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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Arthur das Bedürfnis, sich zu zeigen und zu Mittag zu rennen. Aber gleichzeitig spürte er eine entgegengerichtete Kraft, die von dem Atlas und dem Schlüssel in seinem Schulranzen ausging, ein beruhigendes Vibrieren, wie das Schnurren eines Kätzchens, das die Macht von Mittags Worten abschwächte. Arthur öffnete den Ranzen, nahm den Schlüssel in die Hand und ließ den Atlas in seine Hemdtasche gleiten. Beides fühlte sich außerordentlich tröstlich an, und er bemerkte, dass ihm das Atmen leichter fiel.
    Mittag runzelte die Stirn, was seinen attraktiven Gesichtszügen eine momentane Hässlichkeit verlieh. Dann streckte er seine weiße Hand aus und öffnete einen kleinen Schrank, der in dem Augenblick materialisierte, als er danach griff. Darin war ein Telefon. Ein sehr altes Telefon mit einer Hörmuschel an einem Kabel und einem separaten, trichterförmigen Mundstück.
    »Herrn Montag«, sprach Mittag in das Mundstück.
    Arthur konnte jemand am anderen Ende der Leitung murmeln hören.
    »Dies ist eine offizielle Angelegenheit, Sie Narr!«, schnappte Mittag. »Wie lautet Ihr Name und Ihre Nummer?«
    Am anderen Ende gab es erneutes Gemurmel. Mittag runzelte wieder die Stirn, dann legte er langsam und nachdenklich den Hörer auf, ließ ihn einen Moment ruhen und hob ihn dann wieder ab.
    »Vermittlung? Herrn Montag! Ja, sofort! Ja, ich weiß, von wo ich anrufe. Hier spricht Montags Mittag. Danke.« Es gab eine Pause, dann war er mit Herrn Montag verbunden. »Sir? Ich habe den Jungen in der Falle.«
    Arthur konnte Herrn Montag deutlich gähnen hören, bevor dieser antwortete. Seine Stimme tönte nicht nur aus dem Hörer, sondern hallte durch die gesamte Bibliothek.
    »Haben Sie den Minutenschlüssel? Er muss sofort zu mir zurückgebracht werden!«
    »Noch nicht, Sir«, antwortete Mittag. »Der Junge hat sich in einer … Bibliothek versteckt.«
    »Es ist mir egal, wo er sich versteckt!«, schrie Mon tag. »Besorgen Sie den Schlüssel!«
    »Eine Bibliothek, Sir«, wiederholte Mittag geduldig. »Da gibt es viel Gedrucktes. Auch das Vermächtnis könnte hier versteckt sein …«
    »Das Vermächtnis! Das Vermächtnis! Dieses Geschwätz langweilt mich dermaßen! Tun Sie, was immer getan werden muss! Sie haben Generalvollmacht! Benutzen Sie sie!«
    »Ich brauche das schriftlich, Sir«, antwortete Mittag ruhig. »Die Morgigen Tage …«
    Aus dem Hörer drang ein Geräusch, das sich wie ein Mittelding zwischen Gähnen und Knurren anhörte, und dann flog eine eng zusammengebundene Rolle daraus hervor. So schnell, dass Arthur die Bewegung gar nicht wahrnahm, beugte sich Mittag zur Seite, und als die Rol le vorbeischoss, schnappte er sie mit der freien Hand aus der Luft.
    »Danke, Sir«, sagte er und wartete. Vom anderen Ende kam keine Antwort, nur ein langes Schnarchen.
    Mittag legte den Hörer auf und schloss den Schrank sorgfältig. Als die Tür zuklappte, löste sich der Telefonschrank in Luft auf.
    Mittag entrollte das Pergament und las es. Dieses Mal überzog ein echtes Lächeln flüchtig sein Gesicht, und in seine Augen trat kurz ein rotes Leuchten. »Das ist deine letzte Chance herauszukommen«, sagte Mittag im Plauderton. »Ich kann die Bringer jetzt hereinlassen. Sie werden dich schnell aufstöbern, Ar-tor.«
    Arthur gab keine Antwort. Mittag stand da und klopfte sich mit der Rolle an den Oberschenkel. Hinter ihm zog sich Frau Banber an ihrem Schreibtisch hoch und nahm den Telefonhörer ab. Arthur beobachtete die beiden in Panik und hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Sollte er Frau Banber helfen? Sollte er aufgeben? Vielleicht würde Mittag ihn in Ruhe lassen, wenn er ihm den Schlüssel gäbe?
    Frau Banber, der die Hände so stark zitterten, dass sie kaum den Hörer halten konnte, begann eine Nummer einzutippen. Das Zahlenfeld piepte, und Mittag fuhr herum. Seine Flügel entfalteten sich explosionsartig, große Flügel aus Federn, die einmal weiß und strahlend gewesen sein mussten, jetzt aber dunkel befleckt waren mit irgendetwas Abscheulichem, vielleicht sogar mit Blut.
     

     
    Mittags Schwingen warfen einen schrecklichen Schatten auf die Bibliothekarin, als er die Hand ausstreckte und zur Faust ballte. Ein feuriges Schwert erschien darin, das er auf das Telefon niedersausen ließ; die Klinge schmolz es augenblicklich, und die Papiere auf dem Schreibtisch gingen in Flammen auf. Frau Banber taumelte rückwärts und brach in der Nähe der Eingangstür zusammen, während sich unter der Decke der Rauch in Schwaden

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