Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag
gegangen.
Arthur drehte sich um und rannte wieder los. Aber er hatte kaum ein paar Schritte zurückgelegt, als er das Rauschen und Schlagen gigantischer Flügel über sich hörte. Ein kalter Schatten schob sich über seinen Kopf, und Mittag landete genau vor seinen Füßen. Er spreizte die Schwingen weit, das Flammenschwert erschien in seiner Hand, und die Spitze war genau auf Arthurs Kehle gerichtet.
»Gib mir den Schlüssel!«, befahl Mittag ruhig.
»Nein«, wisperte Arthur. » Ich habe ihn bekommen!«
»Das war ein Fehler, du dummer Junge!«, sagte Mit tag. Er schaute durch ein Fenster auf die Sonne und zog die Stirn kraus. »Gib ihn heraus, das kreisförmige Ende nach vorne! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«
Etwas an dem Stirnrunzeln und der Art, wie er die letzten Worte gesagt hatte, brachten Arthur auf eine Idee. Er blickte zu Boden und gab vor, über die Herausgabe des Schlüssels nachzudenken, aber in Wirklichkeit sah er auf seine Uhr: Es war eine Minute vor eins.
»Ich weiß nicht so recht«, murmelte Arthur. Verzweifelt sah er sich um. Er konnte die Bringer hinter sich kommen hören, und das Flammenschwert war nahe genug an seiner Kehle, um ihn vor der Hitze zurückzucken zu lassen. Der Schweiß lief ihm von der Stirn und brannte ihm in den Augen. Aber wenigstens konnte er atmen, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass es damit vorbei sein würde, sobald er den Schlüssel losließe.
»Gib mir den Schlüssel!«
»Komm und hol ihn dir!«, rief Arthur. Er drehte sich wie ein Diskuswerfer um sich selbst, schleuderte den Schlüssel durch den Gang auf die nächste Tür zu und stürzte ihm nach.
Das äußerste Ende des Schwertes erwischte ihn am linken Arm, als er losrannte, und ein durchdringender Schmerz schoss ihm von der Schulter bis in den Ellbogen. Mittag schrie etwas, aber Arthur hörte es nicht. Seine Lunge war erstarrt, sowie er den Schlüssel losgelassen hatte, und plötzlich bekam er kaum noch Luft, vielleicht nicht einmal genug für die letzten paar Schritte.
Er hatte erwartet, dass der Schlüssel von der Tür abprallen und zu Boden fallen würde, sodass er ihn würde aufheben müssen, aber der Uhrzeiger war wie ein mit äußerster Präzision geworfener Dolch durch den hauchdünnen Spalt zwischen Tür und Wand geflogen. Stattdessen krachte nun Arthur gegen die Tür, und wieder geschah etwas Unerwartetes. Die Tür war gar nicht verschlossen, und anstatt dass Arthur abprallte und Mittags Flammenschwert entgegentaumelte, fiel er mit einem Knall hindurch und kugelte über den Boden. Er landete mit der flachen Hand auf dem Schlüssel und schloss energisch die Finger darum. Mit dem Schlüssel in der Faust spürte er, wie herrliche Luft in seine Lunge ström te, und das Brennen auf seinem Arm war nur noch ein dumpfer Schmerz.
»Deine lächerlichen akrobatischen Übungen sind wirklich völlig zwecklos«, sagte Mittag, als er durch die Tür schritt. »Gib mir den Schlüssel, und ich werde dir gestatten wegzukriechen. Andernfalls werde ich dir die Hand abschneiden und ihn mir nehmen.«
Arthur schaute auf seine Uhr. Der Sekundenzeiger glitt auf die Zwölf zu; es war fast eins. Seine Uhr ging sehr genau, und er hatte sie erst vor einer Woche oder so gestellt.
Langsam lockerte er den Griff um den Schlüssel, als ob er Mittags Anweisung Folge leisten wollte. Sogleich begann sich seine Lunge zusammenzuziehen, und das Brennen am Arm kehrte zurück.
»Beeil dich!«, rief Mittag. Er hob das Schwert, und die Flamme loderte noch heller und heißer.
Der Sekundenzeiger war auf der Elf. Arthur schluckte, als ihm klar wurde, dass er dabei war, seine Hand – sein Leben – auf eine bloße Vermutung hin zu verwetten: Die Vermutung, dass Mittag nur für die eine Stunde zwischen Mittag und ein Uhr hier, in Arthurs Welt, sein konnte.
»Nein!«, schrie Arthur, schloss die Faust um den Schlüssel, machte die Augen zu und wich zurück. Das Letzte, was er sah, war der rote Widerschein in Mittags Augen und das flammende Schwert, das auf seine Hand niederfuhr.
Aber der Schmerz blieb aus. Arthur öffnete die Augen: Der Sekundenzeiger seiner Uhr hatte die Zwölf überschritten, der Stundenzeiger stand auf der Eins. Von Montags Mittag war keine Spur zu sehen, und die Bringer waren still, obwohl sie nach wie vor vor der Tür geiferten. Über den Fußboden zog sich eine glimmende Aschespur, einen Fingerbreit von Arthurs Hand entfernt. Er starrte sie an und fragte sich, wie Mittag ihn hatte verfehlen können.
Der
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