Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag
bekannt machen?«, schlug der Pfeifer vor. »Obwohl mir mittlerweile berichtet worden ist, wer Ihr zu sein behauptet. Man nennt mich den Pfeifer, und ich bin der Sohn der Architektin und des Alten. Ich bin der Rechtmäßige Erbe des Hauses.«
Kapitel Achtundzwanzig
»Oh«, sagte Arthur. »Ah, das ist jetzt aber ein bisschen vertrackt. Sehen Sie, ich bin Arthur Penhaligon, und obwohl ich mich nicht darum gerissen habe, bin ich der Herrscher des Unteren Hauses und der Fernen Weiten, der Herzog der Grenzsee und der Oberbefehlshaber und Oberherr des Großen Labyrinths, und all das, weil das Vermächtnis Ihrer Mama … das Vermächtnis der Architektin mich als Rechtmäßigen Erben erwählt hat.«
»Das Vermächtnis hat Euch ausgewählt, weil ich zu der Zeit nicht verfügbar war«, erwiderte der Pfeifer. »Das ist bedauerlich, kann aber leicht korrigiert werden.«
»Aha«, sagte Arthur. »Und wo sind Sie gewesen?«
»Ich war im Nichts«, sagte der Pfeifer und klang ein wenig verbittert. »In das mich vor siebenhundert Jahren mein abtrünniger Bruder Lord Sonntag geworfen hat.«
»Im Nichts? Hätte Sie das nicht –«
»Zersetzen müssen?«, ergänzte der Pfeifer Arthurs Satz. »Nur wenig ist von meinem leiblichen Fleisch noch übrig. Doch ich bin der Sohn der Architektin. Selbst als das Nichts mein Fleisch und meine Knochen fraß, formte ich das Nichts. Ich erschuf mir einen Ort, ein kleines Weltchen, wo ich mich erholen konnte, und dort lag ich die ersten hundert Jahre und erlangte meine Stärke wieder. In meinem zweiten Jahrhundert vergrößerte ich das Weltchen. Ich erschuf Diener, die sich um mich kümmerten, und begann, Verbindungen zum Haus zu knüpfen. In den dritten hundert Jahren fing ich an, eine Armee aufzubauen, nicht aus geistlosen Nichtlingen, sondern aus meinen Neuen Bürgern. Besseren, als Mutter gemacht hat. Sie sind mehr wie Sterbliche. Schlauer und anpassungsfähig. Mehr in Einklang mit der Vision meines Vaters. Im vierten Jahrhundert machte ich den Stachel, und im fünften begann ich zu planen, wie ich das Haus durch das Große Labyrinth betreten würde –«
Er hielt inne und schöpfte Atem.
»Aber wir sind nicht hier, um über meine Vergangenheit, sondern über meine Zukunft zu reden. Bis vor kurzem wollte ich noch nicht glauben, dass mein Teil des Vermächtnisses meiner Mutter befreit worden ist, Arthur, bis meine Ratten schließlich die Neuigkeit bestätigt haben. Jedoch bin ich nicht unerfreut über Eure Fortschritte. Ihr müsst mir nur einfach die Schlüssel übergeben, und ich werde meinen Feldzug gegen meinen verräterischen Bruder und seinen Lakaien Samstag fortführen. Ihr dürft auf Eure eigene Welt in den Sekundären Reichen zurückkehren und das Leben leben, das Euch zusteht – ich glaube, das ist auch in Eurem Sinne.«
Arthur machte den Mund auf und dann wieder zu. Er wusste nicht, was er sagen oder denken sollte. Man bot ihm an, ihn von der schrecklichen Verantwortung, die ihm aufgebürdet worden war, zu befreien.
»So einfach ist das nicht«, zischte eine Stimme neben seinem Ellbogen.
»Und was, sagt an, habt Ihr damit zu tun?«, wollte der Pfeifer wissen und beugte sich mit seiner Metallmaske dicht zum Kopf der Schlange hinunter, so dicht, dass er die wirbelnden Reihen der Buchstaben erkennen konnte, die die Illusion von Schlangenhaut erzeugten.
»Ich bin Teil Vier des Vermächtnisses der Architektin, wie Ihr sehr wohl wisst«, erwiderte die Schlange. »Und Arthur ist der Rechtmäßige Erbe. Er kann Euch nicht einfach die Schlüssel geben, denn Ihr seid nicht der Rechtmäßige Erbe.«
»Ich bin der Erbe durch das Recht der Abstammung und der Erbfolge!«
»Wenn es nur darauf ankäme, dann wäre Sonntag der Erbe«, meinte das Vermächtnis. »Er ist der Älteste.«
»Ich habe bewiesen, dass ich Ihr Erbe bin«, erklärte der Pfeifer. Er breitete die Arme weit aus und bezog das gesamte Heer der Neuen Nichtlinge in diese Geste ein. »Schaut, was ich aus dem Nichts geschaffen habe!«
»Sehr beeindruckend, aber unwesentlich«, stellte die Schlange fest. »Arthur ist der Rechtmäßige Erbe. Jetzt, da er den Vierten Schlüssel besitzt und Oberbefehlshaber ist, rebelliert Ihr nicht mehr gegen den Verräter Sonntag, sondern gegen die legitime Autorität des Hauses. Was Euch nun selbst zum Verräter macht, wenngleich Eure Loyalität ohnehin nicht immer so deutlich erkennbar war, wie man es sich gewünscht hätte.«
»Euer Ton ist allzu sehr vertraut«, bemerkte der
Weitere Kostenlose Bücher