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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erfüllte ihn der Anblick des Jared mit Erleichterung. Er war sehr froh, daß Gyell den heimtückischen Angriff überlebt hatte. Kyle ging weiter, schlug einen respektvollen Bogen um die Ameise, die ihm mit Kokons beladen entgegenkamen, und betrat schließlich den Dom. Der Anblick der Zerstörung, der sich ihm bot, war erschreckend. Die beiden Raketen, die der Helikopter in das Gebäude gefeuert hatte, waren an der rückseitigen Wand explodiert und hatten sie vollständig zerstört. Das Nest unter der Decke war zerfetzt, und die Königin selbst lag unter einem ganzen Berg von Trümmern und geschwärzten Balken begraben. Dutzende von Ameisen bemühten sich hektisch um das riesige Geschöpf, das leise, wimmernde Schreie ausstieß. Kyle glaubte nicht, daß sie es überleben würde. Er wußte, wie unglaublich zäh diese gigantischen Gebärmaschinen waren, aber das Geschöpf hatte furchtbare Verletzungen davongetragen. Zwei seiner sechs Beine waren abgerissen, und die Strümpfe bluteten heftig. Kyle senkte hastig den Kopf, als ein Auge der Königin sich für einen Moment auf ihn richtete. Plötzlich hatte er das Gefühl, daß die Kreatur ihn erkannte; daß sie ganz genau wußte, wer er wirklich war und was er hier tat. Dann hörte er den Schrei. Er war sehr leise. Keiner der anderen Jared und auch keine der anwesenden Ameisen nahmen ihn wahr; aber Kyles überscharfes Gehör registrierte ihn deutlich - und er erkannte auch die Stimme. Der Kopf der Königin ruckte im gleichen Moment herum. Der Blick ihres riesigen Facettenauges richtete sich auf eine schmale Tür in der zerstörten Rückwand des Domes. Dann erscholl der Schrei erneut, und Kyle hörte andere, schrille Schreie, nicht die von Menschen, sondern das wütende Pfeifen von Tieren, gefolgt von den unverkennbaren Lauten eines heftigen Kampfes. Ohne auch nur einen weiteren Gedanken an seine Sicherheit zu verschwenden, rannte er los. Zwei, drei Ameisen blickten mißtrauisch auf, wandten ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder der verletzten Königin zu, die im gleichen Moment heftig zu zittern begonnen hatte. Ein Teil des Trümmerberges, unter dem sie eingeklemmt war, geriet ins Rutschen, als sie sich aufbäumte. Kyle erreichte die Tür und stürmte hindurch. Der Lärm des Kampfes verstärkte sich. Kyle blieb eine halbe Sekunde stehen, um sich zu orientieren, und lief dann auf eine Tür zu, hinter der sich eine steinerne Treppe in engen Windungen in die Tiefe schraubte. An ihrem Ende befand sich eine Holztür, hinter der er ein flackerndes, rotes Licht und hektische Bewegungen ausmachte. Kyle sprengte die Tür mit einem Fußtritt auf und stürmte hindurch. In dem Kellergewölbe tobte ein erbitterter Kampf. Ein halbes Dutzend Jared wehrte sich verzweifelt mit Stöcken oder Steinen gegen eine Übermacht riesiger, graubrauner Ratten, die mit wütenden Pfiffen auf sie eindrangen und mit Zähnen und Klauen nach ihnen schnappten. Die Barbaren kämpften mit einer Erbitterung und einem Mut, der selbst Kyle überraschte; trotzdem sah er auf den ersten Blick, daß es am Ausgang des Kampfes keinen Zweifel gab, denn aus einem Loch an der gegenüberliegenden Wand strömten immer mehr Ratten nach. Kyle sah sich suchend um und entdeckte schließlich Gurk, der breitbeinig über einer reglosen Gestalt stand, ein rostiges Eisenstück schwang und sich mit überraschendem Erfolg gegen die Ratten zur Wehr setzte. Dann sah Kyle, um wen es sich bei der reglosen Gestalt handelte, und sprang mit einem Schreckensruf los. Er kam nur einen Schritt weit. Ein Nager sprang ihn an und verbiß sich in seiner Schulter. Mit einer einzigen, wütenden Bewegung schüttelte er die Ratte ab, riß sie in die Höhe und warf sie mit aller Kraft gegen die Wand. Er stürmte weiter, aber sofort griffen ihn weitere Tiere an. Kyle trat zornig um sich, nahm zwei, drei weitere schmerzhafte Bisse in Hände und Oberschenkel hin und zog seine Waffe. Er wagte es nicht zu schießen, aber der Kolben der kleinen Pistole gab eine passable Keule ab. Mit zwei, drei weiteren wuchtigen Hieben verschaffte er sich Luft, kämpfte sich auf den Eingang des Tunnels zu, aus dem die Ratten herausquollen, und feuerte. Die lautlose Lichtflut aus der Mündung der kleinen Pistole verwandelte ein halbes Dutzend der riesigen Bestien in Staubwolken. Kyle konzentrierte den Strahl auf den Eingang des Tunnels und hielt den Finger fast eine halbe Minute auf dem Auslöser, bis er sicher war, daß in dem Loch nichts mehr lebte. Dann fuhr

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