Die schlafende Armee
hob schützend den linken Arm über den Kopf, während er mit der anderen Hand nach ihr zu greifen versuchte. Charity wich seinem Griff aus, aber Lehmann, der immer noch hinter ihr stand, versetzte ihr einen Stoß, der sie auf Hartmann und den Helikopter zutaumeln ließ. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie sich Skudder drohend zu dem Soldaten umwandte, aber er konnte die Bewegung nicht zu Ende führen, denn im selben Moment hob Felss seine Schockwaffe und streckte ihn mit einem gezielten Schuß nieder. »Kommen Sie!« schrie Hartmann. »Wir müssen weg!« Lehmann wollte ihr einen weiteren Stoß in den Rücken versetzen, doch mit einer raschen Drehung wich Charity dem Gewehrlauf aus, packte sein Handgelenk und brachte ihn mit einem harten Ruck aus dem Gleichgewicht. Der Soldat stolperte, fiel hilflos auf die Knie und verlor vollends die Balance, als Charity ihm einen gezielten Hieb verpaßte. Blitzschnell drehte sie sich herum und versuchte die anderen in dem Chaos um sie herum zu entdecken. Net kniete neben dem offenbar bewußtlosen Skudder, verzweifelt darum bemüht, ihn herumzudrehen, damit er nicht erstickte, denn sein Gesicht lag in einer morastigen Pfütze. Ein knappes Dutzend Schritte entfernt kam Kyle herangestürmt, aber plötzlich stemmte sich Lehmann auf, schwenkte seine Waffe herum und drückte ab. Ein greller Laserblitz traf den Megamann in die Schulter, wirbelte ihn herum und ließ ihn hilflos zu Boden taumeln. Als Charity mit einem Schrei herumfuhr, um sich auf den Soldaten zu stürzen, trat Hartmann hinter sie und versetzte ihr einen Schlag in den Nacken, der sie bewußtlos zusammenbrechen ließ.
Kapitel 12
Sie konnte nicht sehr lange ohnmächtig gewesen sein, denn als sie erwachte, lag sie nicht auf einer Pritsche in irgendeiner unterirdischen Betonkammer, sondern auf dem harten, schaukelnden Boden eines Helikopters, der mit heulenden Turbinen über die Dächer der zerstörten Stadt hinwegraste. Ein hämmernder Schmerz saß in ihrem Rücken. Mühsam öffnete sie die Augen. Sie saß zwischen den beiden ungepolsterten Metallbänken, die den hinteren Teil des Helikopters beanspruchten, und dann sah sie die Mündung einer Schockwaffe, die direkt auf ihr Gesicht zielte. Einen halben Meter hinter dieser Mündung gewahrte sie Lehmann, der nervös am Abzug der Waffe spielte und sie aus zusammengekniffenen Augen anschaute. »Keine Sorge«, erklang plötzlich Hartmanns Stimme. »Ihnen geschieht nichts, wenn sie vernünftig sind.« Charity stemmte sich umständlich auf dem schwankenden Boden der Maschine in die Höhe. Ohne auf die Waffe in Lehmanns Händen zu achten, die ihren Bewegungen mißtrauisch folgte, drehte sie sich herum und beugte sich über Skudder, der zusammengesunken auf einer der Bänke lag. Net saß, an Händen und Füßen gefesselt, neben ihm und starrte abwechselnd Hartmann und die beiden anderen Soldaten haßerfüllt an. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß Skudder nicht ernsthaft verletzt war, ließ sie sich auf die Bank sinken und blickte einen Moment aus dem Fenster. Der Helikopter raste so tief über die Ruinenstadt hinweg, daß es Charity fast wie ein Wunder vorkam, daß er nicht längst mit irgend etwas kollidiert war. Sie löste ihren Blick vom Fenster und sah wieder Hartmann an. »Das war von Anfang an so geplant, nicht wahr?« fragte sie. »Nein«, antwortete Hartmann. »So war es nicht geplant.« »Hatten Sie vielleicht nicht vorgehabt, einige von ihnen am Leben zu lassen?« Hartmann seufzte. »Ich verstehe Ihre Verbitterung, Captain Laird«, sagte er. »Aber ich schwöre Ihnen, daß das nicht geplant war.« »Ich verstehe«, murmelte Charity. »Ein bedauerlicher Unfall, nicht wahr?« »Wir haben dieses Nest seit zehn Jahren gesucht«, antwortete Hartmann ernst. »Wir wußten, daß es irgendwo direkt vor unserer Nase sein mußte. Aber wir wußten eben nicht, wo. Und als Ihre Freunde uns mitnahmen, da...« »Da dachten Sie, es wäre eine gute Gelegenheit, ein bißchen zu spionieren«, unterbrach ihn Charity zornig. »Wenn Sie es so ausdrücken wollen.« »Diese Helikopter waren die ganze Zeit über in unserer Nähe«, fuhr Charity fort, »habe ich recht?« »Ja.« »Das war Mord, Hartmann«, sagte Charity bitter. »Diese Menschen haben uns nichts getan. Im Gegenteil - sie haben einem Ihrer Männer das Leben gerettet.« »Ich habe das nicht gewollt!« verteidigte sich Hartmann plötzlich fast schreiend. »Aber als ich den Gleiter sah, da dachte ich, er
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