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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dann machte er eine befehlende Handbewegung. »Wir nehmen die Westroute.« Charity sah aus den Augenwinkeln, wie Felss erschrocken zusammenfuhr. »Aber das...« Hartmann unterbrach ihn. »Ich weiß, was das bedeutet«, sagte er. »Aber dort vorne kommen wir auf keinen Fall durch.« Schließlich nickte Felss und startete den Motor wieder. Trotzdem vergingen noch fast zehn Minuten, ehe sich das Fahrzeug in Bewegung setzte - Felss wartete geduldig, bis der größte Teil der Ameisen in irgendwelchen Ruinen oder Schutthalden verschwunden war, dann gab er behutsam Gas, lenkte das Fahrzeug nach rechts und drang in eine schmale, fast völlig von Trümmern und Schutt verstopfte Gasse ein. Sie fuhren jetzt sehr viel schneller, und Felss erwies sich als ausgezeichneter Fahrer. Durch die schwierigste Trümmerlandschaft fand er seinen Weg. Offensichtlich nahm er diese Route häufiger und kannte die Gegend wie seine Westentasche. Während sie sich weiter nach Westen bewegten, begann sich ihre Umgebung allmählich zu verändern. Die Straße wurde noch immer von niedergebrannten, ausgebombten Häusern flankiert, aber immer öfter sah Charity jetzt Flecken von Grün und Purpur. Bald tauchten auch in dem geborstenen Asphalt vor ihnen die ersten grünen Tupfer auf, und nach weiteren zehn Minuten rollte der Panzerwagen durch eine Ruinenstadt, die sich kaum noch von den Außenbezirken der Freien Zone in Paris unterschied. Aus den tiefen Rissen im Erdboden wuchsen Pflanzen, dürre Büsche, kleine verkrüppelte Bäume, aber auch das unheimliche, grün-violette Pflanzenleben Morons, das die Invasoren auch in dieser Stadt ausgesät hatten. Es gedieh hier nicht so gut wie in Paris; statt die einheimischen Pflanzen zu verdrängen, schien es sich mit den Nischen und Lücken zu begnügen, die der irdischen Flora nicht mehr genug Nahrung boten. Plötzlich tauchte auf dem Bildschirm ein menschlicher Umriß auf, und Felss trat auf die Bremse. Der Mann war klein und ging so stark nach vorn gebeugt, daß er fast verkrüppelt wirkte. Sein Haar war lang und verfilzt und hing ihm bis weit über die Schultern herab, und der größte Teil seines Gesichtes verbarg sich hinter einem Bart, der aussah, als wäre er Zeit seines Lebens noch nicht geschnitten worden. Bekleidet war die Gestalt mit ein paar Lumpen, unter denen hier und da eine dunkle Haut zum Vorschein kam, die mit Narben und großen, entzündeten Stellen übersät war. »Wer ist das?« fragte Charity verblüfft. Hartmann grunzte. »Ein Dreckfresser«, sagte er. Die unüberhörbare Verachtung in seiner Stimme ließ Charity verwirrt den Blick vom Bildschirm wenden und Hartmann ansehen. Der Leutnant blickte die Gestalt auf dem Monitor mit einer Mischung aus Zorn und Ekel an. »Dreckfresser? Sie meinen...« »Überlebende?« Skudder kam neugierig näher und versuchte, zwischen Charity und Felss hindurch einen Blick auf den Bildschirm zu erhäschen. »Es gibt also noch andere Überlebende hier?« Hartmann nickte. »Wenn Sie es so nennen wollen«, antwortete er. »Sie sind Tiere! Sie sehen vielleicht aus wie Menschen, aber sie sind keine, glauben Sie mir.« Skudder wollte widersprechen, aber Charity warf ihm einen raschen, warnenden Blick zu. Der Ausdruck in Hartmanns Stimme war nicht einfach nur Verachtung. Sie hatte das sehr sichere Gefühl, daß es nicht besonders klug war, im Moment weiter auf dieses Thema einzugehen. »Weiter!« befahl Hartmann, an Felss gewandt. »Aber vorsichtig!« Fast behutsam ließ Felss den schweren Panzerwagen weiter rollen. Die Gestalt verschwand so schnell vom Bildschirm, wie sie erschienen war, aber Charity glaubte plötzlich, immer häufiger ein Huschen zwischen den Schatten der Ruinen zu gewahren. Und es vergingen nur Minuten, bis eine zweite, verdreckte Gestalt vor ihnen auftauchte. Diesmal blieb sie einen Moment reglos stehen und blickte dem näherkommenden Panzerwagen entgegen, ehe sie sich mit einer überraschend behende Bewegung umwandte und wieder im Gebüsch verschwand. Hartmann preßte zornig die Lippen aufeinander. »Verdammt!« sagte er. »Sie haben uns gesehen! Das hat uns gerade noch gefehlt!« »Wieso?« erkundigte sich Kyle. Auch er war aufgestanden und lautlos näher gekommen. »Sie können uns doch unmöglich gefährlich werden - oder?« Hartmann warf ihm einen zornigen Blick zu und wandte sich dann mit einem demonstrativen Ruck wieder dem Monitor zu. »Wie viele von diesen Überlebenden gibt es hier?« erkundigte

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