Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag
Bett, so viel war klar, aber das Dach war grün und sehr niedrig und irgendwie durchhängend, und überall waren transparente Plastikwände.
Sie drehte den Kopf zur Seite und sah, dass es eine Krankenschwester war, die ihn festhielt. Eine Krankenschwester in einem Viren-Schutzanzug, deren Gesicht hinter einem doppelten Visier nur undeutlich zu erkennen war.
»Du bist in einem Feldlazarett, das auf dem Sportplatz, ich glaube, deiner Schule steht«, klärte die Schwester sie auf. »Alles wird wieder gut.«
»Wie lang schier?«
»Wie lange du hier bist?«
Blatt nickte.
»Ich glaube, seit einer Woche. Einer sehr hektischen Woche, aber mittlerweile geht es wieder. Immerhin haben sie die Terroristen erwischt, die dieses Ding verbreitet haben.«
»Schwas?«
»Naja, nicht exakt erwischt, denn bei der Erstürmung ihres Hauptquartiers sind sie alle ums Leben gekommen.«
Blatt schüttelte ungläubig den Kopf, bis ein noch festerer Griff diese Bewegung unterband.
»Tu das bitte nicht. Lass es ins Gefäß laufen.«
Eine Woche, dachte sie und konnte es nicht fassen. Eine Woche habe ich unter Sedierung gestanden! Aber Susi muss es gelungen sein, die Tasche zu Arthur zu bringen, sonst wäre ich jetzt nicht hier …
»O schind eine Eltern?«
»Wo deine Eltern sind?«
Blatt nickte – vorsichtig, damit nichts von der Flüssigkeit den Eimer verfehlte.
»Das müsste ich erfragen. Hier sind selbstverständlich keine Besucher zugelassen. Ich könnte mir denken, dass sie womöglich zu Hause sind.«
»Schie warn in Oschteschirkschkrankenhausch.«
Die Hand der Schwester, die den Eimer festhielt, zitterte.
»Sie waren im Ostbezirkskrankenhaus?«
Blatt nickte langsam.
»Ich werde dafür sorgen, dass sich ein Arzt für dich erkundigt«, sagte die Schwester behutsam. »Ich bin sicher, dass es ihnen gut geht, aber es gab da eine … eine Reihe von Opfern. Nach dem Hubschrauberabsturz und dem Ausbruchversuch hat die Armee … die meisten Leute dort drin … den meisten ging es gut.«
»Welsche Ag isch?«, fragte Blatt, und zwei Tränen rannen ihre Wangen hinab und fielen unbemerkt in den Eimer.
»Welcher Tag heute ist? Freitag, mein Liebes. Es ist Freitagmorgen. Ah, da kommt endlich die Ärztin, sie wird dich untersuchen wollen. Weißt du, das Lustige ist, dass sie auch Freitag heißt und nur an Freitagen arbeitet! Doktor Freitag, stell dir nur vor! Wir nennen sie Lady Freitag auf den Stationen, weil sie so … so schön und vornehm ist … oh, halt doch still!«
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