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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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und wenn sie sich eigenartig benehmen, kann man sie immer noch einschließen. Aber keins wird verletzt, verstanden?«
    »Jawohl, Sir«, bestätigte Abenddämmerung. »Da ist Marschall Mittag mit der Parlamentärsflagge.«
    Mittag stampfte mürrisch auf die Brüstung hinaus, einen Stock mit einer zusammengerollten weißen Fahne in der Hand.
    »Danke sehr, Marschall.« Arthur fühlte sich schuldig, weil er den Marschall nach der weißen Fahne geschickt hatte, und das nur, weil der Bürger ihn geärgert hatte. Seine Eltern wären angesichts dieses Machtmissbrauchs entsetzt gewesen. Wenn er nicht aufpasste, sagte sich Arthur, würde er sich nicht nur in einen Bürger verwandeln – er würde sich in einen Sir Donnerstag verwandeln. »Ich hätte einen rangjüngeren Offizier schicken sollen. Ich entschuldige mich dafür.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Mittag steif. »Habt Ihr noch weitere Befehle, Sir?«
    »Ich will, dass Sie persönlich die Leitung der Verteidigung der äußeren Bastionen übernehmen«, erklärte Arthur. »Ich werde versuchen, Zeit zu gewinnen, indem ich die Gespräche in die Länge ziehe, aber vielleicht klappt das nicht, und offensichtlich bereiten sich die Neuen Nichtlinge schon wieder auf einen Angriff vor.«
    Mittag blickte über die Zinnen der Brustwehr. »Binnen einer Stunde, würde ich sagen«, schätzte er. »Bei Sonnenuntergang.«
    »Ich nehme an, ich sollte mir etwas Imponierenderes anziehen«, überlegte Arthur laut. Er sah an seinem staubigen Kürass herab und bedachte die unordentliche und stellenweise zerrissene Uniform mit einem kritischen Blick.
    »Du trägst den Schlüssel, und der Vierte Teil des Vermächtnisses ruht auf deinem Arm«, erinnerte ihn die Schlange. »Es bedarf keiner weiteren Zierde, um deine Autorität kundzutun. Und nun, Lord Arthur, denke ich, dass du zehn Minuten Zeit finden wirst, um zu Gericht zu sitzen und Sir Donnerstag zur Verantwortung –«
    »Hören Sie bitte endlich auf, über eine Gerichtsverhandlung für Sir Donnerstag zu faseln!«, rief Arthur erbost. »Ich habe genug andere Sorgen!«
    »Wenn der Gerechtigkeit Genüge geschehen muss«, verwahrte sich das Vermächtnis pikiert, »dann sollte das nach meiner Erfahrung schnell und deutlich geschehen.«
    Arthur hörte nicht mehr hin. Einer der Offiziere hatte beiläufig eine Bleikugel oder einen kleinen Stein aufgehoben und warf ihn über die Mauer. Die Fallkurve jedoch machte Arthur stutzig; er fragte sich plötzlich, ob er die Schachtel mit der Hemdtasche weit genug geworfen und tatsächlich ins Nichts befördert hatte. Wenn sie zu kurz gefallen war, was ihm mittlerweile nur zu wahrscheinlich vorkam, dann würde er versuchen müssen, sie vom Pfeifer zurückzubekommen, um sie endgültig zu zerstören.
    »Sir Donnerstag wird vor Gericht gestellt werden«, versicherte er und konzentrierte sich wieder auf das Nächstliegende. »Er hat Feinalt und Jazebeth ermordet. Aber im Moment haben wir dafür keine Zeit. Lasst uns zu den äußeren Bastionen hinuntergehen. Marschall Mittag, würden Sie bitte vorangehen?«
    Wie bei Arthurs Ankunft in der Zitadelle führte der Weg auch jetzt über eine verwirrende Vielzahl von Tunneln, Toren, Verbindungsstegen und Wachhäuschen. Diesmal war es jedoch anders. In einem fort wurde vor ihm salutiert, und sein Arm erlahmte allmählich vom ständigen Heben des Marschallstabs. Die Marschälle sprachen die Soldaten mit Namen an, ermutigten sie und gratulierten ihnen zu den großen Leistungen, die sie während der Belagerung bereits vollbracht hatten. Arthur konnte es ihnen nicht gleichtun; jedes Mal, wenn er ihre Moral heben wollte, kamen ihm die geplanten Worte unaufrichtig vor. Also schwieg er, schritt in der Mitte der Marschälle und anderen Offiziere und war dennoch seltsam allein; jedermann hielt respektvoll Abstand, gleich wie eng die Wege waren.
    Er kam sich noch einsamer vor, als eine kleine Ausfallpforte geöffnet wurde und ein Feldwebel ihm den Stock mit der entrollten weißen Fahne reichte. Sie war riesig und hätte ohne Weiteres ein Laken für ein großes Doppelbett abgegeben, doch Arthur stellte fest, dass er sie wie eine Pike tragen konnte, indem er den Stock auf der Schulter balancierte.
    »Viel Glück, Sir«, wünschte der Feldwebel, als er Arthur durch die Pforte hinausließ.
    »Viel Glück, Sir«, wünschten auch Marschall Abenddämmerung und das Dutzend Stabsoffiziere, die nichts weiter zu tun schienen, als höherrangigen Offizieren nachzulaufen.
    Arthur machte einen

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