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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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verströmten ein weiches gelbes Licht, das einen Moment lang auf Frau Banbers Gesicht fiel.
    »Sagen Sie ihm nicht, dass ich hier bin!«, forderte er sie eindringlich auf. »Sie dürfen ihm nicht sagen, dass ich hier bin!«
    Entweder war es die Angst in seiner Stimme oder das Leuchten der beiden Gegenstände, das Frau Banbers Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. Sie sah plötzlich weniger verträumt aus.
    »Ich weiß zwar nicht, was hier vor sich geht, aber es gefällt mir nicht!«, schnappte sie. »Niemand betritt mei ne Bibliothek ohne meine Erlaubnis! Geh und versteck dich hinter den Zoologiebüchern, Arthur! Ich werde mich um diese Person kümmern.«
    Das ließ sich Arthur nicht zweimal sagen. Er ging, so schnell er es wagte, vom Fenster weg in das Labyrinth der Bücherregale. Er merkte, wie sich seine Lunge zusammenzog und ihre Dehnbarkeit verlor: Stress und Furcht gaben seinem Asthma bereits Nahrung.
    Er stoppte hinter den Zoologieregalen und duckte sich auf den Boden, sodass er durch zwei Regalreihen die Eingangstür im Blick hatte, wo Frau Banber an ihrem Schreibtisch Wache hielt. Sie hielt einen Scanner in der Hand und nahm ärgerlich Bücher auf; der Scanner piepte alle paar Sekunden, wenn sein Infrarotauge über einen Strichcode glitt.
    Arthur versuchte, langsam zu atmen. Vielleicht konnte der gutaussehende Mann ja nicht hereinkommen. Und wenn er vorne wartete, könnte Arthur durch den Perso naleingang entkommen, den er hinten gesehen hatte.
    Ein Schatten fiel durch die Tür, und Arthurs Atmung setzte schlagartig aus. Einen Moment lang dachte er, sei ne Lunge sei versiegelt, aber es war nur ein Augenblick der Panik. Als er den Atemzug vollendete, blieb der gutaussehende Mann vor der Tür stehen.
    Er streckte eine weiß behandschuhte Hand aus und stieß die Tür auf. Eine hoffnungsvolle Sekunde lang glaubte Arthur, er könne diese Türschwelle nicht überschreiten, aber dann betrat der Mann die Bücherei. Im selben Moment gaben die Anti-Diebstahl-Scanner ein klagendes »Biep« von sich, und die grünen Lichter am Türrahmen erloschen.
    Frau Banber schoss wie ein geölter Blitz hinter ihrem Schreibtisch hervor.
    »Dies ist eine Schulbücherei«, erklärte sie frostig. »Besucher müssen sich zuerst im Sekretariat anmelden!«
    »Mein Name ist Mittag«, sagte der Mann. Seine Stimme war tief und wohlklingend, und er hörte sich wie ein berühmter britischer Schauspieler an – wie ein beliebiger berühmter britischer Schauspieler. »Ich bin Privatsekretär und Mundschenk von Herrn Montag. Ich suche einen Jungen. Ar-tor.«
    Er hatte eine silberne Zunge, bemerkte Arthur. Buch stäblich aus Silber, und sie glänzte in seinem Mund. Sei ne Worte waren sanft und ebenfalls glänzend. Arthur wäre am liebsten hervorgekommen und hätte gesagt: »Hier bin ich!«
    Offensichtlich ging es Frau Banber nicht anders. Arthur konnte sehen, dass sie zitterte, und ihre Hand hob sich – fast so, als ob sie auf sein Versteck zeigen wollte. Aber irgendwie zwang sie sie wieder herunter.
    »Das … das ist mir egal«, sagte Frau Banber. Sie schien kleiner geworden zu sein, und ihre Stimme hörte sich plötzlich schwach an. »Sie müssen … Sie müssen sich anmelden …«
    »Wirklich?«, fragte Mittag. »Können Sie nicht ein paar Worte erlauben …?«
    »Nein, nein«, flüsterte Frau Banber.
    »Das ist bedauerlich«, meinte Mittag. Seine Stimme war kälter geworden, autoritär und bedrohlich. Er lächel te, aber es war ein grausames Lächeln, das nicht über seine dünnen Lippen hinausreichte. Er fuhr mit einem behandschuhten Finger über ein Bücherregal und hielt ihn Frau Banber vor die Augen. Die Spitze war mit grauem Staub bedeckt.
    Die Bibliothekarin starrte auf den Finger, als wäre es die Lampe ihres Augenarztes.
    »Der Frühjahrsputz ist fällig«, sagte Mittag. Er blies auf den Staub, und eine kleine Flocke landete auf Frau Banbers Gesicht. Sie blinzelte einmal, nieste zweimal und fiel zu Boden.
    Arthur beobachtete entsetzt, wie Mittag behutsam über die Bibliothekarin hinwegstieg und an ihrem Schreibtisch vorbeischritt. Eine Sekunde lang dachte er, Frau Banber sei tot, bis er sah, wie sie versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Ar-tor!«, rief Mittag sanft und silberzüngelnd. Er war unmittelbar hinter dem Schreibtisch stehen geblieben und betrachtete die Regale mit offenkundigem Misstrauen. »Komm heraus, Ar-tor! Ich will mich nur mit dir unterhalten.«
    »Ar-tor!«
    Die Stimme war befehlend, und wieder verspürte

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