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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mehr. Ihr Blick glitt über Sterns Körper. Sie konnte seinen Oberkörper erkennen - alles, was sich unterhalb seiner Hüften befand, war unter einer Schicht der gleichen, grauweißen Fäden verschwunden, die die Wände und einen Teil der Decke bedeckt hatten, ehe die Explosion erfolgte. Die Jared, die sie hier heruntergeführt hatten, hatten behauptet, es wäre nur eine Art Verband, um die schlimmsten Wunden des Mannes zu bedecken, die er tatsächlich an Beinen und Unterleib davongetragen hatte. Aber Helen spürte, daß das nicht die Wahrheit war; zumindest nicht die ganze Wahrheit. »Nun?« fragte Gurk. Helen riß sich mühsam von dem schrecklichen Anblick los und sah den Zwerg an. »Ich glaube, er hat noch einmal Glück gehabt«, sagte sie. Gurk betrachtete sie mit gerunzelter Stirn, dann lachte er leise. »Du bist vielleicht ein Herzchen«, sagte er. »Wir haben keine Ahnung, ob wir die nächsten fünf Minuten überleben, und du hast Angst, daß ihm ein Stein auf den Zeh gefallen ist.« Helen ignorierte den beißenden Spott in Gurks Worten und sah fragend zu dem Zwerg auf. »Was ist dort oben passiert?« »Woher soll ich das wissen?« antwortete Gurk grob. Trotzdem legte er den Kopf in den Nacken und blickte die Decke aus eng zusammengekniffenen Augen an, als könne er die Antwort auf Helens Fragen dort ablesen. »Vielleicht ist der ganze Schuppen in sich zusammengebrochen«, sagte er schließlich. »Oder Stones Kanoniere haben endlich unsere neue Adresse herausgefunden und versucht, der Sache ein für allemal ein Ende zu machen. Aber sie haben es wieder einmal verbockt.« Helen erschrak. Auf den Gedanken, daß die Moroni vielleicht ein neuen Atombombenangriff geflogen waren, war sie bisher nicht einmal gekommen. Dabei sprach einiges dafür: die fürchterliche Explosion, das Beben, die entsetzliche Hitze, die durch den meterdicken Stein zu ihnen herabgedrungen war... Sie weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu denken. »Wir sollten versuchen, irgendwie herauszukommen«, sagte Gurk. Mißmutig betrachtete er die wenigen überlebenden Jared, die sich zwar wieder auf die Füße erhoben hatten, aber mit leeren Gesichtern und ausdruckslosen Augen herumstanden, als hätten sie überhaupt nicht begriffen, was geschehen war. »Ich schätze«, sagte Gurk, »von den Wilden haben wir nicht viel Hilfe zu erwarten.« Er legte den Kopf schräg und sah Helen fragend an. »Kannst du graben?« »Wieso? Gurks übergroßer Kahlkopf deutete auf den Eingang, der unter einer Lawine von Steinen und Erdreich verschwunden war. »Weil wir das Zeug da irgendwie zur Seite schaffen müssen«, antwortete er. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht - aber ich habe keine Lust, zu warten, ob sie uns herausholen oder nicht.« Helen betrachtete den verschütteten Eingang einen Moment lang. Sie glaubte nicht, daß sie es schaffen würden, den Eingang frei zu legen. Trotzdem stand sie auf und folgte Gurk. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, daß die Decke nicht bei der geringsten Erschütterung vollends zusammenbrechen würde, begannen sie vorsichtig damit, größere Steine und Felsbrocken beiseite zu rollen. Sie kamen überraschend gut voran. Schon nach einer Stunde hatten sie den Schuttberg so weit abgetragen, daß sie die Tür sehen konnten - und Helen registrierte erleichtert, daß der Treppenschacht hinter der geborstenen Eichentür nicht verschüttet war. Von oben drang flackernder Feuerschein herab. Sie arbeiteten weiter, bis sie auf einen Balken stießen, der gut drei Meter lang war und eine halbe Tonne wiegen mußte. So sehr sie sich anstrengten, es gelang ihnen nicht, ihn auch nur ein winziges Stück von der Tür fort zu zerren. Gurk richtete sich ächzend auf und betrachtete das halbe Dutzend Jared, das ihrem Tun teilnahmslos zusah. »He, ihr stummen Idioten«, keifte er, »wie war's, wenn ihr aufhört, uns anzugaffen und euch ein wenig nützlich macht? Ihr konntet zum Beispiel...« Gurk brach überrascht mitten im Satz ab, als die Jared wie auf ein gemeinsames Kommando hin aus ihrer Starre erwachten. Wortlos, aber mit einer Kraft, die den Gnom erstaunte, stürzten sie vor und begannen gemeinsam, an dem Balken zu zerren. Selbst einige der schwerer verletzten Jared versuchten, auf Händen und Knien zu ihnen zu kriechen, um ihren Kameraden zu helfen. Gurk trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück. »Was ist denn plötzlich in sie gefahren?« wunderte er sich. »Ich weiß es nicht«, murmelte Helen. »Aber irgend etwas

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