, und Hartmann wandte sich mit einem fast enttäuschten Seufzer vom Bildschirm ab, ließ die Aufzeichnung aber weiterlaufen. »Mehr erfahren wir jetzt nicht mehr«, sagte er. »Falls wir überhaupt etwas erfahren haben.« Bei den letzten Worten hatte er Charity fragend angeschaut, doch sie wich seinem Blick aus. Plötzlich aber fuhren neben ihr sowohl Net als auch Skudder erschrocken zusammen. Der Hopi deutete mit dem ausgestreckten Arm auf den Monitor hinter Hartmann. »Seht doch!« Aller Blicke wandten sich wieder dem Bildschirm zu. Die Drohne hatte auf ihrem Weg zurück noch einmal haltgemacht. Direkt auf der Straße vor ihr war eine weitere der gewaltigen schimmernden Flugscheiben gelandet. Auch in ihrem Rumpf hatte sich eine Luke geöffnet, aber die Gestalt, die aus diesem Gleiter hervorkam, war keine Ameise, sondern ein Mensch, der durch den gewaltigen, schwerfälligen Anzug, in den er gehüllt war, plump und ungeschickt wirkte. »Das ist...« begann Charity, und Kyle unterbrach sie: »Governor Stone.« Sowohl Charity als auch Skudder und Net sahen den Megamann ungläubig an, während Hartmann mißtrauisch die Augen zusammenkniff. »Woher wollen Sie wissen, wer das ist?« fragte er. Mit einer eher zornigen als fragenden Geste auf den Monitor fügte er hinzu: »In diesem Anzug kann wer weiß wer stecken.« Kyle fing Charitys warnenden Blick auf - der, wie sie unbehaglich registrierte, auch Hartmann nicht entgangen war -und antwortete gelassen. Ich habe seine Rangabzeichen auf dem Anzug erkannt. Hier - sehen Sie?« Er trat ganz dicht an den Monitor heran und deutete auf ein kaum stecknadelgroßes Funkeln über dem Herzen der menschlichen Gestalt. Hartmann starrte ihn einen Moment lang feindselig an, bequemte sich aber dann, sich vorzubeugen und seine Augen so dicht an den Monitor heranzubringen, daß seine Nase beinahe die Scheibe berührte. Fast eine Minute lang blickte er angestrengt auf die kaum handgroße, menschliche Gestalt, dann richtete er sich wieder auf und sagte nach einem weiteren, sehr mißtrauischen Blick in Kyles Gesicht: »Sie müssen verdammt gute Augen haben, junger Mann.« »Das habe ich«, bestätigte Kyle. Charity atmete auf. Vielleicht konnte Kyle seine Tarnung noch eine Weile aufrechterhalten. »Wer ist das - Stone?« fragte Hartmann. »Ein persönlicher Freund von uns«,

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