Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag
zum Beispiel klatschnass sein!«
Arthur konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen, während er den Sonnenbären umrundete.
»Und ich könnte einen Asthmaanfall haben. Und uns könnten sämtliche Zähne ausfallen wegen der …«
Er warf einen raschen Blick auf Tom und beschloss, nichts über die Harpune zu sagen. Vielleicht hatte sie Gefühle und wäre beleidigt. Oder Tom wäre beleidigt.
Arthur unterbrach seine Umkreisung des Sonnenbären und atmete mehrmals ein, jedes Mal etwas tiefer als vorher. Jetzt, da er sich außerhalb des Hauses aufhielt, konnte er nicht vollständig durchatmen; irgendwo lauerte die vertraute Sperre, aber sie konnte kaum als Asthma bezeichnet werden. Es war mehr eine kleinere Unannehmlichkeit, nichts im Vergleich zu seinem kurzen, krummen Bein.
Vergiss das Bein, sagte er sich. Es gibt Wichtigeres zu tun.
»Also gut, ich muss das Vermächtnis aufwecken. Wie weckt man einen schlafenden Bären auf? Oder gar einen, der Winterschlaf hält? Weiß das zufällig jemand?«
Susi schüttelte den Kopf. Tom korrigierte das Ruder und sagte dann geistesabwesend: »Ich weiß, dass Sonnenbären keinen Winterschlaf halten.«
»Tun sie nicht?«
Der Kapitän schüttelte den Kopf, und dann sah Arthur die Augenlider des Bären flattern – und ein kurzes, fast unmerkliches Heben eines Lids, wie um sich einen Eindruck von der Umgebung zu verschaffen.
»Er schläft gar nicht!«, rief Arthur und kauerte sich neben den Bären, um ihn auf die Nase zu stupsen und aufzufordern: »Wachen Sie auf, Teil Zwei des Vermächtnisses!«
Nichts geschah.
»Erzähl ihm, wer du bist«, schlug Susi vor. »Der Herrscher, meine ich, und all das!«
»Ich bin Arthur Penhaligon. Herrscher des Unteren Hauses. Rechtmäßiger Erbe … äh … der Schlüssel zum Königreich, des Unteren Hauses, des Mittleren Hauses, des Oberen Hauses … hm … der Fernen Weiten …«
»Des Großen Labyrinths, der Unvergleichlichen Gärten und der Grenzsee!«, zitierte Susi, um Arthur auszuhelfen.
»Behauptet wer?«
Im ersten Moment wusste Arthur nicht, wer gesprochen hatte, bis er bemerkte, wie sich ein Mundwinkel des Bären leicht bewegte. Er hatte eine Quiekstimme, und redete, fast ohne die Schnauze zu bewegen.
»Sagen die Paragraphen Drei bis Sieben des Vermächtnisses, das mich überhaupt erst ausgesucht hat«, entgegnete Arthur ärgerlich. »Ich habe den Job nicht gewollt, aber ich habe ihn trotzdem bekommen, also könnten Sie jetzt bitte aufstehen und mir helfen?!«
Das Vermächtnis öffnete ein Auge vollständig und musterte Arthur bedächtig von Kopf bis Fuß. »Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sagst? Du könntest irgendwer sein! Wo ist denn der Erste Schlüssel, wenn du Herrscher des Unteren Hauses bist?«
»Ich habe Dame Primus – das heißt den Ersten Teil des Vermächtnisses – zu meinem Stellvertreter bestimmt«, erklärte Arthur und bemühte sich, Autorität in seine Stimme zu legen. »Sie hat den Schlüssel. Ich will, dass Sie Grimmigen Dienstag dazu bringen, mir den Zweiten Schlüssel zu übergeben, also sollten Sie besser wach bleiben und sich überlegen, wie Sie das anstellen wollen!«
»So einfach geht das nicht«, meinte das Vermächtnis, und seine schrille Stimme war reichlich lästig. »Ich brauche es schriftlich, dass du der Rechtmäßige Erbe bist. Ein ordentliches offizielles Schreiben von Dame Primus. Teil Eins wählt den Erben aus, das ist nur recht und billig, aber das Mindeste, was man erwarten kann, ist eine korrekte Mitteilung darüber. Ohne eine solche kann ich gar nichts tun; das wäre nicht vernünftig. Und jetzt untersteh dich, mich wieder zu stören, bevor du diese Mitteilung hast!«
Das Vermächtnis schloss die Augen. Arthur streckte die Hand aus, tippte hastig die Nase des Bären an und zog sie noch hastiger zurück, als eine Klaue durch die Luft zischte, wo er eben noch mit dem Arm gewesen war.
»Ich sagte, störe mich nicht!«, quiekte das Vermächtnis. »Ich meditiere.«
»Der ist ja noch nerviger als der Erste Teil«, stellte Susi fest, »aber wahrscheinlich ist es schon ein Segen, ihn nicht im Hals stecken zu haben.«
»Wir müssen ihn – und uns selbst – von hier wegschaffen, aus der Pyramide heraus und ins Untere Haus hinein«, grübelte Arthur. »Auf dem einen oder anderen Weg. Hat Dame Primus dir gesagt, was wir tun sollen, sobald wir das Vermächtnis haben?«
»Nee«, antwortete Susi. »Vielleicht hätte ich fragen sollen – wenn man bedenkt, wie ihr letzter Plan
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