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Die schlafende Stadt

Die schlafende Stadt

Titel: Die schlafende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steiner
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breiten Korridor, indem sich auch die Stiegen nach oben befanden. Darius erklomm die Stufen, bis er im dritten Stock vor einer Tür stand, die bereits einen Spalt weit offen stand.
    „Treten Sie ein, Suchender!“ sagte eine vertraute Stimme. Auf einem bequemen Schaukelstuhl saß Uriel und hatte ein Kelchglas in der Hand, das er gleich wegstellte, um Darius zu begrüßen.
    „Setzen Sie sich! Ich bin begierig, Neuigkeiten zu hören!“
    „Ich hoffte eher auf Neuigkeiten von Ihnen“, gab Darius zurück und ließ sich auf einer gepolsterten Couch nieder. „Mittlerweile weiß ich kaum noch, was ich glauben und sogar wahrnehmen soll.“
    „Ich werde Ihnen gerne sagen, was ich kann. Doch ich muss vorausschicken, dass weder ich selbst, noch die anderen unserer Bruderschaft alles durchschauen von dem, was passiert. Uns eint zunächst nur der Wunsch nach selbständigem Erkennen und der Widerstand gegen all die, die uns dies verwehren wollen.“
    ‚Wenn dies jetzt eine Falle ist und ich erzähle, was ich erlebt habe, so ist mein Dasein vielleicht für immer beendet’ sagte sich Darius. Er brachte kein Wort heraus.
    „Was ist mit Ihnen?“
    Darius schwieg. Unsicher starrte er Uriel an. Er versuchte ein Lächeln.
    „Ich weiß, was Sie denken.“
    Uriel wies einladend auf den Sessel ihm gegenüber.
    „Es ist schwer, sich sicher zu fühlen. Wem können wir vertrauen?“
    Uriel sah Darius aufmerksam ins Gesicht. Darius nahm zögerlich Platz. Er sah betreten zu Boden.
    Uriel nahm das Gespräch wieder auf.
    „Sie hatten Kontakt mit der anderen Seite, nicht wahr?“
    Darius machte nach wie vor keine Anstalten, etwas zu sagen. Er hatte plötzlich Angst. Was auch immer er jetzt sagte, es könnte etwas Schlimmes bedeuten. Das Bild des gequälten, bei lebendigem Leibe ausgeweideten Mannes hatte sich zu qualvoll in sein Hirn gebrannt. Unwillkürlich packte er sich an seinen Bauch. Sein ganzer Körper hatte sich kurz verkrampft.
    Uriel beobachtete ihn.
    „Ich sehe, dass Sie sich fürchten. Sie sind sich nicht sicher, ob mir zu trauen ist. Das ist verständlich.“
    Er beugte sich zur Seite und kramte in einer kleinen Ledertasche.
    „Hier“, sagte er und breitete ein mehrfach gefaltetes, großformatiges Papier auf dem Tischchen aus. Er winkte Darius mit einer Handbewegung zu sich.
    „Dies ist eine Karte der gesamten Küstenregion der Stadt“, sagte Uriel. „Wir haben alles aufgezeichnet, was uns bisher bekannt ist. Womöglich könnten Sie inzwischen einiges ergänzen.“
    Darius sah gebannt auf die filigrane Zeichnung. Er erkannte deutlich das Schloss im oberen Bereich mit dem Turm, der im Zentrum als Kreis erschien. Alle ihm bekannten Straßen waren da mit ihren Namen, ebenso die Treppen und Unterführungen. Auch der Hafen war verzeichnet, mit allen Verwaltungsgebäuden und verbotenen Bezirken. Neugierig suchte er vertraute Stellen. Richtig, da war sein Kloster mit dem Observatorium. Weiter unten, in Hafennähe erkannte er die große Bibliothek. Sorgfältig verfolgte er die Straßenläufe und ging in Gedanken noch einmal den Weg oberhalb des Hafens entlang, wo er damals von Tagesanbruch überrascht worden war. Da war die Treppe, die so hastig hinaufgestiegen war und dort der Hohlweg, wo er noch gedacht hatte, sich vor dem Licht verbergen zu können. Seine Erregung nahm schlagartig zu, als er entdeckte, dass der Pfad an der Klippe ebenfalls eingezeichnet war. Eine feine Linie bezeichnete genau seinen Verlauf durch die Felsen, direkt an den steilen Felsen oberhalb der Brandung. Und auch die Höhle war dort, genau mit ihrem Knick, der ihn so gnädig vor dem brennenden Sonnenlicht geschützt hatte, bis zu dem Raum mit der merkwürdigen Inschrift. Das kaminartige Loch war mit einem ausgefüllten Kreis markiert. Von dort aus setzte sich eine Linie fort – ein unterirdischer Weg, der mitten durch den Fels führte und sich bald in Richtung des Schlosses orientierte. Darius stutzte, als er entdeckte, dass dieser Weg unter dem Kloster hindurch führte.
    „Ich sehe, dass ich Ihnen eine interessante Information verschaffen konnte“, sagte Uriel. „Wie Sie sehen, sind auf der Karte einige Wege verzeichnet, die dort sicher nicht verzeichnet sein sollten.“
    Uriel sah ein wenig triumphierend aus. „Ich sehe, dass Sie etwas davon bereits kennen.“
    Darius sah auf. „Woher kennen Sie diese Wege?“, fragte er. „Wohin führen sie. Was ist ihr Sinn?“
    „Es sind geheime Wege. Sie verlaufen unterhalb der Stadt und verbinden auf

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