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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Besucher aus dem Großen Hauptquartier der Armee erhalten hatte, und auch keiner seiner alten Freunde oder seiner alten Kameraden dort hatte ihm eine Warnung zukommen lassen.
    Der Oberst zog den Kinnriemen fest und ergriff sein Exemplar der Ephemeride des 108217sten Feldzuges. Es war magisch auf seine Hände abgestimmt und würde explodieren, wenn jemand anders es auch nur berührte, weshalb sein Name auch in drei Zoll hohen Großbuchstaben auf den roten Ledereinband geprägt war. Die Ephemeride listete nicht nur auf, wann und in welcher Reihenfolge die Tore geöffnet werden mussten, sie war auch das Handbuch für die Bewegung der einzelnen Platten des Großen Labyrinths.
    Abgesehen von ein paar festen Plätzen stand das Große Labyrinth auf einem Gitternetz mit einer Million beweglicher Platten von der Größe einer Quadratmeile. Sämtliche Platten schoben sich bei Sonnenuntergang an eine neue Position und folgten dabei einem Plan, der von Sir Donnerstag ein Jahr oder mehr im Voraus festgelegt wurde. Um im Großen Labyrinth irgendwohin zu gelangen, musste man wissen, wohin die meilengroße Platte, auf der man sich befand, wanderte – beziehungsweise wohin sie nicht wanderte. Die Ephemeride enthielt auch Wissenswertes über Terrain und andere Besonderheiten der einzelnen Platten, zum Beispiel wo man Wasser und Nahrungsvorräte oder Munition und spezielle Informationen finden konnte.
    Nachdem er die Ephemeride in einer Beuteltasche an der Vorderseite seines langen Lederuniformrockes verstaut hatte, nahm Oberst Nage sein Barbarenschwert und schob es in die bronzene Scheide an seiner Hüfte. Es war eine Militärwaffe, eine der Standardwaffen der Legion und einem römischen Gladius der Welt Erde in den Sekundären Reichen nachempfunden, stammte aber aus den Werkstätten des Grimmigen Dienstags. Die Klinge war geronnenes Sternenlicht, das Heft gravitationsgehärteter Bernstein. Ein Körnchen bezaubertes Nichts, im Knauf eingeschlossen, verlieh dem Schwert einige nützliche Fähigkeiten, unter anderem seine rotierende Klinge.
    Nage öffnete die Tür und rief der Ordonnanz zu: »Lass den Besucher eintreten. Krähe werde ich in ein oder zwei Minuten empfangen.«
    Bei dem Besucher handelte es sich um einen Stabsoffizier, der die Paradeuniform der Zitadelle trug. Diese war der Sitz von Sir Donnerstags Großem Hauptquartier (oder GHQ) und einer der Bereiche des Großen Labyrinths, der nicht wanderte. Sein roter Uniformrock mit den vergoldeten Knöpfen und der schwarz lackierte Hut auf seinem Kopf waren der Ära des neunzehnten Jahrhunderts der Erde abgeguckt, jenem Lieblingsreich der Bürger des Hauses, das ihnen so viele Anregungen zum Nachahmen lieferte. Der Neuankömmling trug ein kurzes, biegsames Offiziersstöckchen unter der linken Achselhöhle, das wahrscheinlich irgendeine verzauberte Waffe war.
    »Hallo, Oberst«, begrüßte er Nage. Er nahm Haltung an und salutierte ausgesprochen elegant; Nage antwortete mit einem klirrenden Schlag der rechten Armschiene gegen seinen Kürass, die Panzerplatte, die seine Brust beschützte. »Ich bin Major Pravuil. Führe Eilbotschaft vom GHQ mit mir. Abänderung Eurer Ephemeride.«
    »Abänderung? Das hat es noch nie gegeben!«
    »Planänderung für den Feldzug«, erklärte Pravuil gelassen. »Sir Donnerstag will die Burschen diesmal richtig prüfen. Voilà. Wenn Ihr bitte rechts unten unterschreiben möchtet, Sir, und dann das Blatt auf Eure Ephemeride legen würdet.«
    Nage unterzeichnete das Papier rasch, nahm seine Ephemeride heraus und legte es sorgfältig darauf ab. Einen Moment lang geschah nichts, dann erzitterte es, als ob eine Brise durch den Raum geweht sei. Während die beiden Bürger zusahen, versank die Seite im Buch und verschwand durch den Einband wie Wasser in einem Schwamm.
    Nach kurzem Warten schlug Nage die Ephemeride beim aktuellen Tag auf. Er las zweimal, was dort stand, und sein Stirnrunzeln kehrte zurück.
    »Aber was ist das? Alle vier Tore öffnen? Das widerspricht den Dauerbefehlen!«
    »Die durch direkte Instruktion Sir Donnerstags aufgehoben werden.«
    »Ich habe aber keine volle Garnison hier, müsst Ihr wissen«, gab Nage zu bedenken. »Wir sind unterbesetzt. Mir steht nur eine Kohorte der Legion und eine Truppe Grenzer zur Verfügung. Wenn die Feste nun attackiert wird, während die Tore noch geöffnet sind?«
    »Ihr werdet sie verteidigen«, meinte Pravuil. »Es wird nichts weiter als der übliche Nichtlingspöbel sein. Nur mehr als

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